Praxis
Sound
Die vorinstallierten Sample-Packs „all star hip hop“, „cinematic indie“, „dark trap“, „desert rock“, „funk out“ und „future house“ klingen durch die Bank sehr fett – dafür ein ausdrückliches Lob! Jedes Paket hat einen sehr modernen Touch und wirkt richtig frisch. In sich sind die thematischen Sounds sehr gut abgestimmt, interessanterweise beißen sich auch untereinander die Loops der verschiedenen Genres kaum. Wer sich weiterhin inspirieren lassen möchte, findet im Content Store genug Auswahl. Auch diese Inhalte sind akustisch und visuell stark.
Der Timestretching-Algorithmus klingt ebenfalls vernünftig, grundsätzlich etwas langsamere Hip-Hop-Sounds lassen sich so auch schnell von 90 auf 125 BPM bringen, ohne dabei ihre gute Qualität zu verlieren.
Workflow
Wie bereits erwähnt, fällt die Einarbeitung nicht ganz so leicht. Sobald man aber den Überblick gewonnen hat, ist der Umgang mit Wave hin zu befriedigenden Ergebnissen rasend schnell. Einmal verstanden, ist der Aufbau der App wirklich sinnvoll. Ein wenig irritierend ist, dass es nicht so etwas wie eine Hauptansicht gibt, daran gewöhnt man sich aber auch.
Die einzelnen geladenen Pads lassen sich per Streichgeste nach unten stummschalten, die entgegensetzte Richtung lässt sie wieder erklingen. Generell sind die Bedienoberflächen allesamt sehr flüssig zu betätigen, das Handling von Wave fühlt sich dadurch immer gut und angenehm an.
Die toll umgesetzte Kontrolle über die Länge und Position der Loops lässt sich kreativ einsetzen, beispielsweise, um in der Performance zu variieren oder um Highlights zu setzen. Ehrlich gesagt war mir bis dahin anscheinend nicht richtig bewusst, wie mächtig die Variation von Loops sein kann. Allerdings habe ich auch wenig Anwendungen mit einem ähnlich griffigen Zugang dazu gesehen, Hut ab dafür. Auch das Slicen der Samples funktioniert erstaunlich gut, der dazugehörige Mini-Sequencer ist eine tolle Idee, um vorhandene Sounds schnell neu zusammenzusetzen. Diese Funktion war im Test auch mein geheimer Favorit.
Sehr gut umgesetzt ist auch das Befüllen der Clips. Ein Klick auf ein Pad, ein Klick auf ein Instrument der Discovery-Wabe, schon sitzt ein meistens gut passender Loop im Mix. Dem Auto-Modus konnte ich trotz zahlreicher Versuche keine einzige schlecht klingende Kombination entlocken, dementsprechend kommt man wahnsinnig schnell zu gut klingenden Kreationen.
Auch die zahlreichen Export-Möglichkeiten machen Spaß. Cool wäre noch gewesen, Ableton-Sets auch umgekehrt in Wave hinein laden zu können. Das würde beim Import Zeit sparen und den Rahmen der Möglichkeiten noch erweitern.
Sample Editing
Nun zum Sample-Editing, an das ich durch die fehlenden Funktionen der Launchpad App und der vom Hersteller bewusst hergestellten Nähe beider Apps gewisse Erwartungen hatte. Leider kann auch Waves meine Hoffnungen diesbezüglich nicht erfüllen, richtigen Zugriff auf die Audiodateien bekommt man auch nicht. Weder Hüllkurven noch Effekte stehen zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung. Eigene Aufnahmen mit dem eingebauten (oder angeschlossenen externen) Mikrofon sind so dann auch ziemlich witzlos, kaum jemand wird diese roh in seine Kreationen einfließen lassen wollen. Insofern ist die Recording-Funktion darauf beschränkt, die Idee eines möglichen Sounds festhalten zu können. Quasi als Vorahnung, um sie dann in Ableton oder ähnlichen Programmen der gewünschten Wirklichkeit näher zu bringen.
Die Import-Möglichkeiten sind bei Waves kaum besser als in der Launchpad-App, das ersetzt mir keinen vollwertigen Sample-Editor, da Loops oder einzelne Samples in einer anderen, externen Software für den Einsatz in Wave geschnitten und mit Effekten belegt werden müssen. So bleiben als einzige Möglichkeiten der Bearbeitung nur die Loop- und Slice-Features. Diese sind immerhin gut umgesetzt.
Einsatzmöglichkeiten
Für wen bietet sich Wave also an? Die fehlenden MIDI-Möglichkeiten schließen den Einsatz für den Live-Einsatz im Grunde weitestgehend aus. Höchstens als Looping-Station beispielsweise für Gitarristen kann ich mir die App auch im Live-Kontext vorstellen.
Ansonsten kann Blocs Anwendung als eine Art Notizbuch für Ideen oder als Inspirationsquelle für die variable Nutzung eigener, bereits bestehender Track-Skizzen gesehen werden. Wunderbar schnell ergeben sich alternative Versionen und vorher nicht bedachte Möglichkeiten. Dass die importierten Samples nicht wirklich bearbeitet werden können, birgt allerdings auch die Gefahr, sich zu sehr auf den Content der Sample-Packs zu verlassen (Vom Hersteller gewünscht? Immerhin ist der Store ja auch wirklich gut bestückt). Im Rausch des schnellen Erfolgs mit diesen stimmigen Sounds vergisst man auch mal schnell, dass der eigene Anteil an dem kreierten Stück dann teilweise sehr gering ist.
Die Schnittmenge der Funktionen zwischen den beiden Apps „Launchpad“ und „Wave“ empfinde ich als zu groß, um auf einer Seite ein Alleinstellungsmerkmal bzw. die Notwendigkeit beider im Zusammenspiel zu sehen. Trotz vom Hersteller angesetzter Nähe beider Anwendungen versuchen diese erst gar nicht, die jeweiligen Stärken und Schwächen der anderen auszugleichen oder zu ergänzen. So sind sich beispielsweise die Pads und die Wiedergabe derselben viel zu ähnlich, mit beiden Apps hat man dieses Feature also quasi doppelt an Bord. Zu wünschen wäre gewesen, dass die Launchpad App den Part der Performance übernimmt, mit mehr Fokus auf der Wiedergabe. Wave würde dann die Rolle des Sample-Editors, quasi des Zulieferers vor dem Live-Auftritt übernehmen. Dafür sehe ich aber nicht die notwendigen Features. Zumal Apps anderer Hersteller dies auch in nur eine App packen können.