B.log – Beatport Relaunch: Pro-Website und Streaming Service für die DJ, Dance und EDM-Szene

Egal, ob man Mitglied eines Record/MP3-Pool Bemusterungsservice ist, in Plattenläden nach Vinyl gräbt oder seine Zeit in den internationalen Music Download Stores verbringt: Die Suche nach neuen Tracks zur Auffrischung des musikalischen Portfolios oder DJ-Sets ist ein nicht unerheblicher Arbeitsbestandteil eines Discjockeys, egal Party-, Event-, Wedding-, Scratch-, Tech- oder Club-DJ.

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Und so kommt es nicht von ungefähr, dass der Relaunch von Beatport (zumindest für die Protagonisten der Dance Music Szene) und die einhergehende Aufsplittung in einen werbefinanzierten, empfehlungsbasierten Streaming-Service und Beatport Pro eines der am heißesten diskutierten Themen in der Bondeo DJ-Redaktion ist. Und wenn ich ehrlich sein soll, finde die Idee, Beatport in zwei Sparten aufzuteilen, von denen eine den Fokus stärker auf Entertainment richtet und die andere auf den Musikverkauf, gar nicht so schlecht.
Das neue “Beatport Pro” ist in meinen Augen sowohl optisch als auch in der Benutzerführung ansprechend, doch nach wie vor ist es nicht möglich, ganze Tracks vorzuhören, eigene Ordnerstrukturen oder Multicarts im Einkaufswagen anzulegen (House, Disco, Indie, etc.) oder auf seine Tracks via Cloud-Anbindung zuzugreifen. Schade. Auf “Beatport” (aktuell Beta) kann man ja keine Tracks mehr kaufen. Es unterteilt sich in Music, Shows und Buzz.
Shows ist noch „Dummy“ und hier sollen wohl in Zukunft Partytipps vom Club bis zum Festival unter das feierwütige Volk gebracht werden. Schöne Idee, doch darf man gespannt sein, in wie weit hier der Underground Vertretung finden wird oder ob es nur um die Bewerbung der „Publikumsmagneten“ geht. Der Newsroom Buzz bringt aktuelle News aus der Dance-Szene, Land, Leute und (aktuell noch) Line-Up, Charts, Storys, Rankings und Gadgets.
Auch die Idee des Streaming-Service finde ich prinzipiell gut, doch hat die Umsetzung für mich eher Radio-Charakter und erinnert mit seinen Artist, Genre und Hot-Listen in der Tat ein wenig an den großen Konkurrenten. Das Cue-Listen-Management und der Online-Player sind allerdings äußerst rudimentär. Die Suchfunktion jedoch listet nicht nur nach Tracks, sondern sie zeigt auch zur Eingabe relevante Events, Features, News und Videos an, sodass man gleich mehrere interessante Infos zum gesuchten Artist erhält, nebst Tourdaten und wer weiß, vielleicht bald auch Ticket-Kauf, etc.
Ob es eine Integration des Streaming Service in eine DJ-Software geben wird, so wie bei Algoriddim und Spotify oder Mixcloud und Cross bleibt abzuwarten, aber Traktor könnte hier sicherlich ein Kandidat sein. Es gab ja bereits in Traktor 3 mal eine Beatport-Anbindung in der Software. Und mixen, ja am besten ginge dies wohl mit einer Offline-Speicherfunktion für Tracks, wie sie Spotify gegen Aufpreis bietet. Allerdings sollte dann auch sichergestellt sein, dass ein Mix-Recording stattfinden darf, wenn Spotify-Tracks abgespielt werden. Dass ist bei Djay (noch) nicht der Fall.

Meinungen aus der DJ-Redaktion

Dirk Duske: „Für mich ist Beatport nach wie vor die erste Adresse für elektronische Tanzmusik, egal ob mit alter oder neuer Optik. Wobei ich dennoch feststelle, dass für mich die Oberfläche zunehmend unübersichtlicher wird. Zumal vermisse ich auch längere Previews, denn diese repräsentieren nach wie vor nicht genug einen Track. Die neue Streaming-Option ist der richtige Schritt, den ich aber nicht mit gehen werde.“
Numinos: Beatport streben also die Rundumversorgung aller Musikdienstleister und Hörer mit Streaming-Angeboten und redaktionellen Inhalten an. Nun gut, warum nicht, kann man ja machen um den Venture Capitalists zu zeigen, dass man auf Zack ist. McDonalds haben sich zur Umsatzmaximierung ja auch auf McCafe ans Bein gebunden. Schön wäre es allerdings, wenn im Zuge dieser Runderneuerung auch mal wirklich professionelle Features Einzug halten würden, wie etwa unkomprimierte Audiofiles ohne Aufpreis, vollständiges Vorhören von Stücken und unbegrenztes Vorhalten bereits gekaufter Tracks.  
Manu: Ich verstehe, die Idee, die dahinter steht: Beatport als Fan Community und Einnahmen durch Werbung. Viele der zig Millionen Besucher, die jährlich auf Beatport herumstromern, kaufen vermutlich eh nichts, sondern gucken zum Beispiel, was ihre Lieblings-DJs auflegen oder kaufen. Aus Sicht der Künstler ist ein Streaming-Angebot jedoch nicht wirklich zu begrüßen. Die Royalties, die pro Stream abfallen, sind marginal. Und mich macht das irgendwie traurig. Alle wollen Musik hören, aber am besten umsonst oder so billig wie möglich. Was ist mit der Wertschätzung den Musik schaffenden gegenüber? Beatport geht es doch auch nur ums eigene Image.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Buzz gibts aktuelle News zur Dance und EDM Szene

Daniel Wagner: Was soll man von dem Splitting des ehemaligen beatport-Portals in „beatport pro“ und „Beatport.com“ nun halten? – Selbstverständlich steht es jedem frei, das doof zu finden oder es grundsätzlich zu verteufeln bzw. nur das Schlechte darin zu sehen, aber das wäre zu einfach, denn alles Neue kann innovative Möglichkeiten in sich bergen, auf ganz neue Musik zu stoßen oder eventuell Künstler zu entdecken, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hat.   Und das ist sehr viel wert, stöbert man doch häufig im Fundus prominenter Labels und Künstler, die einem über die Jahre ans Herz gewachsen sind. Aber es sind doch häufig sehr breit getretene Pfade, auf die man sich immer wieder begibt und die musikalischen Funde überraschen immer weniger im Laufe der Zeit. Das Ziel ist ja ohnehin klar und immer das gleiche: genügend Tracks zu finden, die sich unter die eigens favorisierten Subgenres subsummieren lassen, um letztendlich immer irgendwie den gleichen Sound aufzulegen. Die Folgen sind über kurz oder lang: Beliebigkeit, Stagnation und der totale Lust-Verlust. Aber eben diese Lust auf neue Musik und neuste Trends ist elementar für den Deejay, insbesondere für seine musikalische Weiterentwicklung, zumindest bei denen, die einen künstlerischen Anspruch an ihr DJ-Dasein haben. Wie sonst sollen Deejays Trendsetter sein?
Natürlich versprechen sich die Macher von beatport auf mittlere Sicht mehr Umsätze mit dem neuen Konzept und womöglich treffen sie ins Schwarze und verkaufen zukünftig noch mehr digitale Tracks als sie es ohnehin schon tun. Ich sehe das durchaus kritisch, weil die Gier nach noch mehr Profit wohl auch hier der Motor ist. Und warum soll man sich also bitteschön stundenlang auf beatport.com aufhalten, wenn die Macher einem sowieso nur mehr Kohle aus dem Kreuz leiern wollen?
Nun, man könnte sich ja auch einfach von diesem Wissen ein Stück weit lösen und beatport.com eine Chance geben. Es gibt durchaus Vorteile für den Otto-Normal-User. Wer zum Beispiel nicht mehr soviel Zeit hat, nach neuer Musik zu stöbern, hört einfach nebenbei das virtuelles EDM-Radio und jedesmal, wenn ihm ein Stück gefällt, wird er aktiv und kann mit einem Klick erfahren, welchen Track er da gerade hört und bei Bedarf kann er einfach per Mausklick seinen Warenkorb erweitern. Früher hat jener DJ den ganzen Samstag in Plattenläden verbracht, womöglich bloß für sieben Maxis! Das ist im Hier-und-Jetzt, im Online-Zeitalter mit Warenkörben, Merklisten und User-Profilen doch deutlich effektiver, unkomplizierter und lange nicht mehr so zeitraubend. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem „alten“ BP: Die Tracks werden mit einer deutlich besseren Qualität online gestellt.
Ein werbegestütztes DJ-Portal mit News und verstreuten Infos verschafft dem Betreiber nicht bloß weitere Einnahmen. Es erzeugt aufgrund des Mehrwerts (News & Infos) und der Schaffung einer Community eine Bindung des jungen Kunden. Das ist clever! Aber für den musikinteressierten Hobby-DJ birgt es das Risiko einer schleichenden Bequemlichkeit, sprich andere Quellen zu ignorieren und sich nur noch von den vorgefertigten Playlisten und den Zufall-generierten Genre-Radios vom Einerlei des Dance Mainstreams berieseln zu lassen. So kommt es dazu, dass viele DJ-Sets von Newbies & Hobbyisten allesamt gleich oder zumindest ähnlich klingen und keinerlei Überraschungen mehr für den Hörer bereit halten, was definitiv sehr schade ist. Summa summarum ist die Welt auch im virtuellen DJ-Kosmos nicht nur schwarz oder weiß, sondern sie präsentiert sich bei genauem Hinsehen in allen Grautönen nebst Extrema. Wer neugierig ist, sollte sich die neuen „beatports“ selbst anschauen und dann für sich entscheiden, ob es taugt oder nicht. Ich habe das bereits getan…
Detlef Rick: Der neu gestaltete Auftritt von Beatport ist funktionell und visuell absolut gelungen. Das Layout der neuen Beatport Pro Plattform wirkt nun endlich zeitgemäß und erfreulich aufgeräumt. Man findet sich einfach besser zurecht und die Suchfunktionen wurden vereinfacht, etc. Und auch die mobile Version des Online-Stores ist sehr gelungen. Mit den neuen Streaming-Angeboten, möchte Beatport ganz offensichtlich eine breiter gefächerte Kundschaft bedienen. Das ist natürlich absolut nachvollziehbar. Ob dies für die Künstler nun vorteilhaft ist oder sich eher negativ auf den Markt auswirkt, bleibt abzuwarten. Time will tell …

Was haltet ihr davon?

Was haltet ihr von der Umstrukturierung? Kann Beatport auch Spotify die Stirn bieten? Ist der Pro-Shop wirklich PRO? Ich möchte euch dazu einladen, über die Kommentarfunktion mit uns zu diskutieren.

Fotostrecke: 3 Bilder beatport pro
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