Lärm ist überall: Im Flugzeug. Am Pool. Im Café am Meer. Als Stecker in unseren Ohren. Nachts von der Open Air Animation. Meistens nicht durch Geräusche, sondern durch laute Musik erzeugt. Technoide four to the floor Bassdrums und komprimierte Sounds. Als Original von David Guetta oder als Remixtünche über die schönsten Singer Songwriter Lieder. Ich bin im Urlaub.
82 dB morgens um 12 Uhr am Pool. Seit fast anderthalb Stunden wummert ein Club-DJ Set um meine Ohren, mit dem Ziel, auch die letzten Urlaubsfaulenzer von ihren Liegen auf die Tanzfläche zu kriegen. Nur passt das Bild nicht ganz zum Ton: Kinder, die Arschbomben ins Wasser machen und nach Dingen tauchen. Große, die Wasserball spielen oder auf ihrer Luftmatratze dösen. Ich scheine die einzige zu sein, die der Szene am liebsten ein Ende bereiten würde. Mein vegetatives Nervensystem rebelliert, mein Puls steigt und ich bettele das Universum an, einen spontanen Stromausfall zu schicken.
82dB. Das ist so laut, wie ein Presslufthammer oder Verkehrslärm. Lautes Schreien bringt es dagegen gerade mal auf 70 dB. Ich packe genervt meine Sachen und verschwinde ans Meer. Dort ist es etwas leiser, aber von der Strandbar aus weht mir erneut Musik entgegen. Vier Sonnenschirme weiter ertönen die oben beschriebenen Beats, diesmal aus einer tragbaren Box, die via Bluetooth vom Handy gespeist wird. Ich frage mich: Leute, braucht ihr denn niemals Ruhe?
Ich liebe Musik. Aber ich liebe auch die Stille. Bin ich so ein Hippie? Meeresrauschen, Kinderlachen, Gespräche. Alles ok. Aber das hier ist für mich wie ein Straflager. Musik als Dezibelfolter. Lärmverschmutzung der Umwelt. Ich plädiere für mehr Etikette beim Umgang mit akustischen Signalen. Und wer mich jetzt für extrem spießig hält, dem lege ich meinen Artikel über Tinnitus und einen Achtsamkeitsworkshop ans Herz.
Schweigende Grüße aus der Hitze,
Catharina
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P.S.: Ach ja, Nachts, zwischen zwölf und acht, ist es dann wirklich ruhig. Endlich.