Mensch, Lemmy Kilmister, da hast du uns auf den letzten Metern des alten Jahres aber noch so richtig was zu Knabbern mitgegeben! Viele deiner Fans schienen zu glauben, dieser Tag würde nie kommen – obwohl sie es natürlich eigentlich besser wussten. Du selbst hast keinen Hehl daraus gemacht, dass es dir gesundheitlich in den letzten Jahren alles andere als prächtig ging.
Gesundheitlich angeschlagen …
Bereits seit dem Jahr 2000 hattest du mit Diabetes zu kämpfen, trugst ab 2013 einen implantierten Defibrillator aufgrund von Herzproblemen. Und musstest leider in den letzten Jahren immer mal wieder Konzerte und Tourneen aufgrund deiner angeschlagenen Gesundheit absagen.
Erst am 24. Dezember hattest du, Lemmy, deinen 70. Geburtstag gefeiert. Am 26.12. dann der Schock: Mediziner attestierten dir eine schwere und extrem aggressive Krebserkrankung, von der du bis dahin angeblich keine Ahnung hattest – und der du bereits am 28.12.2015 erlegen bist. Viel schneller, als irgendwer es jemals für möglich gehalten hätte!
Für dich ausgesucht
Nichts ist mehr, wie es war …
Eines ist klar: der Rock’n’Roll wird nach dem Ableben von Lemmy Kilmister nicht mehr derselbe sein. Die Bestürzung und Anteilnahme in den sozialen Medien dieser Tage ist überwältigend. Oft nehme ich mir die Zeit, viele der Kommentare und Postings zu lesen. Und stelle dabei fest, dass nicht nur Metal-Fans ernsthaft betroffen sind. Es trauern ebenso viele Menschen um dich, die gar keine ausgewiesenen Motörhead-Fans sind. Das finde ich bemerkenswert!
Und genau hier offenbart sich für mich – neben der Tatsache, dass du dir seit Anfang der 60er-Jahre mit zahlreichen Bands auf jeder erdenklichen Bühne des Planeten den Arsch abgespielt hast – der eigentliche Kern der Faszination, die von deiner Person ausging: Lemmy, du warst ein Original, ein Individualist, hast dich nie verbiegen lassen, dich nie verstellt, bist immer dir selbst treu geblieben! Du konntest rauchen wie ein Schlot und saufen wie ein Loch – und dennoch glaubhaft vor harten Drogen warnen. Du hast hart geschuftet, beharrlich an deiner Karriere gefeilt, dich aber zu keinem Zeitpunkt dem Establishment untergeordnet. Du bist deinen Mitmenschen im Grunde stets respektvoll und grundehrlich gegenübergetreten, aber du konntest auch wunderbar austeilen gegen Leute, die deinen Respekt nicht verdient hatten: verlogene Politiker, scheinheilige Kirchenvertreter, maßlose Banker. Und sprachst damit zahllosen Menschen aus dem Herzen!
Dein sensationeller Humor!
Herrlich fand ich immer deine typischen Lemmy-Sprüche. Einem Reporter des “Rolling Stone” sagest du einmal: “Weshalb ich Atheist bin? Eine Jungfrau wird von einem Geist geschwängert? Come on! Piss off!”. Wunderbar auch dieses Statement: “Der Sommer 1971 war großartig. Auch wenn ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann – ich werde ihn nie vergessen!”
Und in deiner Autobiographie erklärst du: “Man muss im Leben lachen. Lachen trainiert alle Gesichtsmuskeln und hält dich jung. Ernst zu schauen verursacht schreckliche Falten. Ich rate auch zu starkem Trinken – das hilft dem Sinn für Humor auf die Sprünge.”
Ich denke, es war diese einmalige Mischung aus Fairness, enormer Lebenserfahrung, einem messerscharfen Verstand und nicht zuletzt einer guten Portion britischem Humor und Selbstironie, die bewirkt hat, dass selbst Leute dich schätzen, die mit deiner Musik nicht viel anfangen konnten.
Ich bin Lemmy-Fan!
Das trifft bedingt so auch auf mich zu. Ohne ein erklärter Fan zu sein, fand ich Motörhead zwar cool, klasse, witzig – und in der heutigen schnelllebigen und oft substanzlosen Zeit auch irgendwie wichtig. Dennoch war ich immer ein ausgesprochener Fan von dir als Person, als Typ, und musste jedes Mal wieder schmunzeln, wenn ich ein Interview mit dir gesehen oder eines deiner vielen Statements in der Presse gelesen habe! Ja, ich bin ein Lemmy-Fan!
Allein dein Faible für Nazi-“Devotionalien” habe ich nie nachvollziehen können. Doch dich deshalb in die rechte Ecke drücken zu wollen, würde deiner Person sehr wahrscheinlich nicht gerecht werden. Dagegen steht ein mit stoischer Beharrlichkeit und Überzeugung geführtes Leben, dessen Wege und Äußerungen sich wohl kaum mit widerlichen NS-Ideologien vereinbaren lassen!
Auf dich, Mann!
Heute Abend war ein guter Freund bei mir zu Besuch. Er ist wie ich nicht nur Musiker, sondern auch ein Fan von guter und ehrlicher Rockmusik. Wir haben auf dich angestoßen, Lemmy – mit Jack Daniel’s!
Das will was heißen, denn ich bin Fan von hochwertigen schottischen Single-Malt-Whiskys. Aber wir wollten den Abend eben mit einem Toast auf dich und dein Leben beschließen. Und zwar nicht mit irgendeinem Drink, sondern deinem Lieblingsgetränk.
Wie ich schon eingangs schrieb: Du wirst in der Rockszene eine Lücke hinterlassen. Ich bin traurig. Rest in Peace, Ian Fraser “Lemmy” Kilmister – für mich warst du einer von den Guten!
Liebe bonedo-Besucher, abschließend möchte ich euch noch einige Links zu verschiedenen sehenswerten Lemmy-Videos präsentieren.
Videos mit Lemmy Kilmister
Hier findet ihr einen Mitschnitt eines Motörhead-Auftritts in voller Länge beim “Monsters Of Rock”-Festival in Buenos Aires im Februar 2015:
Lemmy Anfang der 1970er-Jahre mit der britischen Band Hawkwind:
In diesem Clip empfängt Lemmy den BASS PLAYER LIFE 2015 “Lifetime Achievement Award” aus den Händen der Starbassisten Doug Pinnick (King’s X), Robert Trujillo (Metallica) und Rex Brown (Pantera):
Hier werdet ihr Zeugen eines traurigen Augenblickes, in welchem Lemmy im Jahr 2015 eine Show in Austin (Texas) aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme abbrechen muss:
Lemmy im Jahr 2011 zu Gast bei “Markus Lanz”:
Motörhead-Doku im Rahmen von “VH1 – Behind The Music”:
Bis nächste Woche im bonedo-Bassbereich!
Lars Lehmann (Leiter Bassredaktion)
methere sagt:
#1 - 03.01.2016 um 13:13 Uhr
Sehr schöner Beitrag!
lars.bonedo sagt:
#1.1 - 03.01.2016 um 19:41 Uhr
hi methere, herzlichen dank für dein feedback! freut mich sehr! :-)schöne grüße, lars lehmann
Antwort auf #1 von methere
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