Jaco Pastorius – dieser Name ist Musik in den Ohren von Bassisten und Jazzfans auf der ganzen Welt! Am 21. September 1987 verstarb der legendäre E-Bassist, Solokünstler und Sideman von Musikern wie Joe Zawinul und Joni Mitchell, 35-jährig in Florida. Diese Woche – genauer: am 1. Dezember – hätte Jaco Pastorius seinen 69. Geburtstag gefeiert. Ein Grund mehr, einmal Dankeschön zu sagen!
Man kann die Bedeutung von Pastorius für die Basswelt im Grunde gar nicht hoch genug einordnen. Ähnlich wie Jimi Hendrix an der E-Gitarre oder Charlie Parker am Saxophon war Jaco DER große Innovator des elektrischen Basses. Er brach mit Konventionen, experimentierte, lotete Grenzen aus – und überschritt sie regelmäßig!
Fast hat man den Eindruck, als habe es kaum eine Art der Klangerzeugung auf dem E-Bass gegeben, aus der er nicht in wenigen Augenblicken Musik machen konnte. Waren etwa Flageoletts vor Pastorius eher unerwünschte, störende Nebenprodukte des “richtigen” Bassspiels, die es in der Regel zu vermeiden galt, so ist seine Flageolett-Komposition “Portrait Of Tracy” bis heute ein wegweisender Meilenstein, an welchem jeder junge E-Bass-Student zumindest einmal gekratzt haben sollte.
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Obwohl vor Jaco schon existent, war es erst Pastorius, der auch das Spiel auf einem Fretless-Bass wirklich hoffähig machte und der Musikwelt für alle Zeiten seinen klanglichen Stempel aufsetzte. Heutzutage ist es eine echte Herausforderung, Zuhörer, Bandkollegen oder Produzenten NICHT an Jaco zu erinnern, sobald man einen bundlosen Bass in die Hand nimmt. Einen derart prägenden Sound initiiert zu haben, können nur sehr wenige Musiker von sich behaupten!
Mit verschiedenen Sounds und Klängen zu experimentieren, war eine große Leidenschaft von Jaco. Nur allzu gerne zitierte er zum Beispiel Hendrix’ “Third Stone From The Sun” oder “Purple Haze” bei seinen Live-Soli – natürlich stilecht mit starker Verzerrung. Oder er legte sich selbst einen Loop (Wiederholungsschleife) als Basis, auf der er sich ausgiebig solistisch austoben konnte. Elektronische Hilfsmittel dieser Art waren ihm stets ein gern gesehenes Mittel, um sich musikalisch auszudrücken.
Und dann diese schier unglaubliche Spieltechnik! Für die damalige Zeit war es schlicht nicht nachvollziehbar, was Pastorius auf seinem Instrument leistete. Niemals zuvor hatte sich ein E-Bassist ernsthaft an die Kompositionen Bachs oder Charlie Parkers herangewagt und dabei einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Und niemals zuvor hat eine rechte Hand derart prägnante Staccato-Funk-Lines kreiert.
Und noch eine weitere Eigenschaft führt dazu, dass Jaco Pastorius seinen festen Platz in der Musikgeschichte immer behaupten wird: er war niemals ausschließlich Bassist! Abgesehen von der Tatsache, dass er zahlreiche weitere Instrumente beherrschte, hat er uns vor allem zahllose Kompositionen beschert, die nicht mehr aus der Jazzwelt wegzudenken sind!
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Viel zu früh verließ der große E-Bassist diese Welt: mittlerweile obdachlos und von schweren persönlichen Problemen aufgrund seiner bipolaren Störung gebeutelt, wurde Pastorius am frühen Morgen des 12.9.1987 von einem Türsteher des “Midnight Bottle Club” in Wilton Manors in Florida brutal zusammengeschlagen. Er erlag neun Tage später seinen schweren Verletzungen.
Die hier gezeigten Bilder stammen aus dem Jahr 2012, in dem ich auf einer USA-Reise das Grab von Jaco Pastorius in Fort Lauderdale besucht habe. Als passionierter E-Bassist war es mir seit meinem Studium ein Bedürfnis gewesen, diesen Ort zu besuchen, um ein paar Blumen niederzulegen, in mich zu gehen, und mich bei Jaco “persönlich” für den jahrelangen Input und die Inspiration zu bedanken.
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Übrigens: Im Dezember 2020 veröffentlicht der in London lebende italienische Bassist Alex Lofoco ein Buch mit dem Titel “Contemporary Bass Guitar – An in-depth analysis of ‘Modern Electric Bass'”. Das Buch widmet sich mit erstaunlicher Akribie dem legendären Jaco-Pastorius-Lehrvideo “Modern Electric Bass”, dem wahrscheinlich wichtigsten Standard-Lehrwerk für E-Bass. Leider waren die notistischen Aufzeichnungen – im Original aus den als kleines Heftchen der VHS-Kassette beigefügt – nie sehr gut und lediglich eine ziemlich lieblose Dreingabe zum Video.
Lofoco hat in mühseliger Kleinarbeit alle Licks und Patterns des Videos in Notenschrift und TABs transkribiert und analytische Kommentare dazu verfasst. “Contemporary Bass Guitar” darf daher als das beste Pastorius-Lehrbuch gelten, das am Markt erhältlich ist! Bestellen kann man es auf der Homepage von Alex Lofoco.
Zum Abschluss zeige ich euch noch ein Live-Video aus Jacos besten Tagen, in denen ihr viele der hier im Text erwähnten zahlreichen Facetten zusammen in nur einem Solo erleben könnt. Happy Birthday und Danke für dein Bassspiel und deine Musik, Jaco! Hätte es dich nicht gegeben – die heutige Basswelt wäre ohne Frage nicht dieselbe!
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