Hallo allerseits.
Nimmt man die Stimme mit einem Mikrofon auf, macht man schnell Bekanntschaft mit einigen ihrer Bestandteile, die nicht immer einfach zu zähmen sind. Neben Popplauten durch B- und vor allem P-Formung sind es vor allem scharfe Konsonanten, allen voran das “S”, die Probleme verursachen können. In der Schwingungsformdarstellung der DAW erkennt man schnell, wie unfassbar viel Pegel ein vermeintlich “leises” S so produzieren kann. Genauso erkennt man an der Steilheit, wie transientenreich dieser Laut ist.
Ich persönlich finde es ja erstaunlich, wie unterschiedlich scharf verschiedene Sprecher und Sänger diesen Laut generieren. Das ist nicht zuletzt regional unterschiedlich: Als ich während des Studiums im Wien das erste Mal einen waschechten österreichischen Mundart-Sprecher vor dem Mikro hatte, habe ich nicht schlecht gestaunt, wie extrem spitz und klingelnd so ein S sein kann. Nach der Mikrofonauswahl hat ein AKG C 414 den Job aber toll gemacht und das Signal mit klaren, aber nicht mehr scharfen S-Lauten übermittelt, war aber trotzdem präsent und präzise, ohne zu weich zu klingen. Amerikaner hingegen klingen hingegen sehr oft sehr weich. Und tatsächlich erkennt man ja in Songs die Herkunft eines auf Englisch singenden Sängers oft an den Konsonanten, weniger an den Vokalen, wie ich finde.
Wie geht ihr mit dem S um? Ich persönlich finde es ja toll, Sänger oder Sprecher die Kompetenz besitzen, ihre Artikulation zu steuern, ohne unnatürlich zu klingen. Das S vorsichtig Richtung “Sch” bekommt man etwa dadurch, dass die Zunge etwas weiter hinten liegt. Eine gute Mikrofonauswahl und die Arbeit mit Abstand, Richtcharakteristik und Winkel (nicht immer muss es die Hauptachse sein!) sollte vor dem Griff zu anderen Bearbeitungen erfolgen, wie ich finde.
Statt EQ sollte man bekanntlich einen De-Esser verwenden, aufgrund des dann möglichen Pegelgewinns auch gerne beim Tracking, analog vor dem Wandler. Richtig gut sind übrigens die Lösungen von SPL und der Derr-Esser von Empirical Labs. Wir hatten den vor einiger Zeit im Test, ich selbst habe ihn mir zum Jahreswechsel gegönnt und bin begeistert. Auch als Problemlöser durch die schlauen Filter- und Monitoringoptionen finde ich das Ding genial! Und auf einer Snare eingesetzt kann er den Sound ganz toll andicken. Kennt ihr nicht? Probiert’s aus!
Wisst ihr eigentlich, wie ich auf den Blogeintrag hier komme? Ganz einfach: Wir haben ein Teaserbild für die Teststrecke “Großmembran-Kondensatormikrofone” erstellt und überlegt, wie wir das “ß” in Großbuchstaben darstellen. Als “SS”, als “ß”, wie mittlerweile zumindest erlaubt? “SZ” würde heute wohl keiner mehr verstehen. Euch kann es egal sein, aber ihr findet dort eine echt lange Liste an Kondensatormikrofonen, die sich nicht nur durch die Übertragung des S unterscheiden.
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Beste Grüße,
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Ricky Bernardino sagt:
#1 - 29.02.2016 um 14:14 Uhr
Und ich habe erst gedacht ihr hättet euch vertan und falschen Text gezeigt! Sieht voll lustig aus. Aber ich kenne voll viele die sich um S keine Gedanken machen. Superfalsch! Ich mache Deesser immer erst beim Mischen drauf. Guter Tip das beim Tracking schon zu machen aber ich habe noch keinen analogen.