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Blue Icicle Test

Details

Icicle leuchtet frostig blau

Wirklich abendfüllend wird der Bericht über die Merkmale des Blue Icicle nicht, dafür ist es zu spartanisch ausgestattet. Am langen, weißen Plastikgehäuse, welches im Vergleich zu real existierenden Eiszapfen zylindrisch anstatt konisch ist, befindet sich genau ein Regler. Statt der Funktionsbeschreibung ist nur der Firmenname aufgebracht, doch ist recht einleuchtend, worum es sich handelt: Gain. Dennoch wäre es sicher kein Fehler gewesen, eine Beschriftung anzubringen, vielleicht sogar eine Skala. Doch Blue drehen Grundsätze gerne mal auf links, sodass auch hier “Function follows form” herauskommt. Vielleicht ist auch das der Grund, weshalb das Icicle zwar über Phantomspeisung verfügt, diese jedoch permanent anliegt und sich auch per Software nicht ausschalten lässt. Dafür ist allerdings der Ring um das Gain und der große Schriftzug “Icicle” bei Betrieb unübersehbar blau beleuchtet. Dieser Showeffekt scheint dem Hersteller recht wichtig zu sein, möglicherweise muss das leichte Gehäuse daher so groß sein. Platz für eine Kopfhörerbuchse und einen Monitoring-Regler wäre ja gewesen, doch muss der Käufer hier auf jegliche Monitoring-Möglichkeit verzichten. Das XLR-Weibchen besitzt eine Verriegelung, die Mini-B-USB-Buchse natürlich nicht.

Fotostrecke: 3 Bilder XLR-Seite des Mini-Interfaces

44,1 kHz und 16 Bit. Fest.

Viele technische Daten kann man dem Manual  und der Webseite nicht entlocken, so bleibt der Frequenzgang im Dunkeln. Allerdings sind bekanntlich die Ohren wichtiger als irgendwelche Zahlen auf Papier. Der Wandler arbeitet mit festen Werten 44,1 kHz Samplingrate und 16 Bit Wortbreite. Der Stromverbrauch des Zapfens ist mit maximal 200 mA recht moderat. So, mehr gibt es im Grunde nicht zu berichten, daher ist es jetzt Zeit, die Lauscherchen in Betrieb zu nehmen.

Praxis

Plug-and-Play funktioniert hervorragend, das Icicle ist wie alle getesteten Mic-Plugs sofort einsatzbereit. Klanglich erstaunt es, denn die Signale werden fein aufgelöst und dynamisch einwandfrei verstärkt und gewandelt. Das File mit der Legokiste verdeutlicht diesen Zusammenhang. Dass auch geringpeglige Signale mit akzeptablem Rauschverhalten übermittelt werden, beweist die Aufnahme des Rhodes, bei der der Amp auf Zimmerlautstärke gearbeitet hat. Allerdings geht es auch noch ein Stück besser, wie die teureren Kandidaten im Testmarathon beweisen konnten. Vor allem bei Sprache und Gesang fällt auf, dass das Icicle die unteren Mitten und den Präsenzbereich recht dick überträgt. Das ist bei Sprache (besonders bei Männerstimmen) ein oft wünschenswerter Effekt, doch kann das auch durchaus unpassend sein. Insgesamt erhält man aber ein ordentlich klingendes System. Allerdings kann der Sound nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Blue absolut mager ausgestattet ist. Das Einsatzgebiet Recordings zum Playback, insbesondere Vocal-Recording, fällt also flach. Ohne Direct-Monitoring ist dieses Unterfangen annähernd sinnlos. Schade, dabei bräuchte sich das Icicle vor dieser Möglichkeit nicht zu verstecken. Es bleibt zu hoffen, dass es irgendwann ein “Icicle Pro” oder dergleichen geben wird, dann gerne auch mit zumindest höherer Wortbreite.

Audio Samples
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Vocals Sprache SM58 Drums & Sax Rhodes Legokiste Gain

Phantomspeisung nicht abschaltbar

Schleierhaft ist mir allerdings, wie man als Hersteller ein Gerät mit dauerhaft anliegender Phantomspeisung auf den Markt bringen kann. Zwar ist das nicht zwingend wirklich “gefährlich”, doch so mancher Klassiker reagiert gereizt. Ich hatte beim Erstellen der Audiofiles für diesen Test beispielsweise enorm Angst um mein geliebtes AKG D12, welches am Icicle angeschlossen fröhlich lautes Knacksen und Brummen von sich gab. Zwar lässt sich das dynamische Prinzip von Generator zu Motor umkehren, aber die Spannung kann schließlich Spulen warm werden lassen… Zum Glück habe ich schnell reagiert und das D12 wieder abgezogen. Falls ihr im Vergleichstest das entsprechende File gesucht haben solltet: Jetzt wisst ihr, warum es fehlt.

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