Ob man umgekehrt mit dem Blue Mouse Mikrofon auch Sänger und Toningenieure fangen kann, bleibt noch zu klären. Eines ist jedenfalls sofort ersichtlich und sicher: Der ursprünglich lettische Hersteller Blue Microphones (mittlerweile ist man im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ beheimatet) bleibt seiner Linie innovativer Produkt-Designs treu – getreu dem Motto „immer etwas ausgefallen, besonders und eben anders als die Anderen“ präsentiert sich auch dieser Großmembran-Kondenser mit dem zur Optik passenden Namen „Mouse“.
Man ist ja schnell dazu geneigt, vom putzigen Äußeren des „süßen Mäuschens“ auf seine klanglichen Qualitäten zu schließen. Doch würden wir diesem Mikrofon damit gerecht werden, wenn wir seinen Sound und seine Fähigkeiten im Tonstudio als „putzig, süß und niedlich“ bezeichnen würden…? Wollen wir mal schauen – hier kommt die „Mouse“.
Details
Das Blue Mouse tritt seine Reise in einer mit blauem Samt ausgekleideten Holzkassette an. Die mitgelieferte Spinnenhalterung namens „The Shock“ findet hier leider keinen Platz, so dass man diese woanders deponieren muss – schade, denn eigentlich ist es immer sehr praktisch, wenn zusammen bleiben kann, was zusammen gehört. Naja, Kleinigkeit.
Die Mouse kann mit dem Kopf wackeln
Schaut man sich das Mikrofon an, könnte man im Grunde von selbst auf seinen Namen kommen, denn die Seiten der Bügelhalterungen haben schon einige Ähnlichkeit mit Mäuseohren. Doch eins nach dem anderen. Das Mikrofon misst 165 mm in der Höhe und 65 mm im Durchmesser, auf die Waage bringt es trotz der kompakten Maße immerhin 980 g. Da verwundert es dann auch nicht, dass der Mikro-Body aus einer grundsoliden Metallkonstruktion besteht. Der schwarze, zylindrische Hauptteil ist oben und unten sauber durch Kreuzschrauben mit den entsprechenden Gegenstücken verschraubt. Auf der Unterseite findet sich neben dem 3-poligen XLR-Anschluss ein eingelassenes Gewinde, mit dem man die Mouse direkt ohne weitere Halterung auf ein Mikrofonstativ schrauben kann. Auf der Rückseite wurde eine Metallplakette angenietet, auf der die Aufschrift „Made in USA of US and Latvian Parts“ auch gleich die Herkunftsfrage klärt. Auf der Oberseite des Zylinderkörpers sitzt ein – sagen wir mal „Deckel“ – von dem links und rechts ein Bügel nach oben abgeht. Hier kommen nun die „Mäuseohren“ ins Spiel, die im Prinzip als Halterung und Drehgelenke für den Mikrofonkorb mit der enthaltenen Kapselkonstruktion dienen. Wie, Drehgelenke…? Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Kapsel lässt sich nämlich um die Horizontalachse drehen. Ok, nettes Gimmick, man hat so natürlich noch die Möglichkeit, das Mikrofon fein auszurichten, ohne Stativ oder Halterungsgelenk zu verstellen. Ob es ein solches Feature aber tatsächlich braucht, lasse ich mal dahingestellt. Wäre das wirklich die ultimative Wahnsinnsfunktion, durch die man plötzlich Dinge realisieren könnte, an die sonst kein Denken wäre, wären wohl mittlerweile eine ganze Reihe Mikros auf dem Markt damit ausgestattet. Naja… sicher kein Minuspunkt, aber das bringt dem Mäuschen aber bei uns keinen halben Stern mehr ein. Der Mikrofonkorb besteht aus stabilem Drahtgeflecht, der zusätzlich von innen mit einem weiteren, feineren Drahtgeflecht ausgekleidet ist – das dient zu einen als eine Art Popschutz und zum anderen als zusätzlicher Schutz für die Kapsel. Die Membran besteht aus einem Mylar-Film (Dicke: 6 Micron), der mit einer Mischung aus Gold und Aluminium bedampft wurde – auf der Kapselrückseite sitzt eine handgefertigte Messing-Backplate. Die Kapselkonstruktion besitzt als Richtcharakteristik die Niere und ist auch nicht umschaltbar – Pad-Schaltung oder Lowpass-Filter sucht man ebenfalls vergebens. Mikro pur eben. Die Übertrager, die im Schaltungsinneren verbaut wurden, sind übrigens speziell für Blue handgewickelt. Wenn sich ein Hersteller schon solche Mühe gibt, kann man das ja ruhig mal erwähnen.
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Die Spinne zeigt sich von ihrer “SHOCKoladenseite”
Die elastische Spinnenhalterung „The Shock“ steht dem Mikrofon in Sachen Verarbeitung in nichts nach. Die Halterung ist komplett aus Metall gefertigt, Plastik Fehlanzeige: sehr gut! Der innere Doppelring, in dem das Mikrofon seinen Platz findet, ist mit zwei Filzringen ausgekleidet. Über zwei kleine Klemmen öffnet man die Ringe leicht, um das Mikro einsetzen zu können – ist das passiert, schließt man die Klemmen wieder und alles sitzt sicher an Ort und Stelle.
Wie üblich sorgt die Angabe des Übertragungsbereichs mit 20 Hz – 20 kHz für keine Überraschungen. Die Empfindlichkeit beträgt laut Hersteller 21 mV/Pa, die Ausgangsimpedanz 150 Ohm, der maximale Schalldruckpegel 138 dB SPL (THD 0,5%@2,5kHz), die Signal-to-Noise-Ratio 85 dB(A), das Eigenrauschen 8 dB(A) und der Dynamikumfang 130 dB. Soweit, so gut…legen wir der Maus mal etwas Käse aus und locken sie ins Studio.