Praxis
X(XL)-Mikro
Schlau konzipiert und ordentlich verarbeitet präsentiert sich das Blue Yeti X. Das Mikrofon ist groß und ein Hingucker, besonders Youtuber müssen wissen, ob sie es gut finden, wenn es mit im Bild ist oder nicht. Ich finde es prinzipiell sinnvoller, Geräte nicht drehen zu müssen, um die Bedienelemente zu erreichen und Einstellungen abzulesen, beim Yeti X kann man darüber hinwegsehen: Das Pattern lässt sich schnell auch heraushören, außerdem gibt es ja noch die Softwaresteuerung.
Weites Anwendungsfeld
Es zeigt sich im wohl am häufigsten verwendeten Nierenmodus schnell, dass das Blue Yeti X ein hochwertig und recht sauber klingendes Mikrofon ist, aber eben kein teures Großmembran-Kondensatormikrofon. Dennoch: Mit dem Yeti X ist deutlich mehr möglich, als einfach nur Sprache verständlich aufzunehmen, das Anwendungsfeld erstreckt sich auch auf Gesang und diverse Instrumente. Die Detaildarstellung des Signals ist in Ordnung, hat aber noch Luft nach oben.
Im Nierenmodus zeigt sich das USB-Mikrofon klar und deutlich im Klang. Die Schärfeanteile sind nicht zu stark zurückgefahren, was zu einer guten Sprachverständlichkeit führt und Instrumente durchsetzungsfähig klingen lässt. Wer dem Signal etwas Biss nehmen will und ein wenig den Anteil des “Körpers” im Signal verändern will, der freut sich natürlich über die Software. Weil viele User des Yeti X nicht eisern ihre Position vor dem Mikrofon halten werden, ist der Sweet Spot sehr groß, erst sehr weit seitlich beginnen die Färbungen Überhand zu nehmen. Einen Abstand von zehn Zentimetern sollte man nicht unbedingt unterschreiten, weil die Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt nicht so satt und edel klingt, wie es bei vielen Großmembranern der Fall ist. Allerdings ist das seitlich zu besprechende Yeti X schön unanfällig gegenüber Popplauten, weshalb oft auf ein Poppfilter verrzichtet werden kann.
Die Acht ist eher schwach
Die Kugel klingt ordentlich und erstaunlich stabil bei verschiedenen Besprechungswinken. Die Acht steht qualitativ deutlich hinter der Niere und der Kugel. Zum einen ist das deswegen verständlich, weil diese Charakteristik einen technischen Aufwand bedeutet, zum anderen werden diese Settings seltener genutzt werden – und dann oft für Sprachaufnahmen mit Sprechpartner oder in der Runde. Gelungen ist hingegen der Stereomnodus. Hier scheinen sich die vier Kapseln auszuzahlen. Das Signal ist in der Position ausreichend scharf dargestellt, die Unebenheiten halten sich in Grenzen. Der Stereoklang ist somit etwa vergleichbar mit dem vieler einfacher mobiler Digitalrecorder.
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Kein Spaß bei der Installation der Software
Die Software-Optionen sind durchweg sinnvoll und erweitern die Fähigkeiten des USB-Mikrofons. Allerdings kann ich nicht einfach die Software herunterladen und benutzen. Nein: Ich bin gezwungen, die riesige Software Logitech G Hub herunterzuladen, mich dort zu registrieren, um mich zunächst in einer Gaming-Ästhetik-Umgebung wiederzufinden, die mir irgendwelche Lightshows für meine Logitech-Tastatur anbieten will, die ich nicht habe und nicht haben will. Ehrlich: Das ist für viele Normaluser eine ziemliche Zumutung. Eine gute Software ist klein, schnell, direkt, übersichtlich und frei von Ballast. Dass versucht wird, den Käufer eines USB-Mikrofons in ein Logitech-Universum hineinzuziehen, ist mir schon etwas sauer aufgestoßen, da wurde eindeutig übertrieben.