BluGuitar AMP1 Mercury Edition & Twincab 2 x 12 Cabinet Test

Praxis

Sound

Schon beim Test der ersten Version des Amp1 konnte ich mir ein Bild von der guten Soundqualität des Winzlings machen. Auch die neue Version macht nicht nur im Studio, sondern auch im Proberaum und auf der Bühne einen guten Job. Doch bei aller Vielseitigkeit kann man hier nicht von einem Tool reden, mit dem sich der Sound anderer Amps, ähnlich wie beim Kemper Amp, perfekt nachahmen lässt. Der größte Unterschied zu fetten Marshall-, Hiwatt- oder Orange-Klassikern ist die fehlende Brachialität und die gnadenlose Direktheit dieser Boliden. Auch das Pumpen und Kotzen eines weit aufgerissenen Fender Bassmans oder eines alten Vox AC 30 lässt sich nur bedingt imitieren. Aber ehrlich: Welcher analoge Amp kann das schon und möchte man das überhaupt?

Also kommen wir zu den Stärken der Mercury Edition. Wer ein breit gefächertes Brot- und-Butter-Soundangebot sucht, kommt hier voll auf seine Kosten, und in dieser Beziehung braucht die Amp1 Mercury Edition auch den Vergleich mit vielen Röhrenamps nicht zu scheuen. Grundsätzlich orientiert sich der Pedalamp an einem modernen und offenen Sound-Ideal, wobei der Ton weder “klein” noch komprimiert klingt. Auch wenn man es der kleinen Kiste auf den ersten Blick nicht zutraut, kann hier von einem Gleichmachersound keine Rede sein. Das Gerät reagiert feinfühlig auf das Eingangssignal und die individuelle Spieltechnik des Gitarrenhelden.
Aber genug der vielen Worte. Jetzt geht es zu den Audiobeispielen und wir beginnen mit dem cleanen Kanal in einer mittleren Lautstärke.

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Clean-Kanal: mittlere Lautstärke

Um aus dem cleanen Kanal eine leichte Sättigung herauszukitzeln, muss man ihn ziemlich weit aufreißen, wobei er nur widerwillig in eine dezente Kompression fährt. Auch wenn der cleane Kanal nicht zum Anzerren entwickelt wurde, wollte ich euch die extreme Einstellung nicht vorenthalten. Da die Reglerpositionen beim Amp1 auf dem Kragen der Potiknöpfe und nicht auf dem Gehäuse aufgedruckt sind, gebe ich sie in diesem Test ausnahmsweise nicht als Uhrzeit, sondern als Wert zwischen 0 und 10 an. In diesem Audiobeispiel stehen Volume, Bass und Treble auf 9 und der Mittenregler auf Halbgas.

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Clean-Kanal: Volume, Bass und Treble auf 9 und der Mittenregler auf Halbgas

Wer einen angezerrten Sound sucht, ist beim Vintage-Kanal wesentlich besser aufgehoben. Er bietet viele Klangnuancen, wobei die Offenheit der Mercury Edition im Vergleich zur ersten Amp1-Serie hier besonders gut zur Geltung kommt. Ihr hört den Vintage-Kanal mit einer leichter Anzerrung, bei der ich den Gainregler auf 3 gestellt habe. Der Bassregler, den ich übrigens bei allen Audiobeispielen relativ weit aufdrehe, steht auf 8 und die beiden verbleibenden Klangregler auf 7.

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Vintage-Kanal: leicht angezerrt

Dreht man den Gainregler auf Halbgas, geht der Spaß erst richtig los. Keith-Richards-Fans und Country-Rocker werden sich hier pudelwohl fühlen. Auch mit dem Stegpickup wird es nie eierschneidermäßig, dazu ist der Amp einfach zu gut abgestimmt.

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Vintage-Kanal: Gain auf Halbgas

Mit Vollgas-Gain kommt man allmählich in Blackmoore-/Stevie Ray Vaughan-Regionen. Klasse! Wie man deutlich hören kann, gelingt das Umschalten vom Steg auf den Halstonabnehmer perfekt. Die Dynamik des Amps geht absolut in Ordnung und von der Interaktion Anschlag-Spieltechnik kann sich manch ein bleischwerer Röhrenbolide eine Scheibe abschneiden.

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Vintage-Kanal: Gain Vollgas
Der BluGuitar Amp1 Mercury Edition bietet neben verbessertem Dynamikverhalten einen offeneren und natürlicheren Sound als sein Vorgänger.
Der BluGuitar Amp1 Mercury Edition bietet neben verbessertem Dynamikverhalten einen offeneren und natürlicheren Sound als sein Vorgänger.

Der Classic-Kanal ist mein absoluter Favorit. Er beginnt klanglich in etwa dort, wo der Vintage-Kanal aufhört, ohne dabei an Dynamik einzubüßen. Das bedeutet aber auch, dass der Amp nicht zum Schönfärben neigt und spielerische Unzulänglichkeiten gnadenlos zutage fördert. Die Einstellung lautet wie folgt: Gain 3, Bass 8, Mid und Treble 7.

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Classic-Kanal: Gain 3, Bass 8, Mid und Treble 7

Mit dem Gainregler in der Halbgasposition singt der Ton bereits ausgiebig und eignet sich bestens für Classicrock à la Aerosmith und AC/DC – eine ideale Einstellung für Top-40-Musiker und Gitarristen, die mit dem Volume-Poti ihrer Gitarre umgehen können.

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Classic-Kanal: Gain in Halbgasposition

Auch in der Vollgasposition gibt es keinen Anflug von Überkompression. Der Ton bleibt offen und knackig, mit einer weiteren Schippe Gain und dem daraus resultierenden Zuwachs an Sustain. Perfekt für Hard- und Heavyrocker.

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Classic-Kanal: Gain max.

Stellvertretend für die zusätzlichen Tone-Potis an der linken Gehäuseseite möchte ich euch deren Wirkungsweise auf den Classic-Kanal demonstrieren. Das Audiobeispiel besteht aus vier Teilen. Im ersten Viertel ist der Tone-Regler komplett zugedreht. Danach stelle ich den Regler auf 10, auf 14 Uhr und zum Schluss auf Maximum.

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Classic-Kanal: Check Tone-Regler

Kommen wir zum Modern Kanal. Er bietet nicht nur mehr Gain, sondern einen insgesamt leicht nasalen Ton. Man hat also den Eindruck, dass schon das Eingangssignal einen Filter durchläuft, der dem Ton mehr Durchsetzungskraft und Aggression gibt. Das macht durchaus Sinn, denn durch das mittige Anfahren der Bratstufe lassen sich aggressivere Verzerrungen besser realisieren. Außerdem setzt sich der Kanal klanglich deutlich von seinen Mitstreitern ab. Zuerst hört ihr eine Einstellung mit dem Gainregler in der Halbgasposition und im zweiten Soundbeispiel in Position 9. Der Bassregler steht hier auf 8, Middle auf 7 und Treble auf 6.

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Modern-Kanal: Gain auf Halbgas Modern-Kanal: Gain 9
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Profilbild von Thomas Lutz

Thomas Lutz sagt:

#1 - 18.11.2019 um 16:39 Uhr

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hi-mit welcher gitarre habt ihr denn aufgenommen? und-WIE? klingt supergut-wie ist es denn mit niedrigen Master settings? beste grüsse thomas

    Profilbild von Robby Mildenberger

    Robby Mildenberger sagt:

    #1.1 - 18.11.2019 um 18:45 Uhr

    0

    Hallo Thomas,
    die verwendete Gitarre ist eine 77er Stratocaster mit Kloppmann Pickups. Im Gegensatz zu klassischen Röhrenverstärkern muss man den Amp nicht weit aufreißen, um zu anständigen Klangergebnissen zu kommen. Der Masterregler dient hier mehr der Ausgangslautstärke und weniger der Endstufensättigung.
    Gruß Robby

    Antwort auf #1 von Thomas Lutz

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