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BluGuitar AMP1 Test

Praxis

Praxis und Sound
Als mir der Postbote den Testamp in einem kleinen, unscheinbaren Karton in die Hände drückte, war ich mir nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um den erwarteten Gitarrenverstärker handelte oder doch eher um das bestellte Kilo Kaffee. Der Amp ist mit wenig mehr als einem Kilo wirklich sehr leicht und passt locker in eine Laptoptasche oder in ein Gigbag. Da ich sowieso auf dem Sprung zu einer befreundeten Band war, nahm ich den Amp gleich in seiner Verpackung mit in deren Proberaum, ohne mich vorher in irgendeiner Art und Weise mit ihm auseinandergesetzt zu haben. Als ich ihn den Kollegen unter die Nase hielt und erzählte, dass es sich dabei um einen vollwertigen Amp handelt, erntete ich ungläubige Blicke. Also wurde er kurzerhand an eine 4 x 12 Box angeschlossen, etwas an den Knöpfen gedreht, bis uns der Sound gefiel, und der nächste Song eingezählt. Ich war sehr gespannt, ob sich der Amp in einer lauten Rockband überhaupt durchsetzen kann. Das Ergebnis: Er kann es! Meine Befürchtung, dass der Verstärker eines dieser impulsschwachen Gleichmachertools ist, bestätigte sich nicht. Bei aller Liebe kommt der Amp jedoch gegen die Brachialität eines gut abgehangenen Marshall, Hiwatt oder Voxklassikers nicht an. Der Grund ist unter anderem die massive Absenkung tiefer Frequenzen unterhalb von 90 Hz, was ich später in meinem Studio am Analyzer auch optisch erkennen konnte und mit ein Grund dafür sein dürfte, dass die Endstufe an den Druck und die Direktheit einer Röhrenendstufe nicht heranreichen.
Schauen wir uns zuerst einmal den cleanen Kanal an, der sich an einem Fender-Ideal orientiert. Grundsätzlich hat der Amp im Obertonbereich mehr als genug Reserven. Den Bassregler habe ich sowohl im Proberaum wie auch im Studio immer voll aufgedreht. Die Aufnahmekette ist wie folgt: Tone Tubby Red Alnico, Shure SM 57, UAD 6176 Preamp, Apogee Ensemble, Logic Audio. Bei der verwendete Stratocaster handelt es sich um ein Modell Baujahr 1977 mit Kloppmann-Pickups. Im ersten Soundbeispiel hört man zuerst die Zwischenposition von Steg- und mittlerem Pickup und danach den Halstonabnehmer. Der Bassregler steht auf Maximum, Middle und Treble auf 7 und der Master auf Halbgas.

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Clean Strat – Steg- u. Mittel-PU, dann Neck-PU

Die eingebaute Röhre beeinflusst das Verhalten der Endstufe tatsächlich und geht mit zunehmender Lautstärke allmählich in die Sättigung über. Vom Spielgefühl her verhält sich der Amp jedoch nicht so organisch, wie man es von klassischen Röhrenamps gewohnt ist, sondern ähnlich wie bei einer guten Simulation. Klanglich ist der weiche Übergang von clean zu angezerrt erstaunlich gut gelungen. Hier hört man den cleanen Kanal in der Vollgasstellung des Volume-Reglers. Der Master steht dieses Mal auf 8, ist also nicht komplett aufgerissen. Die Mitten stehen auf 4 und der Trebleregler auf 5. Die verwendete Gitarre ist wieder die Stratocaster mit aktiviertem Stegtonabnehmer.

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Clean und Endstufensättigung
Fotostrecke: 2 Bilder Der AMP1 wird mit Softbag ausgeliefert

Der zahmste der drei verzerrten Kanäle trägt die Bezeichnung “Vintage”. Er klingt für meinen Geschmack auch am ausgeglichensten von allen und ist sehr vielseitig einsetzbar. Er beginnt in etwa da, wo der cleane Kanal aufhört, eignet sich bestens für AC/DC- und Aerosmith-artige Sounds und trifft buchstäblich den Nagel auf den Kopf. Die Stratocaster habe ich gegen eine ebenfalls mit Kloppmann-Pickups bestückt PRS getauscht.

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Vintage Kanal Vintage Kanal Hi Gain

Mit sehr wenig Gain erhält man auch mit dem Classic Kanal fast schon AC30-artige Klänge. Hier habe ich den Gainregler gerade einmal auf 3 gestellt und die 77er Stratocaster in der silbrigen Steg-Mitte Zwischenposition angeschlossen. Der Tone-Regler blieb in der Mittelposition, die mir fast durchweg am besten gefallen hat.

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Classic Kanal mit wenig Gain

Mit dem Steghumbucker der PRS und dem Gainregler auf Position 8 erhält man sahnige Leadsounds, ohne in Metallbereiche abzudriften. Auch dabei sind Middle und Treble nicht zu weit aufgerissen, denn in diesem Bereich bietet der Amp für meinen Geschmack schon fast zu viel des Guten.

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Classic Kanal – HiGain mit PRS-Gitarre

Kommen wir zum Modern Kanal. Neben den höchsten Gaineinstellungen bietet dieser auch eine feinere und eher metalmäßige Zerrstruktur. Hier sind Humbucker in jedem Fall die bessere Wahl. An diesem Kanal möchte ich die Wirkungsweise des Tone-Reglers verdeutlichen, weil er dort am stärksten ins Klanggeschehen eingreift. Zuerst hört man den Tone-Regler in der linken, dann in der mittleren und schließlich in der rechten Position.

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Modern Kanal – Tone-Regler links, mittig, rechts
Fotostrecke: 3 Bilder Und es werde…

Zum Schluss möchte ich noch den integrierten Hall vorstellen, der dem Sound bei Bedarf etwas Tiefe verleihen soll. Wirklich begeistert bin ich vom Klang des Digitalhalls nicht, der hier eine mehr oder weniger gut gelungene Imitation einer Hallfeder darstellen soll. Setzt man ihn nur mäßig ein, lässt er sich live durchaus verwenden. Zuerst hört ihr den cleanen Kanal mit einer Gibson SG ohne, und dann mit aktiviertem Hall.

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Cleaner Kanal mit SG – Reverb Off, Reverb On
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