Praxis
Ich habe die drei Cabs zuerst einmal mit meiner Marshall 4×12 Box verglichen, die irgendwann Mitte der 1970er Jahre das Licht der Welt erblickte, und das Fatcab kommt erstaunlich nahe an die Charakteristik heran. Im Höhenbereich erscheint mir die 4×12 Box bei Cleansounds noch etwas filigraner, aber das sind dann schon sehr feine und vor allem auch geschmackliche Unterschiede. Der Bassbereich ist bei der Marshall Box etwas wuchtiger – sie bietet nun einmal die vierfache Membranfläche – aber das ist beim Bandeinsatz auf der Bühne nicht unbedingt ein Vorteil. Schlankere Bässe sind dort mitunter mehr gefragt und da ist man mit dem Fatcab bestens ausgestattet. Wer den Basswumms braucht, der kann mit dem Twincab glücklich werden, denn hier sorgen die beiden 12″ Speaker für mehr Fülle im Frequenzkeller – vor allem, wenn man sie waagrecht positioniert, denn die Ausrichtung macht einen deutlich hörbaren Unterschied. Im Gegensatz zu meiner 4×12 Box sind hier die unteren Mitten etwas kraftvoller und das macht sich positiv bei Zerrsounds bemerkbar, die sich mit etwas mehr Fundament zeigen, ohne jedoch in den tiefen Frequenzen undefiniert zu klingen.
Das Nanocab kommt mit einem sehr abgerundeten Ton und es ist erstaunlich, was dieser kleine Würfel an Schalldruck generiert, dazu noch mit angenehmen Höhen auch bei größeren Schallpegeln. Auch der Bass zeigt sich durchaus amtlich, wenn man die Box auf den Boden stellt. Wer jetzt Angst hat, dass dabei die Hälfte des guten Tons durch die Hosenbeine flattert, den kann ich beruhigen: Alle Cabs haben einen guten Abstrahlwinkel. Steht man etwa einen Meter vor der Box, hört man das Signal sehr gut, auch wenn sie nicht in Ohrhöhe steht. Und falls doch, schreit der Speaker nicht, wie das bei manchen Mitbewerbern der Fall ist.
Der Sound der Cabs entfaltet sich im Raum und es ist immer ein Kompromiss, diesen Klangeindruck irgendwie einzufangen, für den nicht nur der Lautsprecher verantwortlich ist. Um euch aber die kleinen Unterschiede in verschiedenen Sound-Disziplinen zu dokumentieren, habe ich ein Bändchen-Mikrofon (Beyer Dynamic M160) im Abstand von ca. 15 cm zum Speaker positioniert und die Boxen mit meinem Sovtek MIG-50H befeuert, für die verschiedenen Zerrsounds kamen dann diverse Zerr-Pedale zum Einsatz.
Es geht los mit den Cleansounds. Hier ist die Strat im Einsatz und die Wiedergabe des perligen Sounds der Strat-Zwischenposition steht im Fokus. Alle drei Kandidaten erledigen diese Disziplin mit Bravour, mir persönlich hat der Speaker des Fatcab dabei am besten gefallen.
Weiter geht es mit der Tele und einem Weehbo Helldrive zwischen Gitarre und Amp – leicht angezerrte Sounds mit crispen Höhen bei moderatem Gain sind jetzt gefragt. Der Höhenbereich ist bei allen drei Cabs angenehm, obwohl er beim Einsatz des Overdrives entsprechend gefordert wird.
Für die Mid-Gain-Sounds ist eine Duesenberg Starplayer und der Himmelstrutz Fetto Nord zuständig. Hier geht es darum, die dynamischen Feinheiten durch die Anschlagstärke zu übertragen. Auch dabei gibt es nichts zu beanstanden.
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Ihr hört nun einen Leadsound mit der Les Paul und einem Okko Diablo und der Fokus liegt dabei wieder auf dem oberen Frequenzbereich. Die eher weich klingenden Höhen von Gitarre und Overdrive sollten natürlich auch von der Box entsprechend übertragen werden. In dieser Disziplin zeigen sich alle drei auf gleich gutem Niveaus, es klingt nicht schrill im Höhenbereich, auch wenn auf den Steg-Pickup umgeschaltet wird.
Jetzt geht es kerniger zur Sache, die Les Paul bleibt, aber für das Zerrgeschäft gesellt sich ein Friedman BE-OD hinzu. Bei diesen Sounds punktet das Twincab mit satten tiefen Mitten, aber auch das kleine Nanocab kann erstaunlich gut mithalten.
Wie schaut es mit Metal-Sounds aus? Der Emma PisdiYAUwot sorgt für einen scharfen High-Gain-Sound, bei dem die Mitten etwas stärker aus dem Geschehen genommen wurden. Mein Favorit ist dabei ebenfalls das Twincab, aber das Fatcab liegt dicht dahinter.
Zum Abschluss gibt es noch etwas Fuzz mit dem Red Witch Fuzzgod und der Bariton Les Paul. Alle drei Boxen haben keine Probleme, die tiefen Frequenzen der Bariton-Gitarre sauber zu übertragen