Praxis
Für den Tragekomfort eines Basses ist die Balance genauso so ausschlaggebend wie das Gewicht. Der Groover Deluxe hängt, wie man es von einem Boutique-Bass in dieser Preisklasse erwarten darf, in einer perfekten Spielposition mit leicht nach oben ragendem Hals am Körper. Von Kopflastigkeit fehlt jede Spur und die Shapings sorgen zudem dafür, dass der Korpus nicht in die Rippen drückt.
Durch die traumhafte Ergonomie des Groover relativiert sich dann auch sein durchaus stattliches Gewicht von 4,6 kg. Natürlich spürt man die Pfunde am Körper, Schulterprobleme muss man mit dem Groover aber auch bei längeren Gigs nicht befürchten. Ralf Börjes hat außerdem zwei Gurtpins am Korpusende installiert, welche verschiedene Umhängepositionen ermöglichen. Hängt der Bass am oberen Pin, neigt sich der Korpus leicht dem Spieler zu, wenn man den unteren Pin verwendet, positioniert sich der Groover relativ gerade am Körper und lässt sich bei tieferen Tragepositionen komfortabler spielen.
Der Hals meines Testkandidaten wurde mit einem matten Finish überzogen und fühlt sich fast so geschmeidig und organisch an wie ein geölter Hals. Zum hohen Spielkomfort trägt zudem das angenehme Halsprofil bei: Es ist grazil genug für virtuose Spielarten in sämtlichen Lagen, und bietet trotzdem eine solide Haptik für Basser, die gerne mal heftiger zupacken.
In der Greifhand kann man die längere 35-Zoll-Mensur durch die dementsprechend größeren Bundabstände natürlich spüren. Die ausgeklügelte Architektur des Groover sorgt aber dafür, dass die tiefen Lagen trotz der Verlängerung mühelos zu erreichen sind.
Auf den Sound sollten sich die 35 Zoll bei meinem Test-Groover ausschließlich positiv auswirken, und genau das kündigt sich bereits beim Spielen ohne Verstärker an. Die tiefen Lagen auf der H-Saite klingen genauso transparent wie alle anderen Töne auf dem Griffbrett. Der Bass entwickelt ein enorm langes und gleichmäßig abschwellendes Sustain und ist bereits rein akustisch relativ laut.
Ein wirklich nur minimale Sustainschwäche, die eigentlich nicht weiter der Rede Wert ist, konnte ich lediglich am fünften Bund auf der G-Saite feststellen. So etwas ist bei Schraubhalsbässen allerdings fast unvermeidlich und auch bei den kostspieligsten Boutique-Bässen durchaus an der Tagesordnung!
So überzeugend ich den eleganten Groover Deluxe bis hierher auch fand – wirklich ausschlaggebend ist bei einem E-Bass natürlich die Performance am Verstärker, denn schließlich spielen die Tonabnehmer und die Elektronik eine entscheidende Rolle für den Sound. Damit ihr direkt mithören könnt, habe ich einige Audiobeispiele mit dem Börjes Groover Deluxe aus der Homegrown-Serie aufgenommen.
Für den ersten Clip habe ich unseren Testkandidaten im rein passiven Betrieb gespielt und nacheinander durch die drei Betriebsarten parallel, Singlecoil und seriell der Tonabnehmer geschaltet:
Bereits nach den ersten Tönen wird klar, in welche Richtung es in Sachen Sound beim Groover Deluxe geht: Transparenz steht hier eindeutig im Vordergrund! Der fundamentstarke Tiefbassbereich wird absolut klar abgebildet, ein sehr präsenter Hochmittenbereich sorgt für jede Menge Durchsetzungskraft, und der obere Bereich strahlt mit ultra crispen Höhen.
Das ist Grunde im Grunde genau der mächtige und aufgeräumte Sound, den ich von einem Bass, dessen Korpus aus hartem Ahorn besteht, auch erwartet habe. Die hervorragend abgestimmten Häussel-Humbucker sorgen beim Groover allerdings dafür, dass der Groover trotz seiner fast Hifi-mäßigen Transparenz und Detailtreue nicht zu kühl oder gar steril rüberkommt.
Durch die kleinen Switches kann der Bass schon im passiven Betrieb mit einigen Soundvariationen punkten: Im parallelen Betrieb der beiden Humbucker klingt der Groover am ausgewogensten und liefert einen tollen Allroundsound, im Singlecoil-Modus wird der Sound erwartungsgemäß eine Spur schlanker, knochiger und offener. Wer es fett und punchy mag, schaltet einfach beide Häussel-Pickups in den seriellen Betrieb. Positiv fand ich außerdem, dass die Lautstärkenunterschiede der verschiedenen Betriebsarten nicht allzu groß sind. Man kann die verschiedenen Modi also ohne große Anpassungen am Amp im Livebetrieb einsetzen!
Der Groover überzeugt mich mit seinem glasklaren Sound und seiner immensen Klangvielfalt schon im passiven Betrieb absolut. Mit einer zusätzlichen passiven Tonblende zum Abmildern der Höhen wäre er allerdings noch um einiges flexibler einsetzbar. (Natürlich wäre ein derartiges Feature überhaupt kein Problem bei einer Custom-Anfertigung!)
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Für weitere Soundmöglichkeiten ist beim Groover Deluxe die sogenannte Boerjes Basstronic zuständig, die den Bass mit einem Dreiband-EQ und den entsprechenden Reglern im Cockpit ausstattet. Durch die Aktivierung des Preamps verändert sich der Sound nur geringfügig, solange man die EQ-Regler in Mittelstellung belässt.
Das Klangbild wirkt im Aktivbetrieb nicht mehr ganz so offen und dynamisch wie im passiven. Dieser Effekt ist allerdings nur sehr subtil und auch bei den hochwertigsten Onboard-Preamps quasi unvermeidlich.
In den nachfolgenden Audiosbeispielen hört ihr den Groover Deluxe in diversen Tonabnehmer-Betriebsarten. Die Sounds habe ich zusätzlich mit dem Equalizer der Basstronic angepasst.
Hier hört ihr eine weitere erstklassige Variante für einen fetten, und durchsetzungsstarken Fingerstyle-Sound. Hierfür habe ich den Halstonabnehmer in den Singlecoil-Betrieb verfrachtet und den Stegtonabnehmer auf seriell geschaltet, um noch mehr Tiefmitten-Punch aus dem Groover zu kitzeln. Ein zusätzlicher subtiler Bassboost vom Onboard-Preamp reicht für das extrem fette und solide Fundament. Man beachte den ultra mächtigen, extrem klaren Klang der tiefen H-Saite – absolut beeindruckend!
Natürlich können auch die Freunde des Donnerdaumens mit den Groover glücklich werden. Der Slapsound im Parallelbetrieb beider Häussels wurde für das Klangbeispiel mit heftigen Tiefbässen vom Bassregler und einer ordentlich Portion Höhen aufgepumpt. Das Fundament wird trotz des starken Bassboosts nach wie vor klar abgebildet und die oberen Frequenzen verfügen über eine immense Strahlkraft und Transparenz, nerven aber nicht. Beides spricht für die Qualität der erstklassigen Basstronic, die herrvorragend auf die Börjes-Bässe abgestimmt wurde.
In den beiden abschließenden Clips hört ihr den Börjes-Fünfsaiter mit den Tonabnehmern im seriellen Solomodus. Für das erste Beispiele habe ich komplett auf den Halstonabnehmer geblendet und für eine leichte Vintage-Note die Höhen abgesenkt.
Im zweiten Beispiel hört ihr den Stegtonabnehmer mit einem ordentlichen Bassboost und einer leichten Mittenanhebung. Beide Beispiele sprechen für sich und zeigen, dass der Groover erstklassige Sounds für sämtliche Musikrichtungen parat hat und dank der effektiven und hervorragend klingenden Basstronic unglaublich flexibel eingesetzt werden kann.