Praxis
In einem ersten Testlauf probiere ich, meinen altgedienten Yamaha DX-200 via USB-Keyboard (Akai MPK mini) zu steuern. Das Experiment gelingt auf Anhieb und das alte DIN-MIDI-Schlachtschiff folgt anstandslos den Kommandos des modernen Controllers. In einem zweiten Versuch verbinde ich verschiedene USB-Hubs mit dem USB-Port der BomeBox, um von mehreren Controllern gleichzeitig auf den MIDI-Port (Merging) zuzugreifen. Auch dieses Experiment verläuft erfolgreich. Man kann also mit der BomeBox problemlos ein Setup mit mehreren untereinander kommunizierenden USB- und MIDI-Geräten realisieren – ohne Rechner.
So ermutigt, probiere ich, mein persönliches Live-Setup mit der kleinen Box umzusetzen. Diese über Jahre bewährte Zusammenstellung besteht aus zwei iPads, die via Wi-Fi und der Software „Touchable“ Ableton Live steuern und zwei Korg Kaoss Pads. Auch das klappt ausgezeichnet:
iPads mit dem von der Box bereitgestellten WLAN verbinden, Kaoss Pads in den an der USB-Buchse steckenden Hub klemmen – fertig. Besonders die Wi-Fi-Verbindung erweist sich dabei auch über eine größere Distanz (12 Meter) als stabil zuverlässig, was für die Qualitäten der BomeBox als Wi-Fi-Access Point spricht. Das Überbrücken größerer Strecken (mit Cat.5 Kabel bis zu 500 Meter) via Ethernet ist selbstverständlich auch möglich, konnte von mir mit nur einer BomeBox allerdings nicht nachgeprüft werden.
Auf Nachfrage schickte mir Florian Bomers noch einen in der Entwicklung befindlichen Netzwerktreiber (PC/MAC), der in naher Zukunft allen registrierten Anwendern der BomeBox zur Verfügung stehen soll. Damit ist dann möglich, direkt in einer Applikation auf dem Rechner die – via Wi-Fi verbundene – BomeBox als MIDI-Quelle und Ziel auszuwählen und somit an der Box angeschlossenen Geräten MIDI-Daten zu transferieren. Und obwohl es sich noch um eine Beta-Version handelt, klappte das im Test ganz hervorragend: Das – via Hub mit der BomeBox verbundene – Akai Controller-Keyboard sendet seine Steuerinformationen via Wi-Fi an den Rechner, der gibt es drahtlos an die BomeBox zurück und befehligt damit meinen alten MIDI-Synthesizer (Roland JD-800) – top. Spätestens an diesem Punkt beginne ich von der kleinen, schwarz-grünen Kiste beeindruckt zu sein und ich fange automatisch an, mir mögliche Studio- und Live-Setups auszudenken, die sich ohne die Box kaum oder wenn nur sehr kompliziert realisieren lassen.
Wie hoch man den unmittelbaren Nutzwert einer einzelnen BomeBox im jeweiligen Szenario (und damit die Abwägung) ansiedeln möchte, ist natürlich vom Einzelfall abhängig. Braucht man beispielsweise lediglich den physikalischen Transfer von USB auf DIN-MIDI, dann sollte auch ein einfaches Interface für unter 30 Euro genügen. Will man MIDI-Daten lediglich drahtlos übertragen, reicht unter Umständen auch eine Ad-hoc- oder Bluetooth-Verbindung. Die BomeBox amortisiert sich also erst an dem Punkt, wo viele ihre Funktionen wirklich gebraucht werden und das dürfte vor allen Dingen dann der Fall sein, wenn man die MIDI Translator Pro-Software bereits ausgiebig nutzt oder sie noch dazu kauft. Auch für Anwender, die für ihr Setup – sei es im Studio oder Livebetrieb – einen zuverlässigen, dedizierten Access-Point suchen, der in der Lage ist, auch komplexe Szenarien zu managen, dürfte die BomeBox nicht uninteressant sein. Die Münchner Kammerspiele jedenfalls haben direkt mehrere geordert, um ihre aufwändigen Produktionen damit zu realisieren.
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Aber auch in kleineren Live- und Hybrid-Setups kann die kleine Box sich schnell als zentrale Anspielstation bezahlt machen. Auch und vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass die Vernetzung von Computern mit Musik- und DJ-Equipment immer weiter fortschreitet.
Während sich einfach Routing-Aufgaben problemlos über die Standard-Ansicht der Web-Oberfläche einstellen lassen, entblättert ein Klick auf den Advanced-Modus das ganze Potenzial der BomeBox. Diese ist nämlich nicht nur ein vollwertiger Router und Access-Point, sondern auch eine detailliert konfigurierbare Firewall, DNS- und DHCP-Server. Kein Wunder: Setzt die Firmware doch auf der potenten Open-Source Linux-Firmware „OpenWrt“ auf.
Wer seine BomeBox allerdings so richtig zum persönlichen Routing- und Mapping-Knecht dressieren will, ja ihr vielleicht sogar eine gewisse „Intelligenz“ in Form von gescripteter Kommando-Sequenz mit auf den Weg geben möchte, der kommt am Ende nicht um den Kauf von „MIDI Translator Pro“ herum. Ein so erstelltes Mapping kann dann über einen simplen Datei-Upload in die BomeBox verfrachtet werden und ist von da an im lokalen Speicher verewigt, funktioniert also auch ohne Zuhilfenahme eines Computers.
Gerne hätte ich es gesehen, wenn die Software für Besitzer der BomeBox als kostenloser Download bereit stünde. Man kann sich allerdings auch dem Argument von Florian Bomers nicht entziehen, der sagt, dass ein Großteil der Anwender sich wohl nicht die Mühe machen will und wird, sich in die Tiefen von „MIDI Translator Pro“ hinab zu begeben und es den Preis der BomeBox entsprechend verteuert hätte, die Software bei allen Boxen zu inkludieren.
Hello There sagt:
#1 - 02.08.2017 um 14:59 Uhr
Test ohne Latenz für USB/ Ethernet und vor allem natürlich Wifi eigentlich nutzlos.
Low kann ich mir sparen, low im Vergleich zu was, zu einem 5€ Adapter ?
Das es an sich funktioniert, davon geh ich mal aus wenn ich es kaufe, ich lese schließlich über eine sündteures MIDI Interface, dafür brauch ich keinen Test.
Klares KONTRA: bei 200€ nur ein MIDI IN/OUT und ein USB Host ist zu wenig.
Daniel Rickenbach sagt:
#1.1 - 11.08.2017 um 07:27 Uhr
Hallo
So wie ich es sehe, stehen die MIDI-Interface Fähigkeiten bei der BomeBox nicht im Vordergrund, aus dieser Sicht betrachtet wäre es wirklich recht teuer. Die Stärke liegt wohl eher in den Routing Möglichkeiten und steht damit ziemlich alleine da. Die MIDI-Interfaces mit eigener Routing-Fähigkeit sind ziemlich dünn gesäht, da gibt es gerade mal die MOTU Midi Express XT und micro Express, sind aber wesentlich teuer und können nur innerhalb der eigenen Ports routen, dann noch mio10 von iConnectivity, welches aber für die Konfigurationsänderung immer einen Computer braucht. Wie ich es verstehe, ist die BomeBox in der Lage die Ports mehrerer ClassCompliants Interfaces (über einen Hub angedockt) beliebig untereinander zu routen, und das ohne zwingend einen Computer bemühen zu müssen. In Anbetracht dessen geht für mich der Preis in Ordnung.
Antwort auf #1 von Hello There
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