Capone: Sechsundreißig Sekunden.
Noreaga: Nein, es waren neunzehn Sekunden. Und irgendwas um die dreißig….
Capone: Ich glaube es waren 36 Millisekunden.
Noreaga: Ja, sechsundreißig Millisekunden, das war es.
(Alle Lachen)
Capone: Das ist ein Teil unserer Geschichte.
Ich wusste, dass Tragedy mich wirklich gerne mochte. Trag und ich waren cool miteinander, aber ich wusste immer, dass es etwas an mir gab, was er nicht so ganz verstand, und ich musste das einfach alleine durchziehen.
Aber damit das klar ist, ich liebe Trag! Aber damals wußte ich definitiv nicht, dass es ein Klassiker werden würde, und ich habe auch nicht daran gedacht. Als Capone im Knast war, und ich im Viertel herumhing und gesehen habe, dass jeder, der vorbei gefahren ist, den Shit spielt, sogar dann hab ich es noch nicht realisiert. Erst viel später. Ich wusste damals noch nicht, was Four Mics (Bewertungssystem des US Hip Hop Magazins „The Source“) bedeutete. Ich hab’s da noch nicht kapiert. Aber nach dem „N.O.R.E“-Album und allem anderen, hab` ich es verstanden. „Wow“, die Person, die ich geworden bin, und die Person, die ich davor war; das war echt eine Entwicklung – das war super!
B: Ward ihr in den Shows von Stretch Armstrong und Bobbito (Legendäre New Yorker Radiomoderatoren in den neunziger Jahren), bevor ihr eure ersten Platten veröffentlicht hattet?
Noreaga: Ich wusste das auch nicht. (Alle Lachen)
Capone: Das ist verrückt, es kann sein, dass Noreaga es wirklich nicht gewusst hat, weil wir darüber nie geredet haben. Wir waren einfach nur daran interessiert, ein Video zu machen und eine Platte, eine verdammte LP. „25 to Life“!
Und zuerst hab ich ihn angeguckt und mir gedacht, was denkt er denn, wer er ist. Aber als ich dann in Miami war und in meinem Zimmer saß, gemütlich, in meinen Basketballshorts, Unterhemd und Hausschuhen und mir den Beat angehört habe, dachte ich mir: „Mann, der Typ ist der Wahnsinn!“ Und ich rief ihn an und sagte: „Yo, du hattest Recht damit, dass ich es mir erst anhören soll, wenn ich in Miami bin.“ Er hatte einen Original Refrain, der ging (singt): „Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah…“
Also rief ich ihn an und sagte ihm: „Es gibt nur eine Sache, die ich ändern will.“ Und er meinte: „Ok, was denn“? Und ich sagte: „Ich will, dass die Bitch in dem Refrain anstatt Yeah, yeah, so klingt (singt). what, what, what, what“. Und ganz ehrlich, ich hatte schon den ganzen Text, aber ich hatte noch keinen Refrain. Ich hatte keine Hook.
Manchmal denke ich darüber nach, wie die ganz wichtigen Sachen gelaufen sind. Und eine Sache, die mir irgendwie gegen den Strich ging, war, wie eben schon erwähnt, Trag, der nicht richtig an mich geglaubt hat. Und was daraus entstand, war „What, What!“, ich wollte einfach ein bisschen Aufmerksamkeit. Und mir ist damals einfach kein Refrain eingefallen. Ich bin durchgedreht im Studio. Ich war die ganze Zeit nur: What, What, What-mäßig unterwegs. Und Pharrel meinte: „Behalt das, das ist die Hook.“ Dazu hab ich dann nur gesagt: „Nein Mann, das geht doch nicht.“ Und er sagte einfach: „Doch, vertrau mir einfach!“ Und der Shit ist jetzt ein Klassiker.Also “big up to” Pharrel, “big up to” Malik the Sheik, “big up to” Rob Walker, “big up to” the whole Star Trak! Ich liebe euch!
B: Wann kommt „Channel 10“ raus?
Capone: Im März fängt das neue Jahrhundert an.
B: Wo habt ihr das Album aufgenommen? Du lebst in Miami, Nore, richtig?
Noreaga: Ja, wir haben da nur alles abgemischt, aber wir haben nicht in diesen fetten Studios aufgenommen. Wir machten die Aufnahmen in echt herunter-gekommen Stadtteilen, die du dir kaum vorstellen kannst.
Und dann gibt’s noch die Hardcore-Hip Hopper. Also letztlich kann ich amerikanischen Hip Hop als solchen einfach nicht kategorisieren. Aber wenn du mich nach dem Status von Hip Hop fragst…eine Menge Leute fragen uns das, weil wir diese wirklich tolle Musik repräsentieren. Sie fragen uns, was wir von den neuen, aufkommenden Musikern und deren mieser Musik halten. Und ich sagen ihnen, sehr höflich und direkt, dass ich, als ich noch jung war, nicht immer direkt mochte, was ich zu der Zeit hörte. Und dann, nach zwei oder drei Jahren, als ich die Platte dann wieder zu hören bekam, sagte ich mir: „Verdammt, ich erinnere mich an diese Zeit“. Also hoffentlich werden diese Leute die Musik, die sie heute als „whack“ bezeichnen, in ein paar Jahren zu schätzen wissen.
Noreaga: Lass mich dir eine Sache verraten. Ich mag das Internet wegen einer Sache. Ich erinnere an die Tage, an denen mein Album im Amerika herauskam und dann, drei Jahre später kam es in London heraus. Oder es wurde in Deutschland vier, fünf, sechs Monate veröffentlicht. Das was ich am Internet mag ist, wenn ich New York oder Deutschland etwas zu sagen habe, kann es an beiden Orten zur gleichen Zeit gehört werden.
Was ich nicht am Internet mag, ist dieses Downloaden! Hinterlasst keine negativen Kommentare oder Äußerungen auf Blogs!
Denn Eins will ich euch sagen, wenn der Künstler ins Studio geht und seine harte Arbeit macht, und du dann den Knopf drückst, auf dem Download steht, dann ist das die ultimativste Respektlosigkeit, die man dem Künstler und der Kunstform antun kann.
Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben irgendwas heruntergeladen. Keinen Klingelton, keinen „mutherfuckin’ scratch my ass song“, nichts!
Auch nicht, wenn ich den Künstler nicht mag. Sobald es einen Song gibt, der mir gefällt, geh ich ´raus und kauf ihn mir und unterstütze den Künstler.
Ich bin ein Fan von Kanye West und ich habe kein Problem damit, es zuzugeben. Als das Album veröffentlicht wurde, war ich gerade auf Tour und konnte nicht zum Plattenladen gehen und es mir kaufen. Ein Freund von mir betreibt die Seite www.57thave.com. Er fragte mich: „Yo, hast du den neuen Kanye-Shit gehört?“. Ich dachte, er redet über diesen „einen“ Song und sagte „nein“, worauf er erwiderte: „Ok, dann schicke ich es dir!“
Ich hab meine E-Mails gecheckt und dachte, es wäre nur ein Song von der Platte. Dann habe ich gesehen, dass er mir das ganze Album geschickt hat. Kanye Wests ganzes Album! Ich habe sofort den „Delete“-Button gedrückt, ihn angerufen und ihm gesagt, daß er so etwas nie wieder mit mir machen soll! Sogar, wenn ich Kanye West hasste, würde ich sein Album nicht herunterladen. Letzten Endes respektiere ich die Kunstform, sogar dann, wenn ich den Künstler nicht respektiere. So, das ist es, was ich am Internet hasse.
Ihr könnt euch www.57thave.com angucken. Das ist eine Seite, auf der die „Hood-People“ bloggen können. Und wenn ich „Hood-People“ sage, meine ich, dass ich es nicht zulassen werde, dass du dort respektlos behandelt wirst von jemandem, der dich noch nie im Leben getroffen hat. Wenn eine Person „Fuck…“, (an DJ Rick Ski gewandt)…wie ist dein Name? (Rick Ski) „Rick“. Wenn also eine Person „Fuck you, Rick“ sagen will, können sie das auf www.57thave.com nicht sagen. High Five, Motherfucker!
Noreaga: Ja, ehrlich Mann, das würde ich wirklich gerne machen. Ich will auf jeden Fall drei Alben dieses Jahr hinkriegen. Eins im März, eins im Juni/Juli/August und eins im September/November/Dezember. DMX hat zwei Alben geschafft und ich denke, wir können drei hinkriegen. Und wenn die sich alle drei zusammen nur 100.000 Mal verkaufen, dann haben wir ca. eine Millionen Dollar verdient. Wir sind im Independent-Game und solange wir Leute in Deutschland haben, die uns unterstützen, Leute in Köln, Dresden, Essen, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf… und in der Schweiz in Zürich…dann funktioniert das Ganze auch.
Europa ist so lebendig, Hip Hop-mäßig, wie Amerika es schon lange nicht mehr war. Wenn wir in Amerika eine Show machen, sind das vielleicht 45 Minuten. Und das auch nur, wenn wir Glück haben. Hier wollen wir euch Motherfuckers zwei Stunden geben! Ich weiß nicht, was mein Kumpel hier gelabert hat, als wir auf der Bühne waren (zeigt auf ein männliches Groupie). Aber ich hab ihn gesehen und dachte mir nur: „ Meine Güte, der Typ ist wahnsinnig!“
Capone: Wir haben die ganze Zeit gerockt!
(Alle lachen)
Noreaga: … es motiviert mich, herauszugehen und euch die beste Show zu geben! Wir sind zum ersten Mal in Köln und wollten sicherstellen, dass ihr Motherfucker euch an uns erinnert! Das ist richtiger Hip Hop. Richtige Hip Hop-Künstler gehen nämlich da `raus und rocken das Haus. Und das haben wir hier in Köln gemacht.
Das längste, was wir bis jetzt auf der Bühne gebracht haben, waren zwei Stunden und zwei Minuten. Aber heute Abend wurde der Rekord gebrochen! Zwei Stunden und fünf Minuten.
Die drei ersten Lieder unseres Sets sind alles brandneue Platten. Keiner hat sie bis jetzt gehört, und sie rocken! Besonders „The Argument“ (ruft „Fuck you!“). Wenn ihr darüber was wissen wollt, geht auf Youtube oder www.57thave.com. Googelt das „The Argument“-Video!
Capone: Man muss Spaß haben!
Noreaga: Wir wollten das machen, und wir haben es durchgezogen. Und als die Leute zu mir gesagt haben: „Fuck Pone!“, hab ich einfach nur geantwortet: „Fuck you!“
Capone: Das ist einer meiner Lieblingssongs, wenn wir live spielen.
Noreaga: Ja, weil wir die Show so gut zusammengebaut haben. Auch wenn die Lieder, die wir spielen, noch niemand vorher gehört hat, sagen alle nach der Show: „Fuck you!“
B: …ein gutes Songkonzept…
Vielen Dank!
Noreaga: Also, Germany, wir haben gerockt! Vielen Dank! Ich gehe jetzt meine Eier waschen!
Credits:
Kamera: Menasse Gebregzi
Schnitt: Thorsten Schwarz