Die Zeit zwischen 1965 und 1975 ist zum Mythos geworden, das gilt insbesondere für junge Musiker. Westcoast, Folk, Soul, Rockjazz, Prog und Hard Rock – „anything goes“ lautete das Motto jener Jahre. Musikmacher und Hörer waren offen für neue Ideen, selbst wenn sie noch so verrückt klangen. Heute suchen immer mehr junge Combos nach Anregungen auf Tonträgern der goldenen Jahre, so erklärt sich etwa die flächendeckende Renaissance der Beatles.
Die Australier Wolfmother spielen Retro-Rock, daran wird niemand zweifeln. Dennoch gibt es einige Elemente, die das Quartett aus der Masse der neuen Classic Rockbands herausheben. Zum einen ist es diese Frische in der Stimme von Frontmann Andrew Stockdale. Sein stechendes Organ mag klingen wie eine Mischung aus Robert Plant und Ozzy Osbourne, doch der Krauskopf gießt noch einen (gefühlten) Liter Adrenalin hinzu. Hinzu kommt die Begeisterung, mit welcher der Hauptsongwriter der Aussies die spannendsten Bestandteile von Led Zeppelin, Black Sabbath, Deep Purple, Beatles, Hendrix, Dylan und anderen destilliert. Stockdale liebt Rock´n´Roll und bringt diese Liebe auf den Punkt – über die dazu nötigen musikalischen Fähigkeiten muss man erstmal verfügen!
Für dich ausgesucht
- “Stairway to Heaven” ist kein Plagiat!
- Interview Wolfmother
- Rock & Roll Hall Of Fame: Dave Grohl erinnert sich nebelig an seinen gemeinsamen Auftritt 2015 mit Joan Jett
- Robert Plant: “Led Zeppelin befriedigt meine Bedürfnisse nicht mehr wirklich”
- Netzfund: Led Zeppelin-Auftritt in Wiener Stadthalle aufgetaucht (Video)
Im Unterschied zum platingekrönten Debüt „Wolfmother“ (2005) ist Nachfolger „Cosmic Egg“ einen Tick verspielter und ausgefeilter, ohne dabei an Elan zu verlieren. Die Scheibe ist auch ein Neuanfang, konnte sich der Wolfmother-Boss nach dem Ausstieg der ersten Rhythm Section drei neue Begleiter ganz nach Gusto aussuchen. Öffner „California Queen“ ist eine hochfliegende Stoner-Rock-Hymne, getragen von purer Leidenschaft und Stockdales durchdringendem Organ. Die Single „New Moon Rising“ will einem schon nach dem ersten Hören partout nicht mehr aus dem Kopf gehen. In „White Feather“ addiert der Vierer zu Led Zeppelin auch noch einen Happen Rolling Stones, fast schon unheimlich wie nahe der Wolfmother-Frontmann hier dem legendären Robert Plant kommt. Dazu gesellen sich noch etliche schwere Hippie-Ohrwürmer a la „In The Morning“, „Pilgrim“ und „In The Castle“. Es ist der Sinn fürs Dramatische, der diese Band auszeichnet, sie baut Schritt für Schritt Spannung auf, um den Song auf dem Höhepunkt „explodieren“ zu lassen. Die Australier bieten weit mehr als nur reines Recycling, mit leuchtenden Augen entdecken sie den Classic Rock neu und feiern ihn mit jugendlichem Enthusiasmus.