Praxis
Für den Praxischeck steht meine Furch OM 34 bereit, die mit einem Piezo-Pickup von AER bestückt ist. Zum Kennenlernen schalte ich den AD-10 zunächst vor meinen AER Alpha Amp. Was ich beim schnellen Schalten durch die Effektblöcke zu hören bekomme, gefällt mir schon mal sehr gut. Für eine genaue Untersuchung der Soundqualität und um die Effekte auch in ihrer vollen Breite hören zu können, nutze ich aber nun für die Audiofiles beide DI-Ausgänge.
So viel vorweg: Der AD-10 liefert ein absolut stabiles und sauberes DI-Signal, mit dem es sich sehr gut arbeiten lässt.
Die Effekte im Detail
Beginnen wir zunächst mit einer sachlichen Bestandsaufnahme der einzelnen Effektsektionen, bei der lediglich der Ambience-Reverb zusätzlich in einem dezenten Setting aktiviert bleibt.
Ich starte mit der Acoustic-Resonance-Funktion, die sich in drei Charakteristiken abrufen lässt und bei der der Grad der Signalbearbeitung mit dem dazugehörigen Poti eingestellt werden kann. Das Poti steht auf 12 Uhr. Wir hören erst das Signal im Bypass, danach aktiviere ich hintereinander alle drei Optionen.
Wie man hören kann, wird das Signal in der Mittelstellung schon ordentlich bearbeitet. Die drei verschiedenen Typen treten zudem hörbar unterschiedlich auf. Wie schon beim AD-2 sollte man es hier, je nach Pickup, aber nicht übertreiben. Das Signal wirkt auf jeden Fall griffiger, runder und präsenter und kommt mit einem deutlichen Eingriff ins Frequenzbild. Da wir beim AD-10 noch eine eigene EQ-Sektion an Bord haben, bin ich gespannt, wie sich die Modi im späteren Verlauf mit dem EQ genauer auf die eigenen Wünsche abstimmen lassen. Über die Sub-Parameter ist für die Acoustic-Resonance-Funktion übrigens auch noch eine extra Toneinstellung verfügbar.
Weiter geht es mit dem Kompressor. Ich justiere gleich die Grundeinstellung etwas höher, um den Unterschied zwischen den beiden Modi genauer wahrnehmen zu können. Wir starten vorher wieder mit deaktiviertem Effekt.
Die Charakteristika unterscheiden sich auch hier deutlich. Wenn man möchte, kann man über die Sub-Parameter-Einstellung auch das Attackverhalten abstimmen. Sehr gut!
Kommen wir zum Delay. Möchte man die Tap-Tempo-Funktion nutzen, lässt sich diese nach einem kurzen Blick ins Handbuch mit wenigen Handgriffen aktivieren. Der Delay-Fußschalter übernimmt in diesem Fall die Eingabe des Tempos. Ansonsten machen die drei verfügbaren Delay-Typen klanglich einen guten Eindruck. Tiefer editiert werden können sie über die Sub-Parameter in Länge und Subdivision, sodass in dieser Sektion alle wichtigen Werkzeuge für den Live-Alltag vorhanden sind.
Im Mischverhältnis sind die drei Chorus-Typen ab Werk etwas dezenter angelegt, was für Akustikgitarrensounds aber auch häufig Sinn ergibt, da zu dick aufgetragene Chorus-Sounds schnell ins Kitschige abdriften können.
Ich habe dennoch für die Audios den Wert über die Sub-Parameter-Funktion etwas höher geschraubt, um die Unterschiede besser darzustellen.
Für dich ausgesucht
Alle drei Typen haben zweifellos ihren Charme und arbeiten sehr gut mit dem Pickup-Sound meiner Gitarre zusammen. Die drei Reverb-Modi wissen ebenfalls zu überzeugen und sind nicht nur in der Länge unterschiedlich abgestimmt, sondern auch im Pre-Delay. Das leicht Scheppernde in den Räumen gefällt mir ebenfalls im Zusammenspiel mit meinem Gitarrensignal sehr gut. Zudem haben die Sounds hier im Stereobetrieb eine plastische, räumliche Tiefe.
Kommen wir nun zur Boost-Funktion. Sinnvollerweise lässt sich mit ihr nicht nur die Lautstärke anheben, sondern auch das Frequenzbild auffrischen. Ich drehe die Tone-Funktion daher etwas höher auf 3 und aktiviere im zweiten Durchlauf den Boost.
Perfekt! Der Boost macht genau, was er soll und frischt zudem das Signal auf. Wenn gewünscht, kann er übrigens auch noch stärker ausfallen. Bevor wir die Effekte kombinieren, legen wir unser Ohr noch auf den 4-Band-EQ des Gerätes.
Im folgenden Beispiel gebe ich eine Strumming-Figur zum Besten. Diese Spielweise neigt über Piezo-Pickups in der Regel zum Klirren und wirkt häufig lärmend. Mit dem EQ lässt sich dieses Phänomen recht musikalisch mit ein paar Handgriffen entschärfen, wie das nächste Beispiel zeigt.
Nachdem wir nun alle Abteilungen des Pedals einzeln gehört haben, lässt sich konstatieren, dass der AD-10 eine hohe Klangqualität bietet und die einzelnen Effekte schon in der Werkseinstellung bestens mit dem Pickup meiner Akustikgitarre harmonieren.
Der AD-10 Preamp in der Praxis
Nun wollen wir aber endlich das Gerät in der Praxis hören und die Effekte miteinander kombinieren. Ich starte dafür mit einem perkussiven Fingerpicking. Toll, wie das modulierte Delay sich mit dem Hall mischt. Und auch die Möglichkeit, die Acoustic-Resonance-Funktion mit dem EQ abzustimmen, zahlt sich voll aus.
Wirklich gut gefällt mir auch das folgende Strumming-Beispiel.
Hierfür habe ich die Bright-Option der Acoustic-Resonance-Funktion gewählt. Gemeinsam mit dem Chorus und einer EQ-Bearbeitung klingt meine Gitarre breit und voluminös!
Für das nächste Flatpicking-Beispiel will ich nun auch den Looper bemühen, der seine Arbeit einfach und unkompliziert verrichtet. Er ist auf dieselben Fußbefehle geeicht, wie ich sie auch von anderen Loopern mit einem Fußschalter kenne, und bietet klanglich eine sehr gute Performance. Gespeichert wird der Loop allerdings nicht, was aber bei einer Aufnahmezeit von 80 Sekunden und dem Fehlen von Speicherplätzen in meinen Augen kein Problem darstellt. So sehe ich den Looper eher als direktes Werkzeug für Aufnahmen während eines Live-Konzerts. Mit aufgenommen werden übrigens bis auf den Reverb alle Effekteinstellungen.
Hören wir uns gleich noch ein weiteres Fingerpicking-Beispiel mit einer Mischung aus Acoustic-Ambience, dezenter Kompression, Delay und Reverb sowie einer leichten Korrektur am EQ an.
Das Beispiel bestätigt erneut meinen Eindruck, dass der AD-10 wirklich in der Lage ist, das Signal eines Piezo-Pickups zu veredeln.
Werfen wir nun zum Abschluss noch einen Blick auf die Anti-Feedback-Option. Neben der Möglichkeit, zwei Notchfilter manuell einzustellen, kann das Gerät auch Feedback-Frequenzen selbstständig erkennen und eliminieren. Ich drehe dafür die Boxen ordentlich auf und werde sogleich mit einem tieffrequenten Feedback belohnt. Nun drehe ich das Anti-Feedback-Poti zu einem Dreiviertel auf. Wie sich zeigt, bekommt das Gerät das wummernde Feedback automatisch bestens in den Griff, ohne den sonstigen Sound hörbar in Mitleidenschaft zu ziehen. Großartig!
Skipper Ralf sagt:
#1 - 05.05.2018 um 16:09 Uhr
Danke für den super hilfreichen Test - Ihr habt mir ein Super Teil besorgt
Bin "nur" ein Hobby-Gitarrist. Der auf der Suche nach der Option war, seine Silent Guitar, Typ "Traveller-Guitar" auch mal akustisch hörbar machen wollte.Über meinen Roland Microcube hörte sie sich nicht gut an, dafür brauchte ich eine Lösung. Die habe ich dank dieses Tests gefunden. Danke - auch für die zahllosen anderen wertvollen (weil nicht nur durchgehend positiv, sondern wohl eher objektiv!) Tests.Übrigens: Habe mittlerweile einen anderen Amp gefunden der nun die ganze Sache rund macht. Dazu fehlt noch ein Test bei Euch: "Fishman Loudbox Mini".
Den solltet Ihr Euch nach m.E. mal anhören und ihn damit auch anderen Gitarristen bekannt zu machen.
Hatte mich ursprünglich nach Euren Tests für den Roland AC-33 umgesehen, aber der Fishman ist es dann geworden, damit klingt meine Gitarre deutlich mehr nach einer Western-Gitarre (und das auch noch bei dem Preis).
Ich wäre wäre sehr daran interessiert, zu hören, was Ihr dazu sagt.
(Hinweis: Ich bin wirklich privat und bekomme keinerlei Provisionen ;-) )