Praxis
Dr. Beat klingt oldschool und lädt ein zu krummen Taktspielereien
Nach dem Einschalten wird mit den Tasten unten links das gewünschte Menü gewählt. Im Normalfall dürfte das BEAT oder PATTERN sein. Im BEAT-Modus kann man nun mit dem Cursorrad durch die 90 Taktarten navigieren, zu denen neben den gewöhnlichen 1/4 bis 9/4-Beats noch 81 weitere, zusammengesetzte Takte gehören, die Betonungen auf zwei verschiedenen Zählzeiten haben. 6-3 wäre beispielsweise ein 9/4 oder 9/8-Beat, der in eine Sechser- und eine Dreiergruppe, jeweils mit Betonung auf dem ersten Schlag, unterteilt ist. Im laufenden Betrieb wird das Tempo durch eine grafische Pendelbewegung sowie durch zwei Lampen oberhalb des Displays optimal dargestellt. Zwischen vier verschiedenen Metronom-Sounds bzw. VOICES kann gewählt werden, darunter auch eine menschliche Stimme. Mit dem 5-Band-Notenmixer können die Beats je nach Bedarf individuell gemischt werden. Zum Aufrufen der 30 Drummachine-ähnlichen Rhythmen wählt man den PATTERN-Modus. Wer auf Ultra-Oldschool-Sounds steht, könnte hieran seine Freude haben, aber die 8-Bit-Ästhetik – so zumindest klingt es – dürfte nicht jedermanns Geschmack entsprechen.
In den folgenden Soundfile demonstriere ich die verschiedenen Metronom-Sounds:
Die Programmierung ist kinderleicht
Sämtliche Parameter, also Tempo, Metrum, Sounds und die Mixer-Einstellungen, werden beim Speichern eines Beats oder Patterns, das kinderleicht durch zweimaliges Drücken der WRITE-Taste funktioniert, übernommen. Zum Aufrufen der gespeicherten Programme – maximal 50 Stück – muss zuvor die MEMORY-Taste gedrückt werden. Möchte man verschiedene Beats oder Patterns miteinander verketten, so nutzt man hierfür die LOOP-Funktion. Zu beachten ist dabei, dass die Programme immer in der vorgegebenen Reihenfolge durchfahren werden, allerdings ist das Startprogramm frei bestimmbar. Ebenfalls frei wählbar bis maximal 255 ist die Anzahl der Wiederholungen eines Programms.
Der Doktor als Coach: Die Trainingsfunktionen machen Lust aufs Üben
Kommen wir zur Trainingsfunktion des DB-90. Der COACH-Modus bietet mittels Time Check die Möglichkeit, per Display-Anzeige die eigene Spielgenauigkeit zu überprüfen, indem man entweder auf einer Trommel oder einem Practice Pad mittrommelt (das Signal wird über das interne Mikrofon aufgezeichnet) oder über die Trig In-Buchse ein externes Drumpad anschließt. Drei Schwierigkeitsgrade sind wählbar, aber leider erfolgt keine Auswertung der eigenen Bemühungen. Sinnvoller ist die QUIET COUNT-Funktion, bei der sich nach jeweils vier Takten laute und leise Clicksounds abwechseln, um das Timing zu verbessern. In den beiden Modi GRADUAL bzw. STEP UP/DOWN wird das Tempo allmählich oder stufenweise alle vier Takte bis zu einem frei wählbaren Wert gesteigert und wieder verringert, wodurch gut die Fortschritte bei Technikübungen kontrolliert werden können.
Dr. Beat hilft auch bei schlechter Stimmung: Tune/Pitch und weitere Features
Dr. Beat kann nicht nur den Kammerton A in einem Stimmbereich von 438 bis 445 Hertz von sich geben, nein, über ganze fünf Oktaven reicht sein Stimmumfang. Zehn Speicherplätze stehen für verschiedene Referenztöne zur Verfügung. Diese Funktion könnte zum Beispiel auch bei Gesangseinsätzen eine große Hilfe sein. Als einziges Metronom der Boss-Palette verfügt das DB-90 über einen MIDI-Anschluss. Dadurch ist es möglich, beispielsweise in Live-Situationen Sequencer oder Keyboards mit dem DB-90 zu synchronisieren. Interessant für Gitarristen ist die Möglichkeit, ihr Instrument direkt an den Input anzuschließen und mit Hilfe der Amp Simulation-Funktion einen Mini-Gitarrenamp zur Verfügung zu haben. Per Fußschalter können Programme ausgewählt, gestartet und gestoppt werden. Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt ist die ausklappbare Plastikstütze zum Aufstellen des DB-90, die billiger und fragiler kaum wirken könnte. Ein Metallbügel wäre hier die bessere Lösung gewesen. Auch sonst beherrscht Plastik das Bild, und einen Sturz aus größerer Höhe sollte man dem nicht gerade leichten Gerät lieber nicht zumuten.
Hier könnt Ihr die Referenztöne C2 bis C6 hören:
Für dich ausgesucht
Was kann Dr. Beat für uns Drummer tun?
Der Eignungstest als Drummer-Metronom stellt für das DB-90 keine große Hürde dar. Schließlich sind Features wie Dauerbeleuchtung – gut bei schlecht beleuchteten Bühnen oder Proberäumen – , Netzteilanschluss sowie ein Gewinde zur Befestigung am Beckenständer vorhanden. Mit Hilfe der MIDI In Buchse kann man das Gerät zum Beispiel auch über die Schlagfläche eines Multipads starten, falls keine Hand oder kein Fuß frei ist. In Live-Situationen bieten die Speicherplätze eine willkommene Möglichkeit, für jeden Song im Nu das passende Tempo parat zu haben.