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Boss Gigcaster 8 Test

Installation des Boss Gigcaster 8

Der Aufbau des Boss Gigcaster 8 ist denkbar einfach. Seine Stromversorgung geschieht wahlweise über das mitgelieferte Netzteil oder USB-Powered über die USB-C-Buchse. Sie dient auch zum Anschluss der Podcast-Station an einen Rechner. Beim Anschluss an einen PC/Laptop muss außerdem ein passender Treiber von der Webseite des Herstellers heruntergeladen und installiert werden. Zwei Kabelführungswege in einem der hinteren Füße dienen zugleich als Zugentlastung. Sie ermöglichen es das zum Netzteil führende Kabel entweder seitlich vom Gerät wegzuführen oder unterhalb von ihm in eine beliebige Richtung wegzuführen. In der einfachsten Variante muss dann nur noch ein Headset oder ein Mikrofon und ein Kopfhörer angeschlossen werden und schon kann es losgehen. Nach dem ersten Einschalten fordert das Gerät dazu auf, Datum und Zeit einzustellen. Im Anschluss tut der Anwender gut daran, sämtliche Menüs einmal durchzusteppen. Denn so lässt sich auf Anhieb ein Überblick darüber verschaffen, wo sich welche Funktionen verstecken.

Kabelmanagement
Die Kabelführung unterhalb des Gigcaster 8 dient zugleich als Zugentlastung.

Boss Gigcaster 8 in der Praxis

Per Kanaltaster wird beim Gigcaster 8 ausgewählt, auf welchen Kanal sich die Anzeige des Touchscreens bezieht. So finden sich etwa im Menü für Kanal 1, der auch über einen DI-Instrumenteneingang verfügt, Distortion- und Preamp-Simulationen. Das macht das Arbeiten mit Gitarren besonders komfortabel – beispielsweise um auf die Schnelle einfache Demos zu erstellen. Und auch für Sprache und Gesang hält der Gigcaster 8 ein kleines Extra bereit. Und damit meine ich nicht, dass für die vier Mikrofoneingänge auf der Rückseite eine 48V-Phantomspeisung für die Verwendung von Kondensatormikrofonen zur Verfügung steht. Vielmehr ist auch ein integriertes Stereo-Mikrofon vorhanden. Mit seiner Hilfe wird der Gigcaster 8 zu einer mobilen Recording-Einheit, bei der im Fall der Fälle nicht einmal ein Mikrofon angeschlossen werden muss. Allerdings fällt mir auf, dass die integrierte Stereomikrofonie von Hause aus aktiviert ist. Da ich hierfür keinen Mute-Schalter finden kann und das Signal Post-Fader liegt, muss ich in das Untermenü von Kanal 1 navigieren und dort den Pegel per virtuellem Minus-Taster Schritt für Schritt herunterregeln. Das erscheint mir doch ein wenig umständlich.

Fotostrecke: 7 Bilder Je nach Verwendungszweck lassen sich in den Kanälen verschiedene Eingangs-Parameter anzeigen.

Zur Grundausstattung eines jeden Kanals gehört eine vielschichtige Klangbearbeitung in Form von zum Beispiel Kompressor, Equalizer, Noisegate, Pitch-Korrektur, Delay und Hall. Und auch für den Master-Kanal steht Sound-Processing zur Verfügung. Hier kann dem Signal zum einen mit einem Kompressor zu einer gleichmäßigeren Dynamik verholfen werden. Zum anderen steht ein Halleffekt bereit, der dem ausgegebenen Sound mehr räumliche Tiefe verleihen kann. Beide Effekte zusammen sorgen dafür, dass die verschiedenen Audiosignale klanglich im Masterkanal ein wenig „zusammengeschweißt“ werden. 

Die Bedienung gelingt hier intuitiv. Auch stehen ausreichend Parameter zur Verfügung, um die Effekte an die klanglichen Gegebenheiten anzupassen. Wer allerdings ins Detail gehen möchte, findet hier nicht alle Regelungsmöglichkeiten, die er vielleicht erwarten würde. Auch sind manche Bezeichnungen nicht eindeutig gewählt. Deshalb müssen erfahrene Audio-Fans beim Einstellen der integrierten Sound-Bearbeitung an der einen oder anderen Stelle ein wenig um die Ecke denken. Versteckt in den Untermenüs finden sich auch die Talkback-Funktion und das Mix-Minus-Feature des Gigcaster 8.

So klingt das Boss Gigcaster 8 mit Mikrofonen

Beim klanglichen Check des Boss Gigcaster 8 machen wir den Rundumschlag. Zunächst einmal schließe ich ein Shure SM7B an. Das Mikrofon ist bekannt dafür, dass es eine hohe Vorverstärkung benötigt. Der Gigcaster hat keine Probleme damit, das Signal ausreichend zu verstärken. Allerdings gerät der Verstärker des Kopfhörerausgangs hier an seine Grenzen. Denn das Monitoring des recht leise eingehenden Mikrofonsignals ist nur mit sehr deutlich wahrnehmbaren Rauschanteilen zu bewerkstelligen. Als nächstes nehme ich mir die interne Signalbearbeitung vor. Hier erlebe ich bei den Presets, die zur Aufbereitung von Sprechstimmen dienen sollen, eine Überraschung. Denn ihre Voreinstellungen kommen mit dem Signalpegel, den das Shure SM7B liefert, auch nicht gut zurecht. Das ist auch dann der Fall, wenn ich ihn gegenüber der ersten Aufnahme um weitere 5 dB anhebe. Insbesondere der Schwellenwert des integrierten Noisegates greift viel zu früh und sorgt so für eine abgehackte Stimm-Performance. 

Gerade Einsteiger ohne Vorerfahrung werden deshalb den Gigcaster 8 nicht einfach auspacken und mit ihm loslegen können. Zuvor müssen erst die Parameter mehrerer Effekte angepasst werden, um den gewünschten Klang zu erzielen. Das dürfte für Neueinsteiger ins Podcasting und Streaming eine gewisse Hürde darstellen und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das, was sie von einem Podcast-Studio erwarten. Darüber hinaus wirkt der Klang des Mikrofons im Zusammenspiel mit dem Gigcaster 8 dunkel und matt, wenn ich seine Höhen nicht gerade aktiv anhebe. Das ist deshalb schade, weil das Shure SM7B als Standard unter den Broadcast-Mikrofonen gilt. Entsprechend ist es auch bei Podcastern ein beliebtes Modell. Erstaunlich ist auch, dass sich unter den Presets keines befindet, das für einen typischen Broadcast-Sound sorgt.

Audio Samples
0:00
Stimme (dry) Stimme (wet), Fat Comp Stimme (wet), diverse Voice-FX Vocals (wet), Rock Vocals (wet), High Harmony Gitarre (wet), diverse Effekte Sound-FX

Wie klingen die Stimmeffekte des Gigcaster 8?

Negativ überrascht bin ich leider auch von den Stimmeffekten des Gigcaster 8. Mein persönlicher Eindruck ist, dass ihre Klangqualität im Vergleich zu den Voice-FX der Konkurrenz deutlich im Hintertreffen und für einen ernsthaften Einsatz nicht geeignet ist. Außerdem müssen viele der hier gebotenen Stimmeffekte stark an das Stimmsignal angepasst werden, gehen klanglich zu Lasten der Sprachverständlichkeit und weisen störende Artefakte auf.

Ein wenig besser sieht es bei den Effekten für Gesangsstimmen aus. Hier gefallen mir vor allem diejenigen Effekte, die für Mehrstimmigkeit sorgen. In den Audiobeispielen hört ihr etwa das Preset „High Harmony“. Aber auch auf die Effekte für Gesangsstimmen trifft zu, was für die Presets der Sprechstimmen-Effekte gilt: Nicht viele Presets sind vom Fleck weg so eingestellt, dass sie auf Anhieb verwendbar wären. Denn nur wenige der Effekte sind nicht mit überbordendem Hall überladen. Wenn Anwender diese Effekte praktisch einsetzen möchten, werden sie sie deshalb oftmals nachjustieren müssen.

Gigcaster 8 – Gitarreneffekte und Sound-FX 

Hersteller Boss ist auch für seine digitalen Gitarrenverstärker und Paddle-Boards bekannt. Deshalb wird sich der eine oder andere Gitarrist vielleicht erhoffen, dass er mit den Gitarreneffekten des Gigcaster 8 Zugriff auf professionelle Gitarren-Sounds erhält. Und tatsächlich finden sich in diesem Bereich Presets mit brauchbaren Voreinstellungen, die ohne Tweaking auskommen. In den Audiobeispielen hört ihr zum Beispiel eine E-Gitarre im Hardrock-Stil, ein Rockgitarrensolo und ein Metal-Riff. In Presets, die einen Halleffekt enthalten, muss der Reverb-Anteil aber in vielen Fällen ebenfalls deutlich heruntergeregelt werden. Wer einen weicheren und authentischeren Speaker-Sound erzielen möchte, wird bei vielen Presets außerdem nicht darum herumkommen Effekte wie Hall und Delay zu deaktivieren und eine Cab-Simulation nachzuschalten.

Bleiben noch die Soundeffekte, die per Pads angerufen werden können. Es finden sich weit verbreitete Sounds wie Harfen-Glissando, Beep-Noise, Fanfare oder Applaus. Auch hier komme ich leider nicht ganz ohne Kritik aus. Denn ausgerechnet der Applaus-Soundeffekt, der viel gesucht ist und gern verwendet wird, klingt für mich erschreckend unnatürlich. Das rührt daher, dass für seinen Mittelteil ein viel zu kurzer Loop gewählt wurde. Dadurch entsteht eine auf Anhieb wahrnehmbare Wiederholung, die den Soundeffekt sofort als einen solchen entlarvt und ihn nicht authentisch klingen lässt.

Alternativen zum Boss Gigcaster 8

In der nachfolgenden Tabelle findet ihr eine Auswahl der wichtigsten Daten des Boss Gigcaster 8 im Vergleich mit seinen unmittelbaren Konkurrenten:

Produkt Boss Gigcaster 8Produkt Rode Rodecaster Pro IIProdukt Mackie DLZ Creator
Combo-Eingänge444
Phantomspeisungjajaja
max. Preamp-Gain[unbekannt]+76 dB+80 dB
SFX-Pads / Bänke8 / 28 / 86 / 4
interner Speicher16 GB (Recording)4 GB (FX)nein
physische Fader9 x 65 mm6 x 110 mm9 x 100 mm
Aufnahmequalität48 kHz / 32-bit float48 kHz / 24-bit48 kHz / 24-bit
Display4,3 Zoll5,5 Zoll10,1 Zoll
Touchscreenjajaja
externe DatenspeichermicroSD, USBmicroSD, USBSD, USB
Bluetoothjajaja
WiFineinjanein
Ethernet-Anschlussneinjaja
interne DSP-Effektejajaja
Kopfhörerausgänge444
Typ Line-Ausgängeunsymmetrischsymmetrischsymmetrisch
Abmessungen [cm]1,36 kg1,95 kg2,8 kg
Gewicht21,7 x 26,7 x 830,5 x 27 x 633 x 10,4 x 38,1
Straßenpreis636,– €666,– €789,– €
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Profilbild von Roland Kalus

Roland Kalus sagt:

#1 - 30.11.2023 um 17:20 Uhr

1

Was ganz vergessen wird, ist das man das kleine Pult auch als Live-Mini-Mixer fürs Duo oder eine kleine Akustikband nehmen kann und dann auch noch den Gig aufzeichnen kann, dass er auch einer DAW als Interface dient, kommt auch etwas kurz. Fricklig ist allerding die Bedienung per Screen. Das haben es dicke Gitarristenfinger auch noch mit langen Nägeln nicht einfach.

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