Boss GM-800 Guitar Synthesizer Test

Mit dem Boss GM-800 präsentiert sich ein neuer Gitarrensynthesizer, der in der Lage ist, bis zu vier Synth-Sounds und einen Rhythm-Tone zu layern. Zur Auswahl stehen nicht weniger als 1200 verschiedene Sounds und 70 unterschiedliche Drums/Percussion-Klänge – das Ganze mit einer Roland Zen-Core Sound Engine und vielen Möglichkeiten zum Finetuning. Laut Hersteller ist der ebenfalls neue GK-5 Pickup perfekt auf den Einsatz mit dem GM-800 abgestimmt. Wir wollten wissen, wie sich das Gesamtpaket in der Praxis schlägt und haben genauer hingesehen und -gehört.

Boss GM-800 Guitar Synthesizer Test

Boss GM-800 – das Wichtigste in Kürze

  • Gitarrensynthesizer mit Roland Zen Core Synthesizer Sound Engine
  • 1200 Tones – 70 Rhythm-Sounds
  • Guitar to MIDI-Funktion
  • Speicher: 150 User-Scenes
  • Editieren mit der Boss Tone Studio-App

Gehäuse und Optik des Boss GM-800

Der Boss GM-800 kommt im blauen Metallgehäuse mit einer leicht angeschrägten Bedienfläche für seine vier Fußschalter. Mit den Maßen 246 x 134 x 63 mm (B x T x H) ist er für einen Gitarrensynthesizer noch recht kompakt und auch sein Gewicht von 1,2 kg ist nicht unbedingt ein Transporthindernis. Die Anschluss-, Bedien- und Regelmöglichkeiten sind recht klar strukturiert: Sämtliche Anschlüsse findet man an der Front, Einstellungen werden auf der Oberseite vorgenommen. Dazu gibt es ein LCD-Display mit 256 x 80 Pixel Auflösung, das beim Editieren die entsprechenden Parameter darstellt, die mit vier Encodern mit Tastfunktion verändert werden können. Die Gesamtlautstärke bestimmt der Output Level-Regler und der Select-Encoder wählt Preset-Sounds, die beim GM-800 als Scenes bezeichnet werden und bei denen ebenfalls diverse Parameter justierbar sind. Eine Reihe von kleinen Tastern erlaubt, bestimmte Funktionen schnell zu erreichen. Das hintere, abgeschrägte Drittel beheimatet die vier Fußschalter mit jeweils einem dazugehörigen LED-Streifen zur Statusanzeige. Die ersten beiden Schalter von links schalten die Scenes auf und ab und CTL 1 und CTL 2 steuern zusätzliche Funktionen. Letztere sind pro Scene frei wählbar und schalten etwa Effekte oder Tones, aktivieren die Hold-Funktion und vieles mehr.

Boss GM-800 Bedienfeld
Fotostrecke: 3 Bilder Der Boss GM-800 Guitar Synthesizer ersetzt zwar nicht den Keyboarder, kommt aber mit einer großen Zahl an Sounds.

Die Anschlüsse des Boss GM-800

An der Stirnseite findet man alle Anschlussmöglichkeiten, die von links nach rechts mit den GK In- und Out-Buchsen starten. Hier wird das Pickup-Kabel angeschlossen und das Signal bei Bedarf über Out an einen weiteren Gitarrensynthesizer geleitet. Der Input ist eine Serial GK-Buchse im Klinkenformat. An Ausgängen stehen mit R/Mono und L/Phones zwei Möglichkeiten zur Verfügung, wobei Letztere bei Bedarf ein Kopfhörersignal in Stereo liefert. Weitere Fußschalter oder Expression-Pedale finden an den Buchsen CTL3,4/EXP 1 und CTL5,6/EXP 2 Anschluss. Ein USB-B-Slot steht für die Verbindung mit einem Computer bereit und die Einsteckmöglichkeit für einen USB-Stick wird für das Aufspielen von Software-Updates gebraucht. Ganz rechts findet man die fünfpoligen MIDI-In- und MIDI-Out-Buchsen, über die man Program-Change-, Control-Change- und Performance-Daten, also auch Guitar-to-MIDI, an kompatible externe Geräte senden kann.

Boss GM-800 Anschlüsse
Fotostrecke: 4 Bilder Alle Anschlüsse finden sich an der Stirnseite des GM-800.

Die Struktur des Boss GM-800

Wie erwähnt, wird beim Boss GM-800 ein kompletter Sound als „Scene“ bezeichnet. Diese Scene kann aus bis zu vier unterschiedlichen „Parts“ plus einem Rhythm-Sound bestehen. Ein Part ist ein bestimmter Synth-Sound, den man aus der Bibliothek lädt, wo über 1200 vorgefertigte Synth-Sounds bereitstehen. Laut Hersteller sind das Sounds aus moderner PCM-Synthese und innovativem Modeling, mit denen man traditionelle Klänge wie Orgel, Piano, E-Piano, Streicher, etc. erzeugen kann. Aber auch typische Synthesizer-Sounds, von denen viele auf den Roland-Klassikern wie Jupiter-8 oder Juno-106 aufbauen. Man legt also vier unterschiedliche Grundklänge übereinander, was in der Keyboard/Synthesizer-Fachsprache als Sound-Layering bezeichnet wird. Jeden dieser Klänge kann man anschließend noch separat verfeinern. Das beginnt mit Panorama-Einstellungen, Oktav-Verschiebungen bis hin zu der Entscheidung, auf welcher gespielten Saite der Sound überhaupt klingen soll. Dazu kommen die üblichen Standard-Effekte, um das Ganze lebendiger zu gestalten. Hier bieten sich viele Möglichkeiten, aber es gibt natürlich auch eine große Zahl an vorgefertigten Scenes, die eine amtliche Bandbreite an Sounds von traditionell bis modern abdecken. 100 Werks-Presets sind im Angebot, dazu kommen kostenlose Klänge, die man über die Boss Tone Studio App unter „Boss Tone Central“ in den GM-800 laden kann. Und damit kommen wir zum nächsten Thema – Stichwort: Editieren.

Boss GM-800 Bedienfeld
Fotostrecke: 5 Bilder Bedient wird das GM-800 über die Regler auf der Oberseite.

Editieren des Boss GM-800 mit der Boss Tone Studio App

Das Editieren am Gerät ist o.k., aber bei der Fülle an Parametern habe ich meine Einstell-Aktionen bevorzugt über die Boss Tone Studio App am Computer vorgenommen. Die App ist recht schlicht gestaltet, aber sehr übersichtlich. Links werden die Scenes angezeigt und im Startfenster die vier Parts plus Rhythm-Part mit den dazugehörigen Haupt-Parametern. Detaillierte Einstellungen können auf weiteren Seiten vorgenommen werden, auch dort ist alles sehr übersichtlich dargestellt, was die Zeit beim Editieren recht gut im Rahmen hält.

Boss GM-800 App
Fotostrecke: 2 Bilder Über die Boss Tone Studio App lässt sich der GM-800 bequem bedienen.

Installation des GK-5 Pickup für den Boss GM-800

Ein hexaphonischer Pickup ist für die Ansteuerung des Boss GM-800 notwendig, denn das Signal jeder Saite wird separat abgenommen und in ein MIDI-Signal umgewandelt. Mit älteren Pickups von Roland wie dem GK-2A oder GK-3 funktioniert das nur mit einer Converter-Box, die das analoge Signal der 13-poligen Tonabnehmersysteme für die neu entwickelte digitale Schnittstelle Serial GK konvertiert. Einfacher geht es mit dem neuen GK-5 Pickup, der diese Technologie integriert hat und über ein Stereo-Klinkenkabel (leider nur separat erhältlich) den GM-800 direkt ansteuert. Der Pickup kann hinter dem Steg aufgeklebt oder bei Gitarren mit Tune-O-Matic Bridge auf eine Metallplatte geschraubt werden, die unter die Brücke geklemmt wird. Dann funktioniert es auch ohne Kleben. Der Controller des Pickups wird mit einer Vorrichtung an den Korpus der Gitarre geklemmt. Die Installation des Tonabnehmers gestaltet sich relativ problemlos, zumal es auf YouTube ein Video von Boss gibt, das bei der Installation recht hilfreich ist. Ist der Pickup montiert, sollten einige Einstellungen im System-Menü bezüglich der Eingangslautstärke vorgenommen werden. Das ist das Grund-Setup, dazu gibt es in jeder Scene die Parameter Play Feel und Dynamics, mit denen man die Ansprache und dynamische Steuerung auf das Gitarrenspiel abstimmen kann. Das ist für jede einzelne Scene speicherbar und falls es irgendwelche Störtöne gibt oder etwas nicht richtig übertragen wird, sollte man diese Parameter auf jeden Fall prüfen.

Boss GM-800 Hex-Pickup
Fotostrecke: 6 Bilder Ein hexaphonischer Pickup ist für die Ansteuerung des Boss GM-800 notwendig.
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