Boss GT-10B Test

Praxis

Nach dem Einstöpseln in die Bassanlage wird in der Schnellstart-Anleitung als Erstes empfohlen, den passenden Ausgangsmodus für mein Setup zu wählen. Hier gibt es drei Möglichkeiten, die man mit dem Output-Select Schalter neben dem Display aufrufen kann: Line/Phones, Amp with Tweeter und Amp no Tweeter. Da ich das GT-10B mit einer normalen Bassanlage inklusive Box mit Hochtöner verbunden habe, ist logischerweise „Amp with Tweeter“ meine Einstellung. Der Einstieg verlief schon mal ganz geschmeidig und macht Mut.

Als Nächstes würde ich gerne meinen Bass stimmen und finde auch schnell den eigens dafür vorgesehenen Taster mit der Aufschrift „Tuner/Bypass“. Allerdings erweist der sich im Live-Betrieb als etwas zu fummelig und recht unpraktisch, um schnell zwischen zwei Titeln nachzustimmen. Glücklicherweise ist beim GT-10B einiges frei konfigurierbar und so kann ich einen der CTL-Fußtaster mit der Tunerfunktion belegen. Kompliziert ist das nicht, aber die Bedienungsanleitung sollte man schon griffbereit haben. Jetzt muss ich nur noch den Tuner so einstellen, dass der Output gemutet wird, wenn ich stimme. Aber auch das lässt sich fast intuitiv mit dem Systemtaster bewerkstelligen, der sich ebenfalls links des Displays befindet. Dort findet man übrigens sämtliche Einstellungen für das Setup, die mit dem Drehrad angesteuert und mit „Enter“ ausgewählt werden können. Intuitiv und alleine mit der Quickstart-Anleitung kommt man schon ganz schön weit; wer allerdings in die Programmiertiefen des GT-10B abtauchen will, wird sich nicht vor dem Studium der 150-seitigen Bedienungsanleitung drücken können.

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So weit sind wir allerdings noch lange nicht, denn jetzt geht es zuerst einmal an das Ausprobieren der vorhandenen Presets. Das Gerät hat 50 Factory-Preset-Bänke mit je vier Effekt-Patches, die mit den Fußtastern 1 – 4 aufgerufen werden. Diese insgesamt also 200 Patches sind nicht veränderbar, man kann sie allerdings umprogrammieren und auf einen der 200 User-Speicherplätze legen. Alles in allem also 400 Effekt-Patches, die in jedem Falle reichen sollten. Die Preset-Bänke wählt man bequem mit den zwei Bank-Fußtastern rechts oben an. Bei meiner ersten Reise durch die Factory-Patches hatte ich schon viel Spaß; eine Menge davon sind wirklich sehr brauchbare Presets, die nicht synthetisch oder zu überladen sind, wie es leider oft bei „Alleskönner-Kisten“ der Fall ist. Diverse davon für Spieltechniken und Stile wie „Scoop Slap“ oder „Drive Rock“ machen ihrem Namen alle Ehre und klingen natürlich und überzeugend. Alleine die Verstärker-Modelle, unter denen sich so altbekannte Bassisten-Favoriten wie ein Ampeg SVT Stack, der B15 Combo, ein Trace Elliot AH 600, ein SWR SM400 und einige mehr befinden, klingen mit großen Lautsprechern sehr realistisch und sind auch im Recording-Betrieb sicher gut einsetzbar. Alle Effekte und Models des Boss GT-10B hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Testes sprengen, ihr könnt sie aber in folgender Tabelle sehen.

Durch die beleuchteten Schalter oberhalb der Fußtaster kann man leicht erkennen, welche Effekte in der Kette aktiviert sind und sie gegebenenfalls auch ab- oder zuschalten. Im Display erscheinen dann die betreffenden Parameter des Effektes, die mit den Potis verändert werden können. Auf diese Art können Presets sehr schnell an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Eine weiteres Feature des GT-10B, das die Variationsmöglichkeiten noch weiter erhöht, sind die zwei parallelen Effektwege pro Preset. Jeder Weg kann für ein Preset zum Beispiel verschiedene Effekte beinhalten oder eine andere Reihenfolge in der Kette festlegen. Zwischen diesen zwei Signalwegen kann man dann mit dem CTL1 und dem CTL2 Fußtaster oder mittels Anschlagsdynamik umschalten, oder aber mit dem Pedal überblenden, was sehr abgefahrene Effektkombinationen möglich macht.

Eine Einschränkung muss ich bei meiner Lobeshymne über die Qualität der Presets allerdings machen, und das betrifft sämtliche Synth-Bass-Sounds, die Problemkinder fast aller Multi-Effektgeräte. Bei meiner Reise durch alle 200 Presets habe ich wirklich nur sehr bedingt brauchbare Patches gefunden, die meisten reagieren schlecht auf den Bass. Will heißen, das Tracking ist schlecht oder sie sind zu überladen und oft seltsam verzerrt. Vermutlich ist man für solche Sounds mit einem speziell dafür vorgesehenen Effektgerät besser beraten.

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Zumindest ist es für mich nicht ersichtlich, aber die Presets scheinen nicht nach irgendwelchen Kriterien geordnet zu sein. Allerdings gibt es ein pfiffiges Suchsystem zum Auffinden bestimmter Patches nach Kategorien. Mit dem Category/Enter-Taster wählt man die Kategorien an – das können zum Beispiel Musikrichtungen sein – und navigiert mit den Pfeiltasten durch die Patches. Es können auch eigene Kategorien angelegt werden, sodass man die Sounds nach seinem individuellen System finden kann. Natürlich ist es nicht möglich, in diesem Test die umfangreichen und sehr flexiblen Editier- und Konfiguriermöglichkeiten des GT-10B erschöpfend zu behandeln, dazu sollte die ausführliche und verständliche Bedienungsanleitung zurate gezogen werden.

Zum Erstellen eigener Presets hat Boss dem GT-10B, wie in der Einleitung schon erwähnt, das EZ Tone-System spendiert. EZ steht für „easy“ und wendet sich an diejenigen unter uns, die nicht in die Parameterwelt der Effekte eintauchen wollen oder auch mangels technischer Kenntnisse können. Dafür gibt es natürlich einen eigenen „EZ TONE“  Create-Taster, mit dem man den Assistenten aufruft, der dem User Musikgenres wie Punk, Rock, Pop, R&B, Synth und noch einige mehr zur Auswahl anbietet. Jedes Genre ist dann in weitere Subkategorien unterteilt, im Genre „Pop“ zum Beispiel natural, fat&warm, clear chorus, lite flange und dub bass. Hat man hier seine Wahl getroffen, folgt ein Fadenkreuz mit den vier Charakterbezeichnungen edge, hard, smooth und soft, zwischen denen per Pfeiltasten gemorpht werden kann. Dabei werden verschieden EQ-, Kompressor- sowie Verzerrungs-Einstellungen und sogar Amp-Modelings ineinander überblendet. Das geht wirklich schnell und man kommt zu sehr unterschiedlichen und brauchbaren Sounds, ohne sich mit Einzelheiten beschäftigen zu müssen. Kein Problem ist es, sollte ein so erstelltes Preset noch etwas Feintuning benötigen. Mit dem EZ TONE Edit-Taster lassen sich seine vier wichtigsten Parameter aufrufen und mit den Potis unter dem Display wie bei einem Bodentreter einstellen. Generell macht es das GT-10B dem Einsteiger wirklich leicht, ohne Kopfschmerzen und großes Spezialwissen die unterschiedlichsten und vor allem praktikabelsten Sounds zu finden.

Mit den zwei Bank-Fußtastern wird auch der Looper des GT-10B gesteuert. Betätigt man beide gleichzeitig, ist der Looper scharf geschaltet, und durch einen weiteren Tritt auf den linken REC/DUB Taster startet die Aufnahme. Nochmaliges Treten aktiviert erneut den Wiedergabe-Modus, sodass sich beliebig viele Spuren stapeln lassen, allerdings in der Länge auf 40 Sekunden begrenzt. Aber das sollte kein Manko sein, denn die meisten Bassisten feuern damit in der Regel Loops von ein paar Takten ab, und dafür reicht die Kapazität allemal. Der Looper selbst liegt werkseitig hinter den Effekten, sodass man direkt mit den ausgewählten Sounds einspielt. Er kann aber auch vor die Effekte geschaltet werden, und man sucht sich seinen Sound danach. Die Looperei funktioniert tadellos, klingt gut ohne Artefakte oder Timing-Ungenauigkeiten und ist supereinfach zu bedienen.

Genug der Theorie. Damit ihr einen Eindruck von der Soundqualität des GT-10B bekommt, habe ich einige der Werkspresets für euch aufgenommen.

Audio Samples
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D&B Synth Funk Octaver N.Y. Rich Chorus Slap Rock Drive Slim Sitar Bass Square Saw SVT Stack 8×10 UK R&B
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SteveFromBerlin sagt:

#1 - 23.07.2011 um 02:56 Uhr

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Sehr schöner Test!Mir persönlich gefiel das GT-10B bezüglich der Klangqualität ebenfalls sehr! Nur fand ich die roten LEDs direkt über den Tastern zu grell - ich konnte dadurch das sehr gute Display auf der Bühne schlechter ablesen und kenne auch Gitarristen, die sich ihre GT-10-LEDs an der Oberseite mit Edding angemalt haben. Weiterhin finde ich es zwar toll, dass ein Looper integriert ist, allerdings bekommt man hier bei der Konkurrenz von Line6 wesentlich mehr Ausstattung geboten! Für meinen Geschmack sind auch die Fußtaster aus Plastik etwas überholt. Line6 und TC Electronics sind da um Welten voraus und können dadurch zum Teil auch True Bypass liefern. Sehr gut finde ich die Grundeinstellung für drei verschiedene Bässe! Auf diese Weise muss man zum Beispiel auch dynamische Effekte nicht immer neu anpassen!Insgesamt ein sehr gelungenes Gerät mit kleinen Verbesserungsvorschlägen!

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