Für die Soundfiles verbinde ich den DI-Out direkt mit meinem Audio-Interface, einem RME Fireface UFX. Anfangs steppe ich durch ein paar Werkspresets und höre mir den Monobetrieb an.
Die Voreinstellungen sind sehr musikalisch gewählt und zeigen eine stilistisch sehr große Bandbreite, die von glasklaren Cleansounds über Classic Rock Crunch bis hin zu Metal reicht. Hier wird bereits ein ganz klarer Unterschied zu den Konkurrenzprodukten von Walrus Audio und Strymon klar, denn nicht nur die Auswahl an Amps ist wesentlich größer, sondern auch die verfügbaren Gainreserven. Das Spielgefühl ist sehr direkt, was für eine gute Modeling-Qualität spricht. Cleansounds kommen schön knackig und die Zerrsounds bieten eine tolle, präsente Textur und Ansprache.
Nun gehts an ein paar Eigenkreationen und ich lasse den IR-200 weiterhin an meine Soundkarte angeschlossen. Die Amp-Modelle sind aus meiner Sicht sehr sinnvoll ausgewählt und bieten einen repräsentativen Querschnitt durch die Rockgeschichte. Natural, JC-120 und Tweed Combo können deutlich unterscheidbare Cleansounds abliefern, allerdings auch in einen tollen Break-Up und Crunch gefahren werden, wenn man das Gain höher setzt. Das Diamond-Modell liefert den typischen Vox-Sound und Brit Stack kommt wie ein heißer Marshall rüber. An die High-Gain-Fraktion ist mit dem Bogner Überschall und dem X-Hi Gain natürlich auch gedacht, wobei diese Modelle auch bei niedrigem Gain eine tolle Figur abgeben. Das Tone Stack am IR-200 arbeitet sehr effektiv und erlaubt es, den Grundsound ordentlich zu verbiegen. Zwar kommen wir weiter unten noch auf den EQ zu sprechen, doch ich muss sagen, dass ich bereits beim Bass-, Mid- und Treble-Regler nichts vermisst habe. Die Auswahl aus drei Gain-Modi flexibilisiert die Amp-Modelle nochmal zusätzlich und auch die Aktivierung des Solo-Switches, der für meine Ohren neben der Level-Anhebung auch mit stärkeren Mitten daherkommt, ist vor allem für Live-Setups eine tolle Option, den IR-200 mit einem Kanal zu erweitern.
Die Auswahl der verfügbaren IRs im Cabinet-Block ist immens und jeder User wird früher oder später mit einem passenden Modell fündig, wobei mich hier nicht jede Faltung gleichermaßen überzeugt hat, doch das ist sicherlich auch Geschmackssache. Die Cab-Suche kann aufgrund der großen Faltungsmenge ein langwieriges Unterfangen werden, denn über 150 IRs sind nicht mal schnell durchgescrollt. Glücklicherweise hat Boss hier an die Option gedacht, Favoriten zu markieren, um Arbeitsschritte beschleunigen zu können.
Für dich ausgesucht
Audiofile | Amp | Cab | Ambience | Gain | Level | Bass | Middle | Treble |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Natural | Natural | 112 Natural Dyn75-S | Hall 19 | 80 | 50 | 48 | 40 | 75 |
Tweed Combo | Tweed Combo | 212 Diamond RBN121-L | Room 15 | 83 | 75 | 63 | 56 | 60 |
British Stack | British Stack | 412 Class ST CND87-L | Room 15 | 72 | 58 | 60 | 64 | 56 |
BGR UB metal | BGR UB metal | 412 BGR UB CND451-S | Room 15 | 87 | 58 | 39 | 25 | 67 |
X-Hi Gain – Solo Switch | X-Hi Gain | 412 BGR UB CND451-S | Studio 26 | 87 | 53 | 50 | 48 | 51 |
X-Hi Gain – Dynamic Picking | Natural | 412 BGR UB CND451-L | Studio 26 | 87 | 53 | 25 | 70 | 72 |
Für etwas Raumsound stellt Boss gleich drei Halltypen bereit, nämlich Room, Studio und Hall. Der Klang aller drei Modelle bietet die gewohnte Boss-Qualität, allerdings fallen die Soundunterschiede der Reverb-Typen für meine Ohren eher subtil aus. Haben Konkurrenzprodukte hier eher begrenzte Einstelloptionen, finden sich bei unserem Kandidaten sehr feine Eingriffsoptionen, um den Hall dem Spielbedürfnis anzupassen.
Der EQ zeigt sich ebenfalls als extrem flexibler Zeitgenosse, der mit sinnvoll gewählten Frequenzbändern daherkommt und teilweise drastische Klangeingriffe erlaubt. Die Option, sowohl einen Preset-eigenen als auch einen globalen EQ zu Hilfe zu nehmen ist ein bemerkenswerter Luxus, den man von einem Kästchen dieser Größen- und Preisordnung so nicht erwarten würde.
Audiofile | Amp | Cab | Ambience | Gain | Level | Bass | Middle | Treble |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Reverbs | JC-120 | 412 BGR UB CND451-L | Room-Studio-Hall 30 | 40 | 67 | 25 | 70 | 72 |
EQ-High Gain +9 – Level +2/800Hz +7dB | JC-120 | 212 Diamond RBN121-L | Room 16 | 40 | 38 | 25 | 70 | 72 |
Nun möchte ich die Pedalfreundlichkeit der Amp-Modelle testen und parke einen JRAD Touch Overdrive vor den IR-200, wobei ich das Natural-Amp-Modell wähle. Das Boss-Modeling harmoniert tadellos mit meinem Verzerrer, bietet eine tolle Pedalplattform und der Sound wird so umgesetzt, wie ich das von diesem Pedal kenne. Als Nächstes lade ich meine kampferprobte Lieblings-IR eines Marshall Greenbacks in das IR-200. Das Importieren mit der IR-Loader Software ist ein Kinderspiel und auch hier erhalte ich den für mich vertrauten Sound dieser Faltung. Die werksinternen IRs klingen zwar tadellos, dennoch reichen für mein ganz persönliches Empfinden nicht alle an die Qualität mancher renommierten Drittanbieter heran. Das stellt jedoch kein wirkliches Problem dar, denn einerseits empfinde ich so bei vielen IR-Loadern und andererseits gibt es schließlich genug freie Slots, um sich seine Sahnestückchen auf das Gerät zu spielen.
Audiofile | Amp | Cab | Ambience | Gain | Level | Bass | Middle | Treble |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Pedal davor – JRAD Touch Overdrive | Natural | 112 Natural Dyn75-S | Hall 19 | 81 | 50 | 48 | 40 | 75 |
Drittpartei IR | X-Hi Gain | Extern (Marshall GB) | Room 16 | 59 | 51 | 50 | 50 | 50 |
Nun gehts an ein paar andere Setups. Um den Stereobetrieb zu testen, verbinde ich den rechten Ausgang ebenfalls mit meinem Audiointerface und wähle für Cabinet 2 eine andere Faltung. Auch das geht ziemlich intuitiv und unkompliziert über die Menü/Memory-Funktion und es lassen sich interessante Stereobilder erzeugen.
Im letzten Beispiel deaktiviere ich den Amp-Block und benutze das IR-200 lediglich als IR-Loader. Zu diesem Zweck stöpsele ich meine Stratocaster in einen Fender Bassman und gehe vom Speaker-Out in eine Load-Box von Fractal Audio. Der DI-Out wird mit dem IR-200 verbunden. Wie erwartet funktioniert auch dieses Szenario tadellos und das Abschalten der Amp-Modeling-Sektion geht über Gedrückthalten des Amp-Buttons unkompliziert und schnell.
Audiofile | Amp | Cab | Ambience | Gain | Level | Bass | Middle | Treble |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stereo Setup | X-Hi Gain | A: 412 Cel-CRB D57 Bright B: 412 Cel-V30 Multi+Room L | Room 16 | 59 | 51 | 50 | 50 | 50 |
Kombination mit Echtamp | – | 412 Cel-CRB D57 Bright | Room 16 | – | – | – | – | – |
Norchler sagt:
#1 - 30.12.2022 um 13:55 Uhr
Hallo, der Test hat mich dazu bewogen, das Boss IR-200 zu kaufen, ich kann das positive Urteil bestätigen. Doch bleibt das Rätsel, WIE und WOHER man Drittanbieter-IRs bekommt und diese auf das Gerät lädt. Wenn ich es mit dem Laptop verbinde (im Boss-Menü ist die Windows-Einstellung aktiviert), sehe ich nur die leere Liste mit den 128 Usern. Auf der Boss-Homepage finde ich neben der IR-200-Loader-Software nichts. Könnt ihr mir helfen? Vielen Dank! NB
Matthias sagt:
#1.1 - 09.01.2023 um 15:43 Uhr
Hallo Norchler, in der IR-200-Software auf das Symbol mit dem Pfeil nach unten (zweite Spalte von Rechts klicken.) Nun öffnet sich das Windows-Menu um eine Dritt-Party-IR-Datei auszuwählen. Die Date sollte im .wav-Format vorliegen. Ich selbst nutze das Pedal für die akustische Gitarre und interessiere mich daher nur für akustische-IRs. Such einfach mal im Internet nach "Impulse Response Files" Da findet sich eine Menge. Von Blumenwasen über Violinen, Akustik-Gitarren, Vintage-Mikros bis Lautsprecherboxen (Wofür das Pedal ja eigentlich gedacht ist). Viele Grüße Matthias
Antwort auf #1 von Norchler
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHalbgarfield sagt:
#2 - 08.11.2023 um 05:05 Uhr
Schade das ausgerechnet alle meine Lieblingsamps aus dem GT1000 fehlen, sonst hätte das Teil sicher einen Platz in Sofanähe bekommen.
Arne sagt:
#3 - 08.09.2024 um 12:21 Uhr
Ich versuche über den Ir 200 Aufnahme in Cubase 13 zu machen. Doch wie muss ich den Ir 200 einstellen, dass die Anschlagsdynamik der Gitarre differenzierter ist?
Olly sagt:
#4 - 02.11.2024 um 09:57 Uhr
Guter Test! Ich habe mir den IR200 auch zugelegt und finde , dass "right out of the box" 8( z.B. über meine AKG 371) alle Overdrivemodels ab Vox irgendwie so ein hart/harsches Höhenambiente haben auch mit den üblichen Verdächtigen Boxen IRs (greenbacks etc). Klingt digital,unnattürlich und kalt...fast als würde da ein Teil des Direktsignals (ohne IR) untergemischt..schlimmer wirds auch beim Zürrückdrehen des Volumepots an meinen Gitarren... Als Besitzer von Kemper,Line6 Helix ,THR10II oder Tubeamp+Torpedo viel mir das sofort auf. Kollege Dill deutete sowas in seinem GT-1000/1000Core Test auch an und man hört es auch z.B. im Diamond Sample (achtet mal auf den Anschlag der Saite "Zirp")...muss wohl nochmal etwas tiefer schrauben