Praxis
Wir starten den Praxisteil mit den Ampsounds ohne Effekte, lediglich ein dezenter Reverb-Effekt wurde eingestellt, um den Sound etwas dreidimensionaler zu gestalten. Aufgenommen wurde der Katana 50 MKII über den Phones/Recording Out in Stereo. Der Sound des Katana 100 MKII über den Recording-Out ist identisch, beide haben die gleiche Architektur, was die Software, den Prozessor und die Bestückung mit Effekten betrifft. Mit acht Amp-Modellen für E-Gitarre sind unsere Testkandidaten zwar etwas geringer bestückt als manche Mitbewerber, wie zum Beispiel der neue Spider V MkII von Line 6, der mit 78 Ampmodellen aufwarten kann, aber prinzipiell reicht das völlig aus, um die wichtigsten Sounds der Rockgeschichte erzeugen zu können und man verliert sich auch nicht in der Suche nach dem eventuell besser klingenden Amp-Modell. Von klaren Fender-Style-Sounds (Clean) über Vox und Marshall inspirierte Klängen im Crunch- und Lead-Sektor bis zur High-Gain-Keule ist eigentlich alles an Bord, und das in guter Klangqualität, gemessen an der Preisklasse. High End Amp Modeling darf man hier nicht erwarten, im Höhenbereich schimmert auch die digitale Klangerzeugung durch, aber man muss natürlich die Preisgestaltung bei der Bewertung im Auge behalten. Für deutlich weniger als 300 bzw. 400 Euro bekommt man schon einiges geboten. Die Crunch- und Lead-Amps lassen sich noch gut über die Anschlagsdynamik steuern, die Brown-Amp-Modelle liefern einen satten und dichten Zerrsound, der aber auch bei höheren Gain-Settings noch recht transparent aus dem Speaker kommt. Hier sind die acht verschiedenen E-Gitarren Amp-Models:
Beim Editieren mit der Boss Tone Studio App stehen natürlich erheblich mehr Parameter zur Verfügung als am Amp selbst. Zum Einstellen des Basis-Sounds ist das absolut ausreichend, wenn man aber mit Effekten spielen und das Potential des Amps auch voll ausschöpfen möchte, sollte man unbedingt mit der Boss Tone Studio-App zu Werke gehen. Da kann dann auch ein Noise Gate eingestellt werden und es stehen alle 65 Effektmodelle zur Verfügung, die nach Typen (Mod, FX, Delay, Reverb, Boost) sortierten Module geladen werden können. Klanglich ist das Ganze recht überzeugend, der Prozessor leistet gute Arbeit und macht auch bei härterer Belastung nicht schlapp. Ein Octaver, der noch mit einem Pedal-Bend-Effekt kombiniert wird, liefert einen saubern Ton ohne Aussetzer. Bei einem Amp in der Preisklasse ist das eher selten der Fall. Die Steuerung der Pedaleffekte läuft absolut problemlos: Expression-Pedal anschließen, Pedaleffekt in der App aktivieren und es kann losgehen. Auch das Wah-Pedal kann sich hören lassen. Hier ist eine kleine Auswahl aus den verschiedenen Effektsounds.
Nun kommen wir zum Sound über den Lautsprecher, den ich mit einem Beyer Dynamic M160 Bändchenmikrofon abgenommen habe. Verglichen mit dem bisher gehörten Rec-Out-Signal ist der Klang aus dem Lautsprecher etwas höhenreicher. Der Katana 100 MKII kommt im Vergleich zum 50-Watt-Modell mit einem etwas fülligeren Ton mit mehr Cleanreserven bei höheren Lautstärken. Aber generell machen beide eine gute Figur, beim Üben zuhause in niedrigen Lautstärken macht es Sinn, mit dem Power-Amp-Control-Schalter eine niedrige Einstellung zu nehmen und den Master höher aufzudrehen, dann klingt es auch in Wohnzimmerlautstärke fülliger. Was den Schalldruck nach oben anbetrifft, ist das 50-Watt-Modell für Proben und kleinere Gigs zur Bühnenbeschallung ok, sicherer fährt man im Bandkontext natürlich mit dem Katana 100 MKII, vor allem auch deshalb, weil der 50er bei einem bestimmten Pegel schon etwas blechern klingt. Zur Beschallung eines Clubs von der Bühne aus würde ich den Katana 100 MKII nicht unbedingt empfehlen, hier sollte man noch etwas Signal über den Line-Out abgenommen auf die PA schicken. Hier ist ein Beispiel mit identischer Einstellung vom Lead Amp Model, einmal über den Rec Out abgenommen und dann über den Speaker.
Morons MORONS! sagt:
#1 - 04.10.2019 um 21:27 Uhr
Schöne Klangbeispiele und guter Test.Leider fehlt auch hier (wie so oft bei Modellern) die Angabe, wie sich der Amp beim Anpusten mit Pedalen verhält, die internen Effekt sind zwar nice to have, aber es wird doch wohl ziemlich viele Gitarristen geben, die gerne ihr gewohntes Equipment weiter nutzen wollen. Mit der neuen 200er Serie hat Boss selbst auch ein einige Pedale im Programm, die vor so einem Verstärker Sinn ergeben.Positiv muss man auf jeden Fall wohl die Bauqualität bewerten, hier geht der Konkurrent VOX mit den VX-Amps im Plastikgehäuse einen völlig unakzepablen Weg.
Jickles sagt:
#2 - 16.12.2019 um 14:29 Uhr
Der Katana kann deutlich mehr Amp-Sounds wiedergeben, als hier erklärt. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass diese durch eine andere Software deutlich leichter zu entdecken sind. Ein wenig Recherche und man hat ein noch breiteres Spektrum. Wäre schön gewesen, von diesen Erweiterungen und der inzwischen riesigen Fanbase in Tests auch mal was zu lesen.
FLOYD HENDRIX sagt:
#3 - 26.08.2021 um 06:08 Uhr
Die Combos sind ja ganz ok. ABER das Head ist im Liveeinsatz unbrauchbar. Auf Grund der Anordnung der Bedienungsregler, ist eine Bedienung des Heads auf einem Fullstack unmöglich, denn man steht ja vor dem Fullstack und da sieht man dann die Bedinelement nicht mehr........Wurden deshalb, hier nur die Combos getestet?