Das Boss Cab Resonance Feature in der Praxis
Der Cab-Resonance-Taster ist ein von Boss prominent beworbenes Features beim neuen Katana-500 und ich war natürlich sehr gespannt, wie sich die Kalibrierung des Amps auf die jeweils verwendete Box klanglich auswirkt. Für meine erste Kalibrierung habe ich meine Barefaced Big Baby II mit dem Amp verbunden und den Taster in die grüne Position gebracht – es soll also der gesamte Frequenzbereich kalibriert werden. Der Prozess wird durch einen längeren Druck auf den Taster in Gang gebracht ist nach ein paar Sekunden mit lustigen Geräuschen dann auch schnell erledigt.
Im Vergleich zur nicht kalibrierten Einstellung klingt mein Barefaced-Box mit der grünen Einstellung im Bassbereich noch ein Spur wuchtiger und in den Mitten etwas zurückhaltender, was ich persönlich allerdings nicht zwingend als Verbesserung werten würde. Die Box ist nämlich ziemlich groß und klingt daher ohnehin per se schon recht voll – noch mehr Bässe sind daher in meinen Augen eher fehl am Platz. Zudem sorgt die Mittenreduktion für einen leichten Scoop-Charakter, den ich als Ausgangsbasis für Sounds nicht sonderlich gerne mag – was aber natürlich Geschmacksache ist!
Deutlich mehr Erfolg hatte ich hingegen mit der orangen Einstellung, bei der laut Boss nur der Bassbereich kalibriert wird. Das Katana-Barefaced-Gespann klang jetzt tatsächlich hör- und spürbar aufgeräumter und im besten Sinne neutraler, weil der Bassbereich strammer und schlanker abgebildet wurde!
In Verbindung mit der Boss Katana Cabinet 112 war mein Eindruck nahezu identisch. Im grünen Modus klang das Katana-Stack wuchtiger und leicht gescoopt, während der orangefarbene Modus für einen ebenmäßig-neutralen Sound sorgte.
Summa summarum wirkt die grüne Einstellung für mich eher wie ein vorgefertigter dezenter Scoop-Sound, während die orangfarbene Einstellung eine Optimierung in Richtung neutraler Wiedergabe des Gespanns bringt. Beide Sounds sind aber klasse und funktionieren ohne Frage bestens im Live-Betrieb, sodass die Wahl letzen Endes von den persönlichen Vorlieben abhängt.
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Zwei Klangwelten: Vintage & Modern
Jetzt kommen wir den zu den Tools, mit denen man den Amp vor dem eigentlichen Equalizer und den Effekten an die gewünschte Klangvorstellung anpassen kann. Im ersten Audiobeispiel hört ihr meinen Jazz Bass zuerst clean und danach die beiden Amp-Feel-Einstellungen „Vintage“ und „Modern“.
Mir gefällt sehr, was ich hier höre: Beide Einstellungen sind zwar dezent, bilden den jeweils gewünschten Charakter aber hörbar ab. In der Vintage-Einstellung klingt mein Jazzbass etwas weicher und runder, und in der Modern-Einstellungen wirkt der Klang etwas transparenter, offener und cleaner.
Weiter geht es mit dem Shape-Taster, der drei vorgefertigte EQ-Einstellungen bietet. Ihr hört zuerst wieder den cleanen Bass, danach die drei Einstellungen. Geboten werden hier zwei relativ heftige Scoop-Sounds mit modernem Hifi-Charakter und ein eher mittenbetont-breiter Sound, der sich sehr gut als Ausgangsbasis für verzerrte Sounds eignet.
Und wenn wir schon beim Slappen sind, gibt’s gleich noch einen knackigen Sound hinterher: Für die Aufnahme habe ich die Bässe und die Höhen mit dem Equalizer des Katana-500 angehoben und den Sound anschließend mit dem Onboard-Kompressor (Light Compressor) verdichtet.
Jetzt arbeiten wir uns in der Effekt-Sektion nach rechts vor und hören uns an, was der Boss Katana-500 in Sachen Overdrive zu bieten hat. Den Anfang macht ein heftiger Fuzz-Sound, darauf folgt ein klassischer Rocksound, und den Abschluss macht ein leicht angezerrter Sound mit Vintage-Vibes. Im Vergleich zu guten analogen Overdrive-Pedalen klingen die Sounds in meinen Ohren erwartungsgemäß etwas blass – alles in allem geht die Qualität aber durchaus in Ordnung!
Der Fokus liegt hier eben klar auf größtmöglicher Flexibilität, die mithilfe der zahlreichen Overdrive-Geschmacksrichtungen des Amps und der Software zweifellos erreicht wird. Dank des Blend-Reglers bleibt das Fundament dabei stets klar, und die veränderbaren Trennfrequenzen sorgen für zusätzliche Optionen zur Klanggestaltung – hier gibt’s wirklich einiges zu entdecken!
Garantierter Spielspaß mit zahlreichen Effektsounds!
Ganz rechts sitzt der FX-Regler, der natürlich mit verschiedensten Effekten belegt werden kann. Mit am besten gefielen mir die Modulations-Effekte, die sehr plastisch und lebendig klingen. Für die nächste Aufnahme habe ich mithilfe der Boss Tone Studio Software einen Tremolo-Effekt auf den Amp geladen. Darauf folgen ein Touch-Wah-Sound, ein leicht verzerrter Octaver-Sound sowie schließlich ein Bass-Synth-Effekt, der in der Software angeboten wird.
Boss bietet außerdem in der Boss Tone Studio Software zurzeit insgesamt 15 vorgefertigte Sound-Presets an, mit denen man den Amp bestücken kann. Nachfolgend hört ihr die ersten 10 der angebotenen Presets:
Mit dem Hi-Cut-Taster und dem Bottom-Regler kann man den Sound am Ende der Signalkette selbstverständlich noch den erforderlichen Feinschliff verpassen. Der Hi-Cut arbeitet in allen drei Einstellungen wunderbar subtil und ist vor allem in Kombination mit modernen Aktivbässen mit breitem Frequenzspektrum gut hörbar. Unterm Strich könnte ich auf dieses Feature allerdings auch verzichten, weil man ähnliche Effekte auch problemlos mit dem ausgezeichnet abgestimmten Vierband-Equalizer erreicht.
Eine wirkliche Bereicherung ist in meinen Augen hingegen der Bottom-Regler, der wie ein Hochpassfilter die unteren Frequenzen sukzessive ausfiltert. In dröhnenden Räumen bekommt man damit seinen Sound im Handumdrehen wieder in den Griff und selbst als Klangshaper kann der Regler sehr gute Dienste leisten.
Aufgenommen über REC-Einstellung
Meine Audiobeispiele wurden übrigens alle über den Line-Out-Ausgang mithilfe der REC-Einstellung aufgenommen. Hier liegt eine Boxensimulation an, die den Sound mit einem weit von der Box entfernt platzierten Mikrofon simulieren soll. Außerdem gibt es noch drei andere Optionen, die sich klanglich allerdings nur subtil von der REC-Stellung unterscheiden. Man verändert damit eben nur die gedachte Position des Mikros, bekommt aber keine anderen Lautsprechergrößen oder gar Boxenmodelle angeboten.
Das ist auch in der Custom-Stellung nicht anders: Via Software kann man den Sound für die drei Custom-Speicherplätze zwar gezielter bearbeiten und auch ein paar andere Mikros wählen – es bleibt jedoch auch hier bei dem einen (unbekannten) Boxenmodell. Auf die Möglichkeit, eigene Impulsantworten beim Katana-500 zu verwenden, verzichtet Boss derzeit leider – das wäre vielleicht noch mal eine Anregung für die Zukunft!
Satte Lautstärke!
Erfreuliches gibt es zur Leistung und Lautstärke des Amps zu berichten. Aufgrund der wenig aussagekräftigen Peak-Angabe hatte ich Bedenken, dass die Endstufe vielleicht nicht ausreichend Kraft für Gigs mitbringt. Ich war dann aber doch schnell überrascht, wie laut der Boss Katana-500 Bass Head werden kann!
Gerade in Verbindung mit einem vierohmigen Boxenbesteck funktionieren locker auch größere Gigs mit laut spielenden Bands, und selbst mit der mir zur Verfügung stehenden achtohmigen Boss Cabinet 112 (an die der Amp nur die Hälfte seiner Leistung abgibt) kann man ganz easy Proben und dezente Gigs bestreiten.
Überhaupt ist die Katana Cabinet 112 wirklich ein tolle Ergänzung zum Boss Katana-500 Bass Head. Boss hat die Box relativ neutral abgestimmt, was in Hinblick auf den extrem wandelbaren Amp der Serie natürlich absolut Sinn macht. Bis auf eine leichte Tiefmittenbetonung, die der kompakten Bauweise zu zuschreiben ist, höre ich keine auffällige Färbung im Klang – das Cab klingt satt, ausgewogen und transparent. Mit deaktiviertem Hochtöner wird der Sound etwas milder und runder abgebildet, der 12-Zöller liefert aber immer noch ausreichend Höhen für erdige Fingerstyle-Sounds. Die Boss Katana Cabinet 112 ist in meinen Augen wirklich eine gelungene Kompaktbox!
Lüfter läuft (leider) permanent
Zum Abschluss noch ein Wort zur Lüfterlautstärke, weil das Nebengeräuschverhalten für viele Bassleute durchaus ein Thema ist. Der temperaturgesteuerte Lüfter nimmt auch im leisen Wohnzimmerbetrieb nach einiger Zeit den Betrieb auf und läuft dann für einige Minuten. Das Rauschen des kleinen Ventilators ist dann deutlich zu hören – mir persönlich beim Üben ist der etwas zu laut.
Wer diesbezüglich ähnlich empfindlich ist wie ich, sollte vor dem Kauf deshalb vielleicht besser einen Probelauf mit dem Katana 500 machen. Im Livebetrieb versendet sich das Rauschen natürlich komplett und stellt kein Problem mehr dar.
Alex sagt:
#1 - 18.06.2024 um 07:40 Uhr
Danke für den informativen Test. Schade finde ich, dass als Testbox die edle Barefaced benutzt wurde und nicht eine olle Gurke, z.B. Hartke Transporter oder vielleicht sogar eine Gitarrenbox. Das hätte mehr über die Boxen-Kalibrierungsfunktion ausgesagt.