Praxis
Jetzt geht es an das Eingemachte, das ME-25 wird direkt über USB mit dem Rechner verbunden, selbstverständlich mit aktiver integrierter Speakersimulation. Wir hören uns erst einmal die Qualität der Ampsimulationen ohne Effekte an, zuerst einen der Klassiker im Cleansound, die Simulation eines Fender Twin Reverb, ein klarer Ton mit brillanten Höhen, hier mit einer Strat aufgenommen.
Mit der Vox AC30 Simulation geht es schon eine Ecke dreckiger, bei Gain auf 56 gibt es einen schönen Crunchsound. Die Parameter sind von 00 bis 99 sehr fein einstellbar. Auch die Klangeinstellung mit dem Tone-Regler funktioniert sehr gut, die Dreiband-Klangregelung ist zuerst einmal gar nicht so notwendig.
Der Simulation des alten Marshall-Amps bringt tatsächlich auch weitgehend das Spielgefühl einer solchen Amplegende mit sich. Die Ansprache ist für ein Effektgerät in diesem Preis-Segment erstaunlich gut und der Verzerrungsgrad lässt sich mit der Anschlagsdynamik oder auch mit dem Volumenpoti an der Gitarre regeln.
Auch für die härtere Abteilung hat das ME-25 etwas im Gepäck, den Ultra Metal Amp. Der bringt ein ordentliches Zerrbrett auf die Festplatte. Hier werden wir auch mal in die Tiefen der Klangregelung einsteigen und die Mitten etwas zurücknehmen. Für den amtlichen Mid Scoop Sound ist der Tone-Regler dann doch nicht ausreichend. Die Klangregelung funktioniert den Amp-Vorbildern entsprechend. Eine gute Ausgangsposition erhält man, wenn alle Regler in die mittlere Position (50) gestellt werden; dann bekommt man den neutralen Sound des Vorbilds. Das ist eine gute Ausgangsposition für weiteres Finetuning mit der Klangregelung. Besonders bei Hi-Gain- und Meta-Sounds lassen sich mit unterschiedlichen Einstellungen vom Treble- und Tone-Regler sehr vielseitige Zerrsounds erzeugen.
Auf der nächsten Seite widmen wir uns den Effekten.
Für dich ausgesucht
Jetzt geht es an die Effekte. Standard-Testkandidat und immer als Erster an der Reihe: das Wah Wah. Gerade bei digitalen Multieffekten sind die in Echtzeit regelbaren Sounds immer etwas kritisch, denn hier kommt sofort die Qualität des Prozessors ans Tageslicht. Der muss bei schnellen Pedalbewegungen ebenso schnell reagieren und einen natürlich klingenden Sound wiedergeben. Der Wah-Effekt im ME-25 macht seine Arbeit ausgesprochen gut, egal ob clean oder verzerrt, die Parameterverschiebung erfolgt stufenlos und weich. Ihr hört ein Beispiel mit einer Roland JC 120 Simulation und einer Strat.
Der Härtetest geht gleich weiter mit den nächsten Prozessorkillern, den Pitch-Shift-Effekten. Ich habe gleich den Harmonist gewählt, Hall und Delay auch noch hinzugeschaltet, mal sehen, was die Kiste daraus macht.
Alle Achtung, sauberes Signal, Bendings werden gut übertragen und das Pitch-Shift-Signal klingt auch nicht sehr synthetisch. Vor allem verkraftet der Prozessor sogar Powerchords, wie man zu Beginn des Beispiels hören konnte. Was passiert eigentlich, wenn ich jetzt noch per Pedal einen Pitch-Shifter draufknalle? Beim Boss-Flaggschiff, dem GT-10, hat das funktioniert, aber das Teil kostet auch weit mehr als das Doppelte … Ok, Pedal aktiviert, und los gehts…
Setzen! Eins! Wie der Große! Und selbst mit gepitchtem Harmonist-Signal (am Ende des Beispiels) wird das Fingervibrato noch perfekt übertragen.
Mit dem ME-25 lassen sich auch klassische Kombinationen nachbilden, die man gerne „in Echt“ benutzt. Zum Beispiel benutzen viele Gitarristen ihre Marshall-Amps mit einem kleinen vorgeschalteten Booster, um noch etwas mehr Gain zu bekommen. Die Kombination von simuliertem Verzerrer vor simuliertem Amp hat nicht immer gut funktioniert, aber der Prozessor meistert auch diese Disziplin.
Zum Aufnehmen funktioniert das ME-25 schon mal gut, jetzt wird die Bühnentauglichkeit überprüft und das Gerät vor einen clean eingestellten Amp geschaltet. Ich habe hier erst mal die Zerrerpedale aktiviert und ein wenig Hall hinzu gefügt. Als Erstes kommt die Simulation eines Tube Screamers, der für leicht angezerrte Sounds vor allem von Blues-Gitarristen sehr gerne verwendet wird. Die Version im ME-25 kann sich hören lassen, ein guter Crunch Sound, der auch jede Anschlagsnuance an der Gitarre überträgt.
In der härteren Abteilung macht der Metal-Verzerrer eine extrem gute Figur vor dem Amp. Bei Downtunings werden die tiefen Saiten gut übertragen, es matscht nicht im Bassbereich und das integrierte Noise Gate sorgt für rauschfreien Klang.
Beim letzten Beispiel hört ihr die Simulation eines Tweed Amps aus dem ME-25 in Verbindung mit dem Clean eingestellten „richtigen“ Verstärker. Hier muss man mit dem Ausgangspegel sehr vorsichtig umgehen, denn bei höheren Einstellungen wird der Amp praktisch „überfahren“, die Wiedergabe im Bassbereich wird etwas undefiniert.
In der Kombination ME-25 und Amp bevorzuge ich die Verzerrung mit den Zerrer-Simulationen anstatt der Ampsimulationen des ME-25 Preamps. Für mich klingen die Verzerrer in dieser Kombination offener und dynamischer.
Simone sagt:
#1 - 28.11.2011 um 07:04 Uhr
Danke für das ausführliche Review.
Jan sagt:
#2 - 05.12.2011 um 15:49 Uhr
Super Review, viele Dank!