Praxis
Für die Audiobeispiele platziere ich ein SM57 vor dem Speaker und schalte für alle Aufnahmen die Endstufe in den Half-Mode.
Los geht es mit dem cleanen Kanal, wobei ich alle vier Ausgangsstufen anspiele. Ich beginne mit der 6V6-Endstufe, schalte dann in die 6L6, anschließend in die britische EL34 und ende mit der EL34 Emulation. Ich spiele jeweils eine Strum-Figur in der Mittelposition und einen knackigeren Rhythmus in der Halsposition einer Telecaster.
Der Verstärker liefert einen warm klingenden, direkten Cleansound, der die Charakteristik und angewählte Pickupschaltung authentisch überträgt. Ich muss jedoch zugeben, dass die unterschiedlichen Ausgangsstufen in meinen Ohren zumindest hier im cleanen Kanal kaum einen Einfluss auf den Sound haben.
Weiter geht es mit den drei Effekten, die der Nextone Stage an Bord hat. Den Anfang macht das Delay, es folgt der Reverb und abschließend ein Beispiel mit dem Tremolo.
Auch die Effekte zeigen sich von der warmen Seite und liefern gut klingende Resultate. Natürlich haben wir es hier nicht mit Spezialisten zu tun, aber für das Delay/Reverb/Tremolo zwischendurch sind sie für meinen Geschmack vollkommen ausreichend.
Ich bleibe im cleanen Kanal und aktiviere jetzt den Boost. Natürlich spiele ich auch hier alle vier Ausgangsstufen an. Als Gitarre kommt eine Gibson Les Paul zum Einsatz.
Die Boost-Stufe verdichtet das Signal und liefert einen dreckigen Cleansound. Die vier unterschiedlichen Ausgangsstufen hinterlassen im Vergleich zum reinen Cleansound nun deutlicher ihre klanglichen Spuren.
Für die folgenden Beispiele kommt jetzt der Tone-Schalter hinzu.
Auch dieser bewirkt einiges, denn der Sound frischt förmlich auf, sehr gut!
Ich schalte nun in den Lead-Kanal des Amps und spiele wieder durch alle vier Ausgangsstufen. Dazu bleibt die Telecaster geschultert.
Für dich ausgesucht
Im Gegensatz zum cleanen Kanal hinterlassen die unterschiedlichen Ausgangsstufen hier ihre klanglichen Fingerabdrücke und liefern eine sehr brauchbare Auswahl an tollen Sounds. Zeigen sich 6L6 und 6V6 Schaltung noch knackig und fett, wirken die EL34 Schaltungen für meinen Geschmack frischer und frecher.
Auch in den folgenden vier Beispielen geht es wieder durch alle vier Ausgangsstufen wie zuvor, zum Einsatz kommt eine Les Paul.
Hier lässt sich sehr schön heraushören, wie der Amp auf die mit Humbuckern bestückte Gitarre reagiert und wie die vier Ausgangsstufen arbeiten. Die EL34-Schaltungen sind auch hier etwas agiler, dafür in den unteren Frequenzen im Vergleich zu den 6L6 und 6V6 Schaltungen ausgedünnter.
Was der Boost-Schalter im Lead-Kanal bewirkt, kann man in den nächsten Beispielen hören. Auch hier schalte ich alle vier Ausgangsstufen durch und aktiviere den Boost jeweils im zweiten Durchgang.
Sobald der Boost aktiviert wird, verdichtet sich der Klang, glücklicherweise aber nicht mit dem Hammer, sondern eher behutsam. Der Unterschied ist zwar hörbar, aber deutlich mehr spürbar.
Für die nächsten Audiofiles drehe ich den Gain-Regler ganz auf und aktiviere den Boost-Regler. Natürlich spiele ich auch hier alle vier Ausgangsstufen an.
Wer auf der Suche nach einem Metal-Sound ist, wird leider enttäuscht, denn von Haus aus zeigt sich der Nextone eher traditionell. Dafür liefert er aber tolle Rock-Leadsounds, bei denen sich dank der vier Ausgangsstufen teils deutliche Unterschiede ausmachen lassen.
Mich interessiert natürlich auch, wie der frequenzkorrigierte Recording/Kopfhörer-Ausgang klingt und ich schließe den Rec-Out über einen Mic-Preamp an. Ich behalte die letzte Einstellung des Amps bei, sprich, Gain ist ganz aufgedreht und Boost aktiviert. Ich nutze dafür die EL34-Ausgangsstufe.
Nicht schlecht, was da aus der Rec-Out-Buchse kommt! Mit diesem Signal lässt sich definitiv arbeiten! Sei es zum Üben mit Kopfhörer oder in Verbindung mit einer DAW, wo natürlich ein EQ zur weiteren Bearbeitung und Klangoptimierung zurate gezogen werden kann. Der Tone-Schalter hat für mich im Lead-Kanal keinen hörbaren Unterschied gemacht, daher habe ich auch kein Beispiel aufgenommen.
Joerg Schlenger sagt:
#1 - 29.01.2019 um 17:50 Uhr
Ich glaube nicht, dass sich die Qualität und das volle Potential des Nextone jemandem erschließt, der den Amp im Laden "einmal anspielt". Erst bei intensiver Beschäftigung mit der Software wird gänzlich hör- und fühlbar, was in dem Amp steckt. Im Artikel bleibt unerwähnt, dass BOSS 12 Presets im Editor erstellt hat, die die tonale Bandbreite der 4 Röhren-Endstufen-Emulationen (nebst differenzierten Bias- und Sag-Einstellungen) veranschaulichen. Dazu empfiehlt das Manual sogar spezifische Einstellungen der EQ-Regler sowie Gain, Volume und Master. Wer das umsetzt, kommt schnell in den Genuss weitreichender tonaler Differenzierungen, die sich mit einem BOSS Katana so nicht erreichen lassen. Ich besitze beide Amps. Im Vergleich zum Katana fällt erst einmal negativ auf, dass sich nur ein Preset (mit zwei Kanälen) am Amp selber speichern läßt. Deshalb sind auch die Funktionen des GA-FC (Zubehör) hier deutlich eingeschränkter. Tonal jedoch weiß der Nextone im Spektrum von Clean und Crunch/Classic Rock besser zu gefallen. Ich habe den Serien-Speaker gegen einen Jensen C10"R (mit Adapter) getauscht, um clean (und bei Zimmerlautstärke) klanglich näher an einen Fender Princeton zu kommen. Für die rockigeren Klänge schließe ich alternativ eine 1x12" Celestion V 30 bestückte Box an.
Skinner sagt:
#2 - 17.05.2023 um 07:01 Uhr
Ein Boost macht für mich nur vor einem Röhrenamp Sinn. Bei einem Solid State nehme ich einen EQ, denn ich aber auch sonst präferiere. Im Test fand ich mal ganz gut, dass immer die gleichen Soundbeispiele genutzt wurden. Trotzdem nervt mich auch hier der Einsatz von Hall und Echo darin. Hall solo wurde gar nicht getestet. Der Amp ist für mich nicht Stage, denn er lässt sich komplett am Gerät einstellen und leidet unter Mehrfachbelegung von Tasten. Einen Tuner gibt es auch nicht. Fußschalter ist nicht im Preis inbegriffen. Ich finde es schon ein Übel von nicht wenigen Herstellern, die meisten Funktionen nur über eine App und noch zu erwerbenden Computer zu ermöglichen. Da der Amp kein Blue Tooth hat braucht man noch mal 10m USB Kabel über die Bühne. Wer will das!? Nur zwei Effekt ist ziemlich mauh. Das Tremelo klingt ziemlich unterirdisch. Ich finde der Fender Mustang GTX 100 hat da sehr viel mehr zu bieten, wie ein Farbdisplay mit einer Vielzahl von gut klingenden Effekten die kinderleicht und schnell zu editieren sind. Fußschalter und Looper inklusive. Alles am Gerät ist ohne Software bedienbar und sieht chic aus. Warum der Kopfhöreranschluss am Boss auf der Rückseite ist, ist nicht nachvollziehbar und dämlich. Echt, wer denkt sich so einen Schwachsinn aus? Ist hier niemanden aufgefallen. Die Unterschiede zu den vier angeblich Röhrentypen sind für mich kaum spürbar und wohl mehr Voodoo bzw. meßtechnischer Natur. Insgesamt bekommt man beim Fender sehr viel mehr an Sound, Effekten, Vielseitigkeit, Optik, Bedienungsfreundlichkeit, Ausgangsleistung für das gleiche Geld (denn Fußschalter muss man beim Boss noch dazukaufen und wenn man keinen Laptop hat, wirds richtig teuer) geboten. Btw. Der Katana hat für mich von Sound und Dynamic aber sehr viel mehr zu bieten. Der Nextone kommt da gar nicht aus dem Quark für mein Geschmack.