Praxis
Obwohl der PS-6 jede Menge Funktionen an Bord hat, ist er trotzdem klar strukturiert und relativ simpel und intuitiv zu bedienen. Allerdings ist es ratsam, das Quickstart-Manual zur Hand zu haben, denn gerade die Funktionen des Shift-Reglers sind in den einzelnen Modi unterschiedlich und auf dem kleinen Pedal-Panel nicht aufgeführt.
Wir werden jetzt die einzelnen Modes des Pedals der Reihe nach abarbeiten und die unterschiedlichen Funktionen genau untersuchen.
Pitch Shifter
Es geht los mit dem Pitch Shifter, mit dessen Hilfe man seinen Lines einen Ton hinzufügen kann, dessen Abstand (Intervall) zum gespielten Original-Ton immer der gleiche bleibt. Ich habe mich zunächst für eine Quarte tiefer entschieden. Das Pedal ist vor den clean eingestellten Amp (Sovtek MIG-50) geschaltet. Die Klangqualität ist sehr gut, allerdings fällt auf, dass in diesem Modus der Zusatzton leicht verzögert geliefert wird.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Strat | 10 | -5 | Pitch Shifter |
Aber auch Akkorde können mit dem Pitch-Shifter gespielt werden. Ein Effekt, der sich normalerweise bzw. früher nur von einem Teil wie dem VG8 oder VG99 erledigen ließ, da hier jede Saite einzeln abgenommen wurde und dadurch das Signal besser verarbeitet werden konnte. Heutzutage sind wir soweit, dass Software auch solche Probleme bewältigen kann. Früher haben die Pitch-Shifter schon die weiße Fahne gehisst, wenn man zwei Töne gleichzeitig gespielt hat. Das ist definitiv vorbei.
Hier ist ein Beispiel mit der vorigen Einstellung. Zuerst werden die Töne nacheinander angeschlagen, dann per Strumming. Die Qualität ist ausgezeichnet, auch die feinen Nuancen des Anschlags fallen nicht unter den Tisch. Bei den Arpeggios des ersten Akkords habe ich mehr am Hals angeschlagen, beim zweiten näher am Steg. Auch das ist hörbar. Zum Vergleich könnt ihr das Ganze auch ohne Effekt anhören.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Strat | 11 | -5 | Pitch Shifter |
Der klassische Octaver-Sound kommt ebenfalls sehr gut. Hier ist auch die Signalverzögerung wesentlich geringer. Das Ganze mit Marshall Plexi.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Les Paul | 12 | -12 | Pitch Shifter |
Vor den Amp geschaltet nimmt der Pitch-Shifter in diesem Mode dem Sound etwas an Qualität. Wer die Amp-Verzerrung nutzen möchte, dem sei empfohlen, den Pitch-Shifter in den Einschleifweg des Verstärkers zu hängen, denn dann geht es erst nach der Vorstufe (Verzerrung) in das Effektgerät. Und auch das verzerrte Signal wird vom PS-6 problemlos bearbeitet. Hier das Beispiel mit dem Pedal im Effektweg.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Les Paul | 12 | -12 | Pitch Shifter |
Der Pitch-Shifter kann aber auch zwei Zusatztöne hinzufügen (hier Quinte tiefer, Quarte höher). Auf diese Weise lassen sich mit einfachen Mitteln spacige Akkord-Sounds erzeugen. Normale Moll- oder Dur-Dreiklänge kann man so extrem aufpeppen. Und sogar auf den tiefen Saiten gibt es, trotz der Zusatztöne nach unten, keinen mulmigen Sound. Das ist wirklich ausgezeichnet!
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Strat | 11 | -5 & +7 | Pitch Shifter |
Harmonist
Der Harmonist-Mode steht in puncto Klangqualität dem Pitch-Shifter Modus in nichts nach. Hier ist noch mehr Rechenleistung nötig, denn das Pedal muss jetzt ja in Echtzeit den jeweils richtigen Zusatzton aus der aktuell angewählten Tonleiter aussuchen und hinzufügen.
Ihr hört jetzt ein Beispiel mit einem Clean-Sound. Das Pedal parkt im Einschleifweg des Amps (The Valve 3I100). Ich habe das Teil mal bewusst geärgert und langsame Bendings gespielt, da merkt man sofort, was los ist. Aber der PS-6 lässt sich dadurch nicht einmal ansatzweise aus der Ruhe bringen und macht alles sehr entspannt mit. Man hört bei Bendings und Vibratos überhaupt keine Störgeräusche, obwohl es hier ja schon spürbar aus der Tonart heraus geht.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Strat | 10 | Terz aufwärts | C | Major (Harmonist) |
OK, wir werden die Intensität der Folter noch etwas erhöhen und versuchen den Harmonist an die Grenze seines Leistungsvermögens zu bringen. Dreistimmigkeit ist angesagt, das heißt, ich spiele einen Ton und der PS-6 spuckt noch zwei weitere aus – das Ganze in Bb-Dur.
Wenn man den Balance-Regler weit aufdreht, wird der Klang spürbar heller. Bei dieser Anwendung empfiehlt es sich, das Poti auf 9 Uhr zu lassen, dann sind die Zusatzstimmen gut zu hören, der Sound klingt aber nicht allzu blechern. Dieser etwas blecherne, digitale Sound ist aber kein alleiniges Problem des PS-6, den haben fast alle Harmonizer.
Jetzt gibt es noch mal Zunder, denn beim nächsten Hörbeispiel habe ich Rakes und Artificial Harmonics erzeugt. Das mögen die Teile normalerweise gar nicht. Doch unser Testkandidat lässt sich auch damit nicht beeindrucken – er macht auch diese Spielchen locker mit.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Les Paul | 9 | Terz & Quinte aufwärts | Bb | Major (Harmonist) |
Detune
In diesem Modus wird ein Chorus-ähnlicher Effekt erzeugt, indem der Zusatzton zwar grundsätzlich die gleiche Tonhöhe hat, dabei aber minimal verstimmt ist. Am deutlichsten wird dieser Effekt bei einer maximalen Verstimmung von +15 und -15 Cent. Das heißt, es werden zwei Töne auf gleicher Höhe hinzugefügt, der eine ist um 15 Cent (100 Cent = 1 Halbton) höher gestimmt, der andere um 15 Cent tiefer. Ich habe das gleich mal in Stereo angewendet und das Pedal an zwei Amps angeschlossen. So erhält man einen sehr breiten Sound, der im Vergleich zum Chorus-Effekt nicht eiert – und das trotz intensiver Verstimmung.
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Strat | 10 | +15 & -15 | Detune |
Super Bend
Jetzt kommen wir zu den Bending-Effekten. In diesem Modus lassen sich Sounds realisieren, für die man normalerweise einen Vibratohebel oder ein Bottleneck bemühen müsste.
Das erste Beispiel in diesem Mode ist ein „elektronischer Vibratohebel“, mit dem man drei Oktaven nach unten „hebeln“ kann. Auf diese Weise lässt sich der „typische Motor-Starter-Effekt“ ganz gut erzeugen. Man tritt das Pedal, schlägt einen Powerchord an und nimmt den Fuß direkt nach dem Anschlag wieder herunter. Und so klingt es:
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Les Paul | 9 | – 3 Oktaven | 10 | Super Bend |
Man kann aber auch einen Whammy-Pedal-ähnlichen Effekt erzeugen. Zu diesem Zweck wird der Harmony-Regler auf +Octave gestellt, das bedeutet, wenn das Pedal gedrückt wird, bewegt sich der Ton nach oben – eine Oktave höher. Wie lange das im Einzelfall dauert, wird mit dem Mix-Regler (Rise Time) eingestellt. Die Zeit, die der Ton braucht, um wieder zum Original zurückzukehren (wenn das Pedal losgelassen wird), kann mit dem Key-Regler eingestellt werden (Fall Time). Bei relativ kurzer Rise und Fall Time klingt das Ergebnis folgendermaßen:
Gitarre | Mix | Harmony | Key | Mode |
Les Paul | 10 | + 1 Oktave | 8 | Super Bend |
Expression-Pedal
Die Bend Funktion lässt sich natürlich noch komfortabler mit einem zusätzlichen Expression-Pedal bedienen. Auf diese Weise hat man die ganzen Whammy-Effekte direkt „unter dem Fuß“ und kann alles bequem steuern.