Die beiden Loop-Stations Boss RC-5 und Boss RC-500 sind das Ergebnis einer Frischekur, die der japanische Hersteller zwei seiner Loopern verpasst hat. Ergebnis sind ein neues Display-Layout, eine verbesserte Klangqualität und eine überarbeitete Rhythmus-Sektion mit bis zu 13 Stunden Speicherkapazität. Außerdem wurden bei beiden Loopern die Möglichkeiten zur externen Steuerung und zur Einbindung in Midi-Systeme grundlegend neu gestaltet. Insbesondere das zweikanalige RC-500 scheint dabei in Sachen Flexibilität kaum noch Grenzen zu kennen, da hier sowohl die Schalterfunktionen als auch das interne Routing frei konfigurierbar sind.
Auf den ersten Blick wirken die beiden Looper der 5er-Serie (die 4 wird bei Boss stets ausgelassen, da sie in Japan als Unglückszahl gilt) dabei nicht wirklich artverwandt. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass das RC-500 in eines der Gehäuse aus Boss‘ 500er Serie gewandert ist und einen dritten Fußschalter spendiert bekommen hat. Die inneren Werte haben jedoch viel gemeinsam, und ob die Upgrades sich gelohnt haben, wird der folgende Test zeigen.
Details
Gehäuse/Optik
RC-5
Der einkanalige Looper kommt im gewohnten Boss-Stompbox-Format in den Maßen (BxTxH) 65 x 120 x 56 mm und wiegt 435 g. Auf der vorderen Pedalhälfte befinden sich das Display, darunter vier Taster und rechts daneben ein Rasterpoti mit Schaltfunktion. Mithilfe dieser fünf Bedienelemente lassen sich alle Funktionen des RC-5 Steuern. Die zwei linken Taster sind für die Rhythmussektion zuständig und zeigen durch rotes und grünes Blinken den Startpunkt und das Tempo des Drum-Pattern an. Die zwei Taster daneben sind für Speichervorgänge und Menüs verantwortlich, während das Rasterpoti die Systemnavigation übernimmt. Die hintere Pedalhälfte wird vom Fußschalter eingenommen, der durch Drücken, Halten und doppeltes Drücken verschiedene Funktionen während des Live-Loopings übernehmen kann. Die Stereo-In- und Outputs sowie der Anschluss für einen externen Fußschalter oder ein Expression-Pedal sind an den Seiten zu erreichen. An der Stirnseite befinden sich ein USB-Anschluss zur Verbindung mit einem Computer, die Midi-In- und Out-Buchsen und der Anschluss für ein Standard-9V-Netzteil. Das RC-5 hat einen Stromverbrauch von 170 mA, lässt sich alternativ mit einer Batterie betreiben und arbeitet mit einem Buffered-Bypass.
RC-500
Das RC-500 sitzt in einem stabilen roten Metallgehäuse mit den Maßen (BxTxH) 170 x 130 x 60 mm und wiegt 850 g. Die leicht abgeschrägte hintere Pedalhälfte beherbergt drei 3PDT-Fußschalter mit je einer farbigen LED. Auf der vorderen Pedalhälfte befinden sich in der oberen Reihe nebeneinander die Lautstärke-Fader für beide Kanäle, das Display, das bereits erwähnte Rasterpoti und ein Regler für die Eingangsempfindlichkeit des Mikrofonsignals. In einer Reihe darunter finden wir insgesamt neun Taster für Speichervorgänge, das Editieren der Rhythmussektion, die Track-Auswahl und alle tiefer gehenden Systemeinstellungen. Vier kleine LEDs geben hier zusätzlich Auskunft über Parameter wie Tempo oder Track-Auswahl. Alle Anschlüsse liegen beim RC-500 an der Stirnseite. Dazu gehören ein XLR-Eingang für Mikrofone, die Stereo.In- und Outputs, Midi-In- und Out, der Eingang für externe Fußschalter oder Expression-Pedale und der Anschluss für ein Standard-9V-Netzteil. Das RC-500 hat einen Stromverbrauch von bis zu 330 mA, lässt sich ebenfalls mit Batterien betreiben und arbeitet wie das RC-5 mit einem Buffered-Bypass. Für die Verbindung mit einem Computer wurde hier ein Micro-USB-Port verbaut.
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Features und Neuheiten
Beide Looper sind mit Stereo-In- und Outputs ausgestattet und zeichnen Audiodaten im WAV-Format bei 44,1 kHz und 32-bit float auf. Die maximale Aufnahmezeit pro Track liegt bei etwa 1,5 Stunden und für alle Speicherplätze gemeinsam bei etwa 13 Stunden. Ein neuartiges LCD-Display mit fünffarbiger Hintergrundbeleuchtung zeigt den jeweiligen Betriebszustand während des Live-Loopings an (rot = Aufnahme, gelb = Overdub, grün = Playback) und gibt im Ruhezustand Aufschluss darüber, ob ein Track Daten enthält (weiß) oder leer ist (blau). Das Display kann zudem verschiedene Informationen wie Loop-Länge, Taktart oder Speichernummer anzeigen und lässt sich nach Wunsch konfigurieren. Die Rhythmus-Sektion wurde bei beiden Modellen komplett überarbeitet und auf 57 Rhythmus-Pattern mit je zwei Variationen erweitert, die sich auf 16 (RC-500) bzw. 7 (RC-5) verschiedene Drum-Kits anwenden lassen. Beide RC-Modelle verfügen über Stereobuchsen für externe Fußschalter oder Expression-Pedale. Waren die Funktionen für externe Steuerelemente in den Vorgängerversionen noch mehr oder weniger festgelegt, lassen sich diese nun mit einer Vielzahl von Betriebsbefehlen belegen. Dazu gehören etwa Tap-Tempo, Start/Stop-Befehle, Speicherwahl oder Lautstärken. Mit einem Stereo-Fußschalter lassen sich hier zwei verschiedene Zusatzfunktionen steuern, mit einem Mono-Fußschalter oder Expressionpedal je eine.
Noch flexibler wir es durch die neue Midi-Einbindung der beiden Modelle. Mittels zweier Miniklinken-Anschlüsse lassen sich RC-5 und RC-500 durch entsprechende Adapterkabeln (TRS/Midi) mit anderen Geräten synchronisieren und können so Midi-Befehle senden oder empfangen. Dies können beispielsweise Tempo-Daten, Programmwechsel oder Start/Stop-Befehle für andere Effektgeräte oder DAWs sein. Ebenfalls vorstellbar ist der Gebrauch einer Midi-Fußleiste, um noch mehr Befehle per Fuß steuern zu können. Zu erwähnen ist noch, dass der AUX-Eingang zugunsten der neuen Midi-Anschlüsse bei beiden Geräten verschwinden musste. Externe Audio-Daten müssen nun also direkt aufs Gerät geladen oder anderweitig verstärkt werden. In Verbindung mit einem Mac oder PC lassen sich via USB Backups der erstellten Tracks sichern und wiederherstellen. Außerdem stellt Boss mit dem Tone Central Studio eine Sammlung an Samples und Backing-Tracks zur Verfügung, die mit einer kostenlosen Software direkt auf das Gerät geladen werden können.
Bedienung und Konzept
Beide Probanden funktionieren in ihrer Schaltlogik zunächst einmal, wie wir es von Pedal-Loopern gewohnt sind. Der erste Tritt auf das Pedal (beim RC-500 ganz links) startet die Aufnahme des Tracks, ein zweiter Tritt beendet die Aufnahme und spielt sie gleichzeitig endlos im Loop wieder ab. Mit jedem weiteren Schaltvorgang wird nach demselben Prinzip ein Overdub zur bisherigen Aufnahme hinzugefügt und die Anzahl der Overdubs ist nicht limitiert. Durch zweisekündiges Halten des Pedals kann jeweils die letzte Spur des Tracks gelöscht bzw. wiederhergestellt werden, und durch einen „Doppelklick“ des Pedals stoppt die Aufnahme (beim RC-500 erledigt dies der Stopp-Schalter in der Mitte mit nur einem „Klick“). Möchte man den kompletten Track löschen, hält man das Pedal bzw. den Stopp-Schalter für zwei Sekunden gedrückt, während der Track gestoppt ist. Geübte Loop-Station-User bevorzugen einen Schaltmodus, bei dem das Pedal nach dem Stoppen einer Aufnahme direkt in das nächste Overdub wechselt. Dies lässt sich im Menü einstellen. Jede aufgenommen Spur orientiert sich in ihrer Länge an der ersten Aufnahme bzw. am Drum-Pattern. Dies gilt jedoch nicht für die zweite Spur des RC-500 wenn man es nicht möchte. Je nach Einstellung kann der zweite Track hier ein Vielfaches der ersten Länge einnehmen oder komplett unabhängig von ersten Track laufen. Beide Pedale besitzen auch einen One-Shot-Modus, bei dem der jeweilige Track genau einmal abgespielt wird, wenn der Rec/Play-Schalter gedrückt wird.
Die Rhythmus-Sektion unterlegt den Track bei Bedarf mit einem Drum-Beat. Das Tempo lässt sich hierbei per Rasterpoti oder Tap-Tempo voreinstellen. Im Rhythmus-Menü kann man auch bestimmen, ob der Beat während des Einspielens, erst danach, oder nur während des Einspielens zu hören ist. Wer lieber spontan ist, kann auch einfach drauflos spielen und die Loop-Station erkennt das Tempo des eingespielten Materials. Taktmaß und Länge orientieren sich dann an der ersten Aufnahme.
RC-500
Das RC-500 bietet im Vergleich zum RC-5 von allem ein bisschen mehr. Wichtigster Unterschied sind dabei die zwei Kanäle. Mit dem Track-Select-Schalter kann während des Loopings festgelegt werden, welcher der beiden Tracks bespielt werden soll. Beide Tracks lassen sich dann unabhängig voneinander in der Lautstärke anpassen und beim Live-Looping jederzeit stoppen und wieder starten. Innerhalb eines Tracks funktioniert das Overdubbing wie bei einem einfachen Looper. Allerdings lassen sich die drei Fußschalter des RC-500 frei konfigurieren. So könnte man ebenso gut die ersten beiden Schalter mit einer Rec/Play-Funktion für je einen Track belegen, den dritten Schalter mit einer Start/Stop-Funktion für die Drums und hätte so im Handumdrehen einen 3-Kanal-Looper. Außerdem ist es beim RC-500 möglich, sowohl die beiden Eingänge als auch die beiden Ausgänge jeweils nur einem Track zuzuordnen. Im Mono-Betrieb könnte man so eine Gitarre und ein Mikrofon an zwei verschiedene Kanäle oder Verstärker schicken oder die Loop-Station zu zweit benutzen. Denkt man jetzt noch über die Möglichkeiten der Midi-Einbindung nach, dann wird schnell klar, dass der Phantasie hier kaum noch Grenzen gesetzt sind und die Vielzahl an Möglichkeiten den Rahmen dieses Testberichts sprengen würden.
Glücklicherweise stellt Boss eine ausführliche, gut verständliche Bedienungsanleitung in Deutsch nebst Datenblatt für alle Switching- und Midi-Befehle zur Verfügung.
Mathias Lueck sagt:
#1 - 17.10.2021 um 20:32 Uhr
Ich weiß nicht, wie der Tester darauf kommt, dass es kein Contra beim RC 5 gibt.
Midi ist nur halb fertig. Man kann z.b. keine Aufnahme oder Wiedergabe per midi CC starten. Midi clock gibt es, aber beim Empfang von midi clock und gleichzeitigen Aufnehmen ruiniert man die Aufnahme, da es kein Timestreching gibt. Bei Tempoänderungen von 0,5 BPM gibt es schon digitale Artefakte. Jeder 50 eur Handheld Recorder kann das besser. Also der große Wurf ist das nicht. Ich würde mir den RC 5 nicht nochmal kaufen,
Joe sagt:
#2 - 22.11.2022 um 15:07 Uhr
Was ist wenn ich nur System zurücksetze sind dann alle meine Aufnahmen gelöscht?
skinner sagt:
#3 - 29.11.2024 um 19:44 Uhr
Ich wollte grad zum RC5 schreiben: "Na geht doch!" Was das Midi angeht. Eigentlich reicht nur Midi-Clock aber selbst das wenige an Midiimplementation scheint bei Boss nicht zu klappen, wie ein User hier feststellt. Ich hatte den Boss RC-10r (kann auch nur Clock. Eigentlich auch Stop: Geht aber nicht) und kann davon auch nur abraten, wenn man nicht irre werden möchte. Da ist zusätzlich auch das Problem, wie beim RC5: zweimal drücken, um eine Funktion auszuführen. Das geht gar nicht! Hier muss man Morsealphabet lernen. In der Praxis unbrauchbar. Finde ich! Beim RC5 kann man das, wie beim RC10r auch, mit einem externen Fußschalter lösen. Kostet aber noch mal Geld und Platz. Aber wie schon ein User schrieb, sei Midi inbrauchbar bzw. nur eingeschränkt. Wenn Boss nicht mal das Know-how hat, wer dann sonst?