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Boss RC-505 Test

Praxis

Die gute Nachricht zuerst: Man kann den RC-505 anschalten und mit ein wenig Rumprobieren direkt seine erste erfolgreiche Loop-Session starten. Einpegeln, aufnehmen, starten und stoppen, Effekte abfeuern, overdubben – grundlegende Bedienvorgänge sind ohne einen tiefen Blick ins Handbuch möglich. Mehr noch: Die in der Grundeinstellung aktiven Auto-Funktionen wie automatische Schleifenlängen- und Tempoerkennung oder Track-Synchronisierung verhindern wirkungsvoll eine „krumme” Klangschichtung. Alles sitzt schön tight auf der Eins. Trotz einer Länge von lediglich 20 Millimetern und einer eher wackligen Bauweise, habe ich die Lautstärkeregler, die in jedem Phrase-Slot integriert sind, auf Anhieb lieb gewonnen. Tatsächlich machte es mir schon nach kürzester Zeit mehr Spaß, laufende Phrasen einfach raus zu cutten, anstatt sie mit dem Stopp-Taster zu beenden.
Wer ein bisschen Unterstützung beim Rhythmus braucht, der schaltet den integrierten Drum-Player ein, der mit einer einfachen Auswahl an basalen Rhythmus-Mustern in unterschiedlichsten Taktarten assistiert. Der Sound ist vielleicht nicht „sooo“ spektakulär, muss er aber auch nicht, denn es geht hier ja nur darum, ein bisschen Metronom-Arbeit zu leisten. Klanglich ist das, was den Boss RC-505 Desktop-Looper verlässt, zudem nicht unbedingt als „High-End“ zu bezeichnen, doch es ist solide 16-Bit-Qualität und das halte ich in Anbetracht des anvisierten Einsatzspektrums für absolut in Ordnung. Wesentlich relevanter erscheint mir in diesem Zusammenhang der Rauschabstand und der fiel mir im Test als ausgesprochen angenehm auf, denn auch nach dem vierten oder fünften Overdub hält sich das Rauschen manierlich zurück.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Overdub-Modus findet seine visuelle Entsprechung im gelben Ring.

Für alle tiefer greifenden Bedienvorgänge, dazu zähle ich unter anderem die Einstellung der Taktzahl (auto/fixiert/frei), das Overdubbing-Verhalten (overdub/replace) und die Zuweisung der Effekte auf die Tracks, ist die Lektüre des Handbuchs nahezu unumgänglich. Im Gerätemenü finden sich nämlich umfassende Stellschrauben, um das Verhalten des RC-505 auf den persönlichen Workflow zu trimmen. Die LED-Kränze rund um die Record/Play-Taster sollen den Pegel oder die relative Loop-Länge anzeigen? Kein Problem. Die Slots sollen sich unabhängig vom Metrum starten und stoppen lassen? Easy. Du findest es praktischer, wenn die einzelnen Slots nach einer Aufnahme nicht in den Overdub-Mode, sondern automatisch in den Play-Modus schalten? Machbar. Sollen Tracks One-Shot oder Loop sein, sollen sie einander ablösen (single/multi), sollen sie synchron zum Master-Tempo laufen (Time-Stretch/Shift) oder nicht? All das und noch viel mehr liegt in den Menüs des RC-505 verborgen.
Ich sage bewusst verborgen, denn das „Durchskippen“ der einzelnen Menüpunkte in Verbindung mit dem zweizeiligen Display ist stellenweise schon ein bisschen mühsam und wirkt oft nicht mehr ganz zeitgemäß. Besonders der Umstand, dass sich manche Einstellungen hinter dem Funktionstaster „System“, andere dagegen unter „Memory“, wieder andere unter „Write“ verstecken, erfordert schon eine gewisse Einarbeitungszeit. Beim Stöbern in den Menüs fällt mir dann fast schon beiläufig auf, dass der RC-505 neben den Input- und Output-Effekten auch über einen integrierten Kompressor und Hall verfügt, die global wirksam werden können.
Daneben steht natürlich auch besagtes Arsenal an Input- und Track-FX bereit, das insgesamt 25 Klangverbieger umfasst. Hier reicht das Angebot von Standards wie Hall, Delay und Modulationseffekten bis hin zu Pitch, Vocoder und Slicing. Prinzipbedingt funktionieren die Buffer-FX, namentlich Beat-Repeat, Shift, Scatter und Vinyl Flick, der versucht, das Vor- und Zurückdrehen einer Schallplatte zu emulieren, nur im Ausgangsbereich. Eine ganze Reihe an Effektparametern, zum Beispiel Delay- und Flanger-Feedback, Cutoff/Resonance des Synth-Effekts oder Zeit und Dämpfung des Halls, können über das Menü editiert werden. Pro Einheit darf ich drei Einstellungen auf den Auswahltastern (A, B, C) ablegen.
Klanglich wird hier über weite Strecken solide DSP-Kost geboten. Meine Favoriten sind die Pitch-Shifts und Beat-Zerhacker-Effekte. Nicht ganz so gut gefielen mir Chorus, Phaser und die Verzerrer-Abteilung. Der Umstand, dass die Temporeferenz das Auslösen des Effektes ist, nicht aber die interne Eins des RC-505, finde ich persönlich nicht ideal. Ein Beispiel: Der Nullpunkt des Auto-Filters beginnt mit der Aktivierung des Effekts und nicht (falls man beim Auslösen daneben liegt) mit der Eins des Master-Tempos. Aber hört einfach mal rein:

Audio Samples
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Flanger, Delay, Beat Repeat Lo-Fi, Filter, Beat Scatter Synth, Reverb, Vinyl Flick Master-FX: Reverb Interner Drumplayer Demosong: Count One Demosong: Party Love Demosong: Timemachine
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