So werden die Klangbeispiele des Boss SDE-3000D Dual Digital Delay aufgezeichnet
Für die Soundfiles setze ich das Pedal in den Einschleifweg meines AxeFxIII, um euch die Stereosounds optimal aufzeigen zu können. Die Cleansounds stammen von einem Fender Deluxe Reverb Modell und die Zerrsounds von der Plexi-Simulation. Natürlich gibt es auch ein Beispiel für die Monoanwendung vor meinem 73er Fender Bassman-Topteil, das in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks geschickt wird. An Gitarren kommen eine Stratocaster und eine Les Paul zum Einsatz.
So klingt das Boss SDE-3000D Dual Digital Delay
Zu Beginn steppe ich durch einige Factory-Presets, um mir einen grundlegenden Eindruck des Sounds zu verschaffen. Das SDE-3000D klingt alles andere als „kalt“, wie man es frühen digitalen Einheiten nachsagte, sondern besitzt einen sehr natürlichen, vollmundigen und warmen Klang. Selbstverständlich erhält man hier kristallklare Höhen und die qualitativ konstanten Repeats, die Digitaldelays zu eigen sind, aber alles wirkt sehr harmonisch. Wer es etwas gedämpfter haben will, hat immer noch die Möglichkeiten der Filtersettings, wie wir später hören können.
Nun mache ich mich an das Editieren eigener Presets, was extrem leicht von der Hand geht und dank der übersichtlichen Menüstruktur auch kein großes Manual-Wälzen erfordert. Die Beschriftung einiger Parameter im Display ist zwar aufgrund der „Taschenrechnerschrift“ manchmal nur zu erraten, erschließt sich aber nach einem Blick ins Manual doch sehr gut. Das Platzieren der Delaytime geht in Einserschritten und kann durch Gedrückthalten, Tappen oder mit der Tastenkombination des linken Pfeils beschleunigt werden. Abgesehen davon bietet der „Time X2“-Button auch die Option, die ms-Zahl zu verdoppeln. Geht man jenseits der 3000 ms-Grenze noch höher, gelangt man zu den Subdivisions, die dann in Relation zum eingetappten Tempo erklingen. Zunächst hört ihr nur eine Delay-Engine, die ich sowohl im Stereobetrieb als auch in einem Panning-Mode betreibe. Im ersten Fall erhält man eine schöne breite Delay-Wand und durch das Panning springen die Repeats Ping-Pong-artig von links nach rechts. Durch die Aktivierung des Mod-Buttons gesellt sich ein angenehmer und harmonischer Choruseffekt auf die Delayfahne, wobei man hier mit dem Depth-Parameter sorgsam umgehen sollte. Jenseits eines Wertes von 10 fängt die Wellenform an, etwas „eirig“ zu klingen, was uns jedoch später extrem nützlich sein wird, wie wir noch sehen werden. Das Original Roland SDE-3000 bot hier für die Modulation nur eine Dreiecks-Wellenform, die SDE-3000D Variante erlaubt jedoch die Wahl aus Dreieck- und Sinus-Welle.
Für dich ausgesucht
Aktiviere ich beide Delay-Module, habe ich pro Delay die Option, ein Panning aufzumachen, was die Wiederholungen alternierend links und rechts aufploppen lässt. Ihr hört zunächst ein typisches Stereo-Dual-Delay, bestehend aus Achteln für das DDL1 und punktierten Achteln auf DDL2, wie man es z. B. von David Gilmour kennt. Für ein klassisches Lead-Delay im Stile von Andy Timmons gehe ich auf die serielle Anordnung. Hier füttert das längere Delay mit 500 ms ein kürzeres bei 375 ms, sodass sich beide Sounds addieren. Hält man den Effektlevel moderat, bekommt man sehr volle Solosounds mit einem unaufdringlichen Hintergrund.
Wer es gerne minimal analoger oder „tape“-iger haben will, der kann über den Feedback-EQ-Typ einen Filter aktivieren. Hier lassen sich Low- oder Hi-Cut bei diversen Frequenzen setzen, wobei für den letzteren sogar noch das Gain bestimmt werden kann. Hohe Cut-Werte sorgen annähernd für das Band-typische Bedämpfen der Wiederholungen, die den fortschreitenden Klangverlust einigermaßen repliziert.
Das Boss SDE-3000D Dual Digital Delay punktet auch als Flanger, Chorus und im Monobetrieb
Wer nun gedacht hat, dass wir es hier mit einem normalen Delaypedal zu tun haben, irrt, denn auch Flanger- und Chorussounds sind durch die extrem niedrig setzbaren Millisekunden des Time-Parameters in Kombination mit der Modulation möglich. Hierzu wählt man eine Delaytime von 1-5 ms für den Flanger und ab 5 ms für den Choruseffekt. Dabei empfiehlt es sich, den Depth-Wert tendenziell höher zu setzen. Die beiden Phase-Taster entfalten hier ihre volle Bedeutung und es lassen sich sehr unterschiedliche Modulationseffekte generieren. Der Filter-Taster dämpft nun minimal die Höhenanteile, wirkt jedoch eher subtil. Das SDE-3000D macht selbstverständlich auch mono eine sehr gute Figur und auch ohne breite Stereowände hat man es hier mit einem exquisit klingenden Delay-Pedal für das Pedalboard zu tun.
Das Boss SDE-3000EVH im Einsatz
Unter der Bezeichnung SDE-3000EVH bietet Boss auch eine Eddie Van Halen-Special-Edition des SDE-3000D an, die mir ebenfalls vorliegt. Zum Schluss kommen deshalb noch einige Presets der EVH-Ausgabe, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Neben den zusätzlichen Wet/Dry/Wet Verbindungsmöglichkeiten und dem Van Halen’schen „Stripes“-Look kommen hier noch vier Factory-Presets, deren Einstellungen nicht ablesbar sind. Durch Drücken des EVH-Buttons gelangt man zu den Voreinstellungen, die sowohl für ein Dry/Wet/Dry Setup, aber auch durch Gedrückthalten des Buttons für den normalen Stereobetrieb ausgelegt sind. Ihr hört ein längeres Delay, was Eddie gerne zum Solieren verwendet hat, und im Anschluss ein kurzes Monodelay, was dem Delaysetting seiner frühen Alben entspricht.
Doomsday sagt:
#1 - 06.08.2023 um 22:41 Uhr
Gutes Review. Ich war eigentlich gerade auf dem Sprung, mir ein gebrauchtes Korg SDD 3000 zuzulegen - spielt das Boss in der gleichen klanglichen Liga? Das Korg Teil ist zumindest auf dem Papier flexibler.
Haiko (Bonedo) sagt:
#1.1 - 07.08.2023 um 07:55 Uhr
Hallo Doomsday, danke für den Kommentar. Ich hatte das SDD-3000 leider nie im Direktvergleich, daher kann ich die Frage nicht konkret beantworten. Meines Wissens ist das Korgpedal jedoch nur noch gebraucht erhältlich. Vielleicht findest Du in unserem damaligen Review ein paar Anhaltspunkte: https://www.bonedo.de/artikel/korg-sdd-3000-pedal-test/
Antwort auf #1 von Doomsday
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