Praxis
Wir beginnen unsere Reise erst einmal recht oberflächlich und hören uns einige Presets an.
Das war eine kleine Auswahl aus den 70 Presets, aber die Marschrichtung ist recht klar. Analog Synth ist angesagt, viele Sounds mit Arpeggiator/Slicer, und das Ganze mit einem erstaunlich guten Tracking. Das alles ist überhaupt nicht mehr vergleichbar mit den älteren GR-Synthesizern. Der Ton ist direkt präsent, man kann auch tatsächlich die Arpeggiator Sounds zu einem Drumbeat spielen, ohne dass man Herz-Rhythmus-Störungen bekommt. Außerdem reagiert der SY-300 sehr gut auf den Anschlag an der Gitarre. Ich habe beim Monsterbass-Beispiel Ghostnotes gespielt, die sind auch mit dem entsprechenden Sound zu hören. Da gabs bei den Vorgängern oftmals ganz wilde Tonausgaben. Auch der angewählte Tonabnehmer hat Einfluss auf den Sound, was zwar nicht so gravierend ist, wie wenn man die Gitarre direkt in den Amp spielt, aber das ist auch abhängig vom angewählten Sound und wie weit der Klang der Gitarre dabei verbogen wird. Der SY-300 benötigt schon etwas Ausgangspegel von der Gitarre – Humbucker-Gitarren liefern grundsätzlich eine bessere Ansprache, aber man hat die Möglichkeit, den Eingangspegel (Input Sens) nachzuregeln. Das Ganze lässt sich pro Patch oder auch global einstellen und abspeichern.
Die Ansprache auf Bendings oder den Tremolo-Hebel ist absolut unproblematisch, hier ist ein Lead-Synth-Preset, bei dem ich etwas stärker mit dem Tremolohebel gearbeitet habe. Das wäre mit früheren Gerätschaften in dieser Art nicht möglich gewesen.
Jetzt geht es ins Detail und wir werfen einen Blick und ein Ohr auf die Zusammensetzung eines Sounds. Ich habe hierfür das Preset 7 – Hyper Rhythm genommen. Der Sound setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:
OSC1: Saw
OSC2: Saw
OSC3: Saw mit Sequencer
Die Basis jeder Synth-Einheit (OSC1-3) bildet die Auswahl der Wellenform. Davon hat der SY-300 sieben verschiedene im Angebot: Sinus (SIN), Sägezahn (SAW), Triangel (TRI), Rechteck (SQR), Puls-Wellenform (PWM), zwei Sägezahnwellen – mit leicht unterschiedlicher Tonhöhe (DETUNE SAW) und Noise. Zusätzlich kann Input hinzugewählt werden, dann wird das Gitarrensignal durch den Prozessor gejagt und lässt sich mit internen Effekten kombinieren. Weiterhin stehen für jede Sektion (OSC1-3) neben der Wellenform (Wave/Pitch) noch Filter/Amp, LFO, Sequenzer und Layer zum Einstellen des Grundsounds zur Verfügung. Der Sequenzer ist in 16 Schritten genau einstellbar, Intervalle von -24 bis +24 können angewählt werden. Ihr seht, hier ist eine ganze Menge Finetuning am Grundsound machbar. Für Soundtüftler ist das eine hervorragende Spielwiese für eigene Klänge. Das Ganze ist sehr strukturiert aufgebaut – klar, ein Tube Screamer lässt sich etwas einfacher einstellen, aber das sollte jedem klar sein. Wer sich einen Moment mit der Kiste befasst, der hat recht schnell den Durchblick. Die mitgelieferte Bedienungsanleitung gibt auf 12 Seiten einen groben Überblick zu den wichtigsten Themen, wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, sollte sich auf jeden Fall den Parameter Guide von der Boss-Website herunterladen. Dort sind alle Parameter aufgelistet und beschrieben. Zu den drei Synth-Einheiten, die natürlich im Mischungsverhältnis einzeln eingestellt werden können, kommen noch vier Effekteinheiten, ebenfalls frei im Signalweg schaltbar. Für jede Einheit stehen 21 Effekte zur Auswahl. Die Signalkette seht ihr in der folgenden Grafik und in den Audiobeispielen hört ihr zuerst die einzelnen Komponenten und dann den kompletten Sound.
Richtig interessant wird es, wenn man den Synth-Sound mit dem Gitarrensignal mischt. Da kann man Pad-Sounds unter die Gitarre legen oder Sequenzer-Pattern mit fetten Powerchords abfeuern. Im nächsten Beispiel habe ich die Gitarre über den Thru Out an einen Amp geschaltet und Synth und Gitarrensignal auf unterschiedliche Spuren aufgenommen. Ihr hört zuerst die Signale einzeln, dann zusammen.
Für dich ausgesucht
Auch mit einem Bass lässt sich der SY-300 ansteuern, hierbei ist es wichtig, dass man ´Bass` in der Input-Sektion einstellt, dann reagiert der Synth besser auf die tiefen Frequenzen. Hier ist ein Beispiel, bei dem ich unter den Original-Bass (über Thru Out) einen Synth-Bass Sound vom SY-300 gelegt habe. Die Klangveränderung des Synth-Sounds wird über den Anschlag gesteuert.