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Bricasti Design M7 Test

PRAXIS

Wie in den Details bereits erwähnt, gibt es für den Bricasti M7 bereits ein Update. Und das gibt es nicht also Download, nein, es muss durch den Austausch von zwei EPROMs realisiert werden. 
Jeder, der schon mal seinen Computer erfolgreich aufgerüstet hat, sollte das selbst hinbekommen: Elektrostatisch erden, Aufschrauben, Chips heraushebeln, neue Chips einsetzten, Zuschrauben, Anschalten – Fertig! Bei der Gelegenheit schauen wir uns natürlich auch gleich nochmal das schöne, aufgeräumte Innere an. 
Alles schön säuberlich getrennt aufgebaut: Links die Platine des Netzteils, in der Mitte das Digital-Board mit den sechs deutlich zu erkennenden Dual-Core-600MHz Prozessoren sowie rechts das Analog-Board mit der Wandler-Sektion – alle mittels Lochblech zur Streufeldkompensation voneinander abgetrennt. 
Doch nun genug der grauen Theorie, jetzt gibt es endlich Beispiele, wie gewohnt mit unseren  bekannten Audios. Es sind diesmal etwas mehr geworden, weil ich einfach nicht genug bekommen konnte!
Audio Samples
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E-Bass – Dry Bricasti M7 01 Bass – Echo Chamber Bricasti M7 02 Bass – Music Club Nylon – Dry Bricasti M7 03 Nylon – North Church Bricasti M7 04 Nylon – Large and Dark 20 Prozent Bricasti M7 05 Nylon – Large and Dark 10 Prozent Bricasti M7 06 Nylon – Large Wooden Western – Dry Bricasti M7 07 Western – Large Hall 2 Bricasti M7 08 Western – Studio A Bricasti M7 09 Western – A and M Chamber Bricasti M7 10 Western – Large And Bright Vocals – Dry Bricasti M7 11 Vocals – Dark Plate Bricasti M7 12 Vocals – Medium Ambience Bricasti M7 13 Vocals – Vocal Chamber 10 Prozent Bricasti M7 14 Vocals – Vocal Chamber 5 Prozent Bricasti M7 15 Vocals – Deep Chamber Bricasti M7 16 Vocals – Vocal Plate Bricasti M7 16 Vocals – Vox Ambience Electronic Drums – Dry Bricasti M7 17 EDrums – Echo Chamber Bricasti M7 18 EDrums – Snare Plate Bricasti M7 19 EDrums – Drum Plate Bricasti M7 20 EDrums – Open Spaces Vibra – Dry Bricasti M7 21 Vibra – Tanglewood Bricasti M7 22 Vibra – Small Wooden Nature Drums – Dry Bricasti M7 23 Nature Drums – Kick-Chamber Bricasti M7 24 Nature Drums – Big Bottom Bricasti M7 25 Nature Drums – Live Room Real Drums – Dry Bricasti M7 26 Real Drums – Studio B Far Bricasti M7 27 Real Drums – Brick Chamber Song – Dry Bricasti M7 28 Song1 – Non Lin D
Das klingt alles verdammt gut! Die Early Reflections sind komplex und verbinden sich sehr schön mit der warmen, dicken Hallwolke, welche jedoch immer transparent genug bleibt, um nicht alles zuzuschmieren. Auch im Bassbereich wirken die Signale sehr differenziert. Jedes Signal wird spürbar aufgewertet! 
Konkreter: Der E-Bass wirkt durch den dezenten Einsatz der Music Hall viel plastischer, schmatziger und steht dadurch wesentlich potenter im Raum, als „im Gesicht zu kleben“. Hört man sich eine Weile den verhallten Sound an, fällt einem der Effekt irgendwann fast gar nicht mehr auf. Wechselt man anschließend auf das trockene File, fällt der trockene Sound im Kontrast dazu fast auseinander. 
Bei den Nylon-Gitarren wird durch den Einsatz einer wirklichen schönen North Church die Melancholie richtig schön in Szene gesetzt, das Impulshafte wird umschmeichelt und die Dynamiksprünge somit seidig weichgezeichnet. Das Harsche der Direktaufnahme verschwindet gänzlich.
Auch auf den Western-Gitarren habe ich einmal mit den Räumen experimentiert, wodurch man wunderbar hören kann, wie sich alleine durch die Wahl unterschiedlich großer Bühnen die Gesamtästhetik und Stimmung drastisch ändert. Ich bevorzuge die großen, „leeren“ Kathedralen, weil dadurch das Attribut „Einsamkeit“ des Spielers für mein Ästhetikverständnis mehr an Bedeutung gewinnt.
Auch jedes der Vocal-Files wertet der Bricasti auf. Hierbei entscheidet natürlich auch der restliche Song, für welchen Raum ich mich im Endeffekt entscheiden würde. Große Bühnen lassen den Raum mächtig wirken, die kleinen Chambers hingegen klingen authentischer, ehrlicher und erdiger. Ich habe hierbei auch mit unterschiedlichen Dry/Wet-Verhältnissen gearbeitet, um einmal drastischer zu zeigen, was der Bricasti eigentlich macht. In der Realität würde ich die Vocals natürlich nicht immer so stark verhallen.
Bei den E-Drums hört man wiederum sehr gut, wie der Bricasti vor allem die psychoakustische Bühne streckt bzw. überhaupt erst einmal auftut. Die Panorama-Änderungen im Originalfile werden äußerst dramatisch in die Tiefe und Breite übersetzt. Bei den echten Drums habe ich vor allem mit Chambers und Steinwänden gearbeitet, um sie größer und rockiger zu machen.
Mindestens genauso schön ist aber auch das Feeling, das bei der Programm-Auswahl aufkommt, da die Namen der Presets sehr treffend sind. Hier findet man ziemlich viele bekannte Vorbilder, die alle sehr detailliert und liebevoll nachgebildet wurden. Alles klingt sehr realistisch, meist sogar noch einen Tick besser als die Originale, was auch der schieren DSP-Power zu verdanken ist.
Natürlich geht auch das Anpassen und Designen eigener Räume sehr schnell und intuitiv von der Hand, da die Parameter doch sehr gut aufeinander abgestimmt sind und sogar untereinander ein  reges Wechselspiel betreiben. Wie der echte Code dahinter aussehen mag, traue ich mir gar nicht vorzustellen…
Das ist natürlich auch der gesamten Engine bzw. dem 6-fach DSP-Konzept geschuldet, auf denen im Prinzip nur “ein” Algorithmus läuft. Für den gibt es wiederum die überschaubare Anzahl an Parametern, die sich für die unterschiedlichsten Raumeindrücke des gesamten Prozessors verantwortlich zeigen. Das “Laden” der Presets ist also nur ein sehr schnelles Ändern der Parameter – kein Kratzen, kein Stottern und auch keine Spur von Parameterabrissen.

Ich halte dies übrigens auch didaktisch für die schönste Lösung, weil sich keine Untermenüs auftun oder aber sonderbare technische Auswüchse den Blick aufs Wesentliche vernebeln. Es soll ja Software-Reverbs geben, bei denen man zum Wechseln des Algorithmus ein anderes VST laden muss…

Der Algorithmus bleibt demnach einfach zu bedienen, da alle Parameter sehr praktikabel gewählt wurden. So hat man die Möglichkeiten, in Analogie den virtuellen Raum kleiner oder größer zu machen, die Distanz zwischen Schallquelle und Empfänger zu variieren, die Oberflächenbeschaffenheit und Struktur der Reflexionsflächen zu bestimmen, die Nachhallzeit in drei Frequenzbereiche aufgeteilt zu definieren, den Bassanteil zu bestimmen, und, und, und …
Nicht jeder wird für jeden neuen Track, den er mischt, auch gleich einen komplett neuen Raum designen, im Prinzip genügt es ja auch, sich durch die Presets zu steppen und sie gegebenenfalls anzupassen. Viele werden wahrscheinlich nur an der Gesamthalldauer herumdrehen. 
Mit meiner kleinen Chipverpflanzung ist auch das Delay neu hinzugekommen, welches mit seinen Modulationsmöglichkeiten intern gleich achtstimmig(!) zu Werke geht. Dies ist keinesfalls als “Effekt-Delay” zu verstehen, sondern nur zur Unterstützung und “subtilen” Anfettung des “Wolken-Sounds” gedacht. Aber auch der eigentliche Reverb-Tail ist Dank Update nochmals dichter und effektvoller geworden, sprich noch ein wenig mehr “Lexicon480/960-like”. 
Weiterer Hinzugewinn: Jetzt funktionieren auch die MIDI-Ports und ermöglichen Program Changes und Data Dumps – eine Fernbedienungsmöglichkeit via MIDI sucht man indes immer noch vergebens.
Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Der Bricasti verfügt auch selbst über eine Dry/Wet-Funktion, wodurch er auch als Insert-Effekt zu verwenden ist. Allerdings sehe ich das eher als nette Zusatzoption für Notfälle und den Bricasti weiterhin im Send-Return-Verbund, da Dry- und Wet-Gain nur separat und über das Systemmenü regulierbar sind und es keinen Blend-Regler gibt. 
Im Systemmenü kann außerdem gewählt werden, ob man Mono-Quellen (L bzw. R) oder Stereo-Quellen verwenden möchte. Es ist zwar eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass bei einem True-Stereo-Reverb der linke und rechte Kanal unabhängig voneinander berechnet werden, dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass dies natürlich auch im Mono-Betrieb der Fall ist. Sprich L rein und  L und R raus.
Weiterhin finde ich die Redundanz der analogen und digitalen Schnittstellen sehr gut, da man den Bricasti so komfortabel an der Patchbay vorbeischleifen kann. Praktisches Beispiel: Die digitalen Schnittstellen hängen direkt am Audiointerface. So kann ich in meiner DAW den Bricasti über ein “External Hardware Effect”-PlugIn unkompliziert in einer Return-Spur insertieren und bei Bedarf auch direkt aufnehmen bzw. bouncen. Die analogen Anschlüsse bleiben dabei fürs Tracking frei, welche ich z.B. direkt an die Sends meines analogen Pultes anschließen kann oder aber zur direkten Verknüpfung mehrerer Channelstrips (Preamp, EQ, Compressor, Bricasti, Wandler) benutzen kann. Umschalten zwischen beiden Szenarien kann man dann ganz unkompliziert im Bricasti System-Menü zwischen Analog und Digital. Ich möchte keinen der Anschlüsse missen.
Zumal 44,1 kHz Audiomaterial in vielen Fällen durch analoges Ausspielen über gute Wandler und anschließendes Oversampling mit dem Bricasti  – auch ohne Algorithmus – eine spürbare “analoge” Aufwertung erhält. Über den klaren Vorteil eines algorithmischen Prozessors mit seinen vielen nicht linearen Änderungen über eine lange Zeitkonstante gegenüber kurzen Impulsantworten brauchen wir hier hoffentlich nicht zu diskutieren. 
10_Night-1018396 Bild
Kommentieren
Profilbild von MarkS

MarkS sagt:

#1 - 10.09.2011 um 23:02 Uhr

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Schöner und aufwendiger Test ,über ein super Gerät !
Bravo Felix !!!

Profilbild von Numinos

Numinos sagt:

#2 - 20.09.2011 um 13:45 Uhr

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Ich schließe mich dem Vorredner an: Kompliment, Herr Kollege - das nenne ich sorgfältig! Am Ende des Tests hat man fast schon das Gefühl, das Teil hätte einen Nachmittag lang im eigenen Studio gestanden :)

Profilbild von TonyR

TonyR sagt:

#3 - 20.11.2013 um 15:55 Uhr

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Wie updatet man sein Bricasti auf V2?

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#4 - 20.11.2013 um 18:11 Uhr

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Hallo TonyR, du musst dir die neuen Chips von deinem Händler oder von Bricasti selbst besorgen, die alten Chips nach Anleitung raushebeln und die neuen entsprechend einsetzten. Kein Hexenwerk - Siehe Fotos im Praxis-Teil!

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