Bricasti M1 USB Test

Brian Zolner und Casey Dowdell haben es schon wieder getan: Der DSP-Software-Ingenieur und der Int. Sales Manager traten an, ein DSP-Gerät zu schaffen, was die Krone des digitalen Signal-Processings im Audiobereich ein zweites Mal nach Hause holen soll. Bereits mit ihrem “Über-Hall”, dem Reverb Bricasti M7, zeigten sie eindrucksvoll, wo der “einzyklische Hammer” hängt und haben sich dabei einen Namen weit über die Pro-Audio-Szene gesichert. 

Bircasti_m1_01_Aufmacher


Allerdings haben die Beiden keineswegs bei Null angefangen, sondern arbeiteten bereits für Lexicon bevor es vom Harman International Konglomerat geschluckt wurde. Da Pioniergeist und State-of-the-Art Ansätze mit gewinnorientierten Quartalsberichten und Großkonzernstrukturen allerdings eher selten einhergehen, haben die beiden das sinkende Schiff rechtzeitig verlassen, um so ihrer ganz eigenen Philosophie zu folgen. Das wird auch am Firmennamen deutlich, der sich aus den beiden Vornamen zusammensetzt. Und Herzblut findet natürlich auch immer Sympathisanten, und so überrascht es nicht, dass die Hardware-Fertigung an AeVee Labs nach Connecticut ausgelagert wurde, dessen Firmengründer Bob Gorry Chief-Engineer bei Madrigal Audio Labs war, die wiederum High-End Wandler der Marke Mark Levinson bauten, welche auch von Harman übernommen wurden und damit das Todesurteil “discontinued” erhielten.
Entsprechend findet sich der Bricasti M1 auch im noblen Hochpreissegment beheimatet, wobei die aktuelle UVP stolze 8499,- EUR inklusive MwSt. beträgt. Es ist aber auch eine M1-Version ohne USB-Interface erhältlich, die allerdings nur 500,- EUR weniger kostet, sowie eine Fernbedienungs-Option, die noch mal ca. 500, – EUR fordert. Voll ausgebaut reden wir hier also über beachtliche „neun Düsenjäger“. Damit hätten wir das schon mal geklärt.

Details

Der Bricasti M1 USB ist ein Dual-Mono Delta-Sigma D/A-Wandler der audiophilen Extraklasse und mit einem eingebauten, asynchronen USB-Interface ausgestattet. Er ist sowohl in der Lage elitäre Datenströme, wie DSD, DSD64 und DSD128, als auch PCM-Auflösungen von bis zu 352,8kHz und 24 Bit zu verdauen.

Knight-Rider Look dank fetter, roter Dot-Matrix. Bedient wird mit dem Alu-Encoder, seine Funktion wird per Taster definiert.
Knight-Rider Look dank fetter, roter Dot-Matrix. Bedient wird mit dem Alu-Encoder, seine Funktion wird per Taster definiert.

Bevor wir uns nun aber ans Eingemachte machen und versuchen werden, den gepfefferten Preis von 8499,- EUR (UVP) annähernd zu entschärfen, sollten wir bereits an dieser Stelle einmal ganz bewusst den gelebten Minimalismus dieser äußerst puristischen Schöpfung auf uns wirken lassen – denn mit der simplen Aufzählung von Anschlüssen und Features gewinnt man hier leider keinen Preis. Es wird ausschließlich in eine Richtung (digital zu analog) gewandelt und das auch nur maximal in Stereo.
Reduziert ist auch die schicke, gestufte Bedienfront: So gibt es einen schweren, aber trotzdem wirklich seidig laufenden Multifunktions-Encoder und direkt daneben sechs weitere gebürstete Metall-Drucktaster für alle zu treffenden Einstellungen. Weiter rechts außen lagert außerdem ein Standby-Taster, der Hauptschalter hingegen befindet sich auf der Rückseite. Besonders bemerkenswert und schick finde ich allerdings das wirklich große Display mit der äußerst üppigen, rot-leuchtenden „8×40“ Dotmatrix, welche mit gesunden Augen selbst aus 10m Entfernung einwandfrei lesbar ist und obendrein einfach nur edel aussieht.

Das schicke und gefräste Alu-Gehäuse bietet rechts außen auch noch einen Stand-By Schalter.
Das schicke und gefräste Alu-Gehäuse bietet rechts außen auch noch einen Stand-By Schalter.

Das in etwa 17-Zoll und 1 HE große Gehäuse wurde aus dickem, gebürsteten Aluminium gefräst, welches eine tadellose Haptik vermittelt und außerdem in seiner schwarz-hellen Optik durchaus an einen edlen Maßanzug erinnert. In ein 19-Zoll Rack passt der Bricasti damit allerdings nicht. Für eine Ansammlung von Halbleitern und kleineren Trafos ist das massive Kerlchen übrigens mit ca. 6 kg auch richtig schwer. Durch die fetten Kühlöffnungen auf dem Deckel und den Seitenteilen bietet sich außerdem bereits ein erster Blick ins Innere, wobei hier vor allem die vielen rot-leuchtenden SMD-LEDs auffallen, welche den Systemzustand einzelner Teil-Module verraten. Und damit wären wir schon bei der wirklichen Besonderheit unseres heutigen Wandlers angelangt, denn dieser ist konsequent „Dual-Mono“ aufgebaut. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Platinen wurden nicht etwa aus schnödem Fiberglas gefertigt, sondern aus einem Substrat namens Arlon, was sich durch eine besondere Hochfrequenz-Impedanz auszeichnet und damit für geringste Welligkeit sorgt.
Das bedeutet, dass linker und rechter Kanal unabhängig und getrennt voneinander aufbereitet werden. Konkret: Jeder der beiden Kanäle besitzt jeweils eine eigene D/A-Sektion auf einer separaten Platine, welche außerdem von einem eigenen, unabhängigen, linearisierten Trafo-Netzteil versorgt wird. Nur das digitale Processing wird von einem Analoge Devices Sharc DSP für beide Kanäle gleichermaßen besorgt, wobei aber auch dieser auf einer eigenen Platine untergebracht ist und über eine eigene Stromversorgung verfügt. In der zum jetzigen Zeitpunkt aktuellen und mir zum Test vorliegenden Version, verfügt sogar das „Digital-Board“ über ein linearisiertes Trafo-Netzteil, um wirklich auch die letzte Quelle digitaler Störgeräusche zu beseitigen. In älteren Bricastis werkelt hier durchaus noch ein Schaltnetzteil, was dann an dem fehlenden Trafo in der Mitte zu erkennen wäre. Ersatz ist aber einfach zu beschaffen und in Anbetracht der UVP des M1 ist das Austauschboard mit ca. 150 EUR ein absolutes Schnäppchen. Das ist übrigens generell sehr gut gelöst bei Bricasti, denn selbst der M7 erhielt damals ein Chip-Update, was wirklich nur den Fertugungsaufwand gekostet hat.
In der Summe dieser redundanten Maßnahmen wird jedenfalls insgesamt ein Übersprechen der Kanäle untereinander faktisch ausgeschlossen, und auch eine Beeinflussung der Wege durch die Trafos wird durch die separaten Stromversorgungen unterbunden. Ja sogar der USB-Teil wurde von der elektrischen Verbindung zu einem PC oder Mac isoliert bzw. galvanisch getrennt.
Weiterhin arbeitet in jedem (Mono-)Wandler-Board ein Stereo-Wandler von Analog Devices namens 1955, welcher in einer speziellen Monokonfiguration genutzt wird, um die abrufbare Dynamik (Dynamikumfang: >120dB A-bewertet) nochmals steigern zu können. Auch was das Clocking anbelangt, wurden keine Kompromisse gemacht, und so sind die Strecken zwischen der internen Clock und den eigentlichen Wandlern mit wenigen Millimetern so kurz gewählt, dass Jitter ein verschwindend geringes Maß von gerade einmal 6 Picosekunden annehmen.
Besonders puristische HiFi-Setups mit etwaigen direkt verbundenen, aktiven Speakersystemen profitieren von diesem Edel-Frontend.
Besonders puristische HiFi-Setups mit etwaigen direkt verbundenen, aktiven Speakersystemen profitieren von diesem Edel-Frontend.

Eingangsseitig stehen weiterhin vier verschiedene Trafo-isolierte, digitale Inputs zur Verfügung, die allesamt gleichzeitig belegt sein dürfen, sodass sie am Gerät komfortabel durchgeschaltet werden können. Damit geht der M1 fast als „digitaler Quellenumschalter“ durch (INPUT), wobei ein koaxialer S/PDIF (beispielsweise für TV), ein optischer S/PDIF bzw. „Toslink“ (für den CD-Player) sowie ein AES/EBU-Singlewire Anschluss auf XLR (für DSD, Blueray und Co.) und ein USB2.0-Eingang (iTunes, iPad) zur Verfügung stehen –  sogar an eine Auto-Select-Funktion wurde gedacht. 
Obwohl man mit dem Encoder des Bricasti M1 die Lautstärke ändern kann (LEVEL) und auch eine optional verfügbare Fernbedienung für diese Funktion vorliegt, würde ich nicht soweit gehen, ihn als Monitorcontroller zu bezeichnen, allein weil die beiden analogen Ausgänge nicht umschaltbar, sondern nur permanent aktiv sind. Im Studio-Kontext kann der Bricasti also nicht als Speaker-Umschalter dienen, im HiFi-Kontext sollte man aber sicherlich einen Umweg über das Aus- bzw. Einschalten der nachfolgenden Verstärkerstufen bzw. aktiven Boxen finden können, um das puristische Gerät auch entsprechend puristisch, sprich direkt, verkabeln zu können. Beide Ausgänge (XLR symmetrisch und Cinch unsymmetrisch) sind allerdings voneinander komplett getrennt gepuffert und sogar absolut identisch in ihren fantastischen, verzerrungsfreien Kennwerten, die da lauten: THD+N @ 1kHz: 0.0006% @ 0dBFS bzw. 0.0004% @ -30dBFS. Weiterhin finden sich auf der Rückseite auch noch kleine Löcher (LEVEL) mit versteckten Mini-Schrauben, um die XLR-Ausgänge noch mal zusätzlich und analog im Pegel anpassen zu können.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite im Überblick.

Den M1 als Audiointerface zu bezeichnen, greift sicherlich etwas zu hoch, weil weitere, analoge Eingänge oder gar ein Kopfhörer-Anschluss sich leider überhaupt nicht am Gerät finden lassen. Trotzdem wurde geklotzt, und so wurden auch alle audio-elektrischen Verbindungen entsprechend vergoldet sowie mit dem Gehäuse solide und nachhaltig verschraubt.
Und da wir gerade an der Rückseite sind, hier findet sich auch der AES (XLR), der S/PDIF (Cinch) sowie der Toslink- und der USB-Port der Computer-Interfaces. Die kleine Klinkenbuchse dient übrigens für eine Standby-Aktivierung via Steuerimpuls, wodurch ein statisch eingestellter Bricasti auch von anderen Komponenten ferngeschaltet werden kann. Leider fällt der Standby-Verbrauch von 6 Watt nicht ganz so minimal aus, wie es das edle, reduzierte Design durchaus vermuten lässt, was aber auch durchaus den Trafo-Netzteilen geschuldet sein kann.
Der IEC-Kaltgeräteanschluss verträgt sich – nach einem obligatorischen Sicherungswechsel – außerdem mit Spannungen zwischen 100-230V und verfügt schlussendlich auch über einen Hauptschalter. Was der M1 allerdings nicht besitzt, sind Anschlüsse für externes Word-Clocking in beide Richtungen. Meiner Meinung nach zeugt das aber nur von einem gesunden Selbstbewusstsein. Last but not least ist die Unterseite mit sehr soliden und verschraubten Füßen ausgestattet, nur Rackohren sind wie gesagt leider keine im Karton zu finden, was in Anbetracht des Preises doch recht schwach ist, selbst wenn es sich hier um ein “Hifi-Gerät” handelt. 

Praxis

Ein Handbuch braucht man für den Bricasti M1 eigentlich nicht, sollte man sich aber doch einmal die Zeit nehmen, es zu lesen, wird man vor allem etwas über die vielen, besonderen Konstruktionsmerkmale und deren klanglichen Auswirkungen lernen können. Die wichtigsten Informationen beherbergt allerdings eine Tabelle, welche die vielen Filter-Settings und deren klangliche Unterschiede aufzeigt. In der aktuellen Version (1.14) sind das immerhin 18(!) Filter.

Fotostrecke: 2 Bilder Beispiel-Kennwerte der Filter bei einfachen Samplerates. Besonders auf das variierende Passband sollte man achten.

Jetzt mag der eine oder andere von dem Wort Filter eventuell zu viel erwarten, schließlich geht es hier ausschließlich um die Parametrisierung der internen Rekonstruktionsfilter und nicht etwa um irgendwelche Raum-EQs oder dergleichen. Trotzdem bringen diese Filter am Ende den größten Unterschied bei der klanglichen Beurteilung verschiedenster Wandlerkonzepte, denn „pure“ D/A-Chips gibt es ja nun gar nicht so viele, und somit unterscheiden sich viele Hersteller vor allem in der Implementierung dieser Chips. Und bei Bricasti ist man eben besonders passioniert vorgegangen, denn allein die schiere Anzahl der verschiedenen Filter ist überwältigend, wenn sie auch sicherlich für manch einen zu viel des Guten sind. Ich bin zwar kein HighEnd-HiFi-Fachmann, trotzdem fällt auch mir jetzt spontan kein Kandidat ein, welcher überhaupt – und wenn auch nur ansatzweise – hier in diesem Bereich Konfigurationen zulässt. Sicherlich sind diese vielen Möglichkeiten auf den ersten Horch auch vollkommen überfordernd, weil sie im „Prinzip“ gleich klingen, dennoch haben alle feinste Nuancierungen zu bieten und haben damit in diesem Wandler auch ihre absolute Daseinsberechtigung. 
Bevor ich nun blumig und weit aushole, sollte noch der theoretische Unterschied zwischen den beiden Hauptgruppen der Filter geklärt werden. Zum einem gibt es die sogenannten Linear-Phase-Filter, welche durch ihren Einsatz absolut keine Veränderung im Phasengang erzeugen, allerdings wiederum das Problem haben, dass sie Ripples (Welligkeiten durch Einschwingvorgänge) erzeugen – und zwar zeitlich VOR den Transienten. Damit sind diese „Fehler“ für musikalisch empfindliche Ohren durchaus mehr hörbar, als wenn sie nach den Transienten auftreten würden. Und genau da setzt wiederum das Minimum-Phase-Filter an, welches allerdings mit dem „Nachteil“ behaftet ist, dass der Phasengang über alle Frequenzen nun nicht mehr gleich ist. Dennoch klangen diese Minimum-Phase-Filter in meinen Ohren viel „richtiger“, sprich subjektiv musikalischer. In der Natur gibt es übrigens keinerlei Klangquellen, deren Phasengang starr ist. „Ripples“ konnte ich allerdings beim besten Willen und trotz meiner direkt-verbundenen Referenz-Abhöre RL-901 von ME Geithain nicht heraushören, vielleicht fehlt mir da aber auch einfach nur die Geduld pensionierter, äh passionierter HiFi-Enthusiasten. Andererseits, die Veränderung des Phasengangs ist spürbar, wenn auch nur schwerlich mit Worten greifbar.

Um den Klang des Bricasti innerhalb meiner vertrauten Umgebung beurteilen zu können, bot sich natürlich auch der direkte A/B-Vergleich mit meinem RME Fireface UFX an, von dem ich behaupten würde, es wie meine Westentasche zu kennen. Es fiel hier zunächst auf, dass sich eine Einschätzung der Klangqualität im Bereich feiner Nuancen abspielen wird, da beide Geräte über wirklich ausgezeichnete Wandler verfügen. Kommen wir nun zuerst zum Frequenzbild des M1, welches sich als äußerst linear und überaus ausgewogen bezeichnen lässt, wodurch erstmal wenig Unterschiede zu dem ebenfalls sehr nüchtern abgestimmten RME bestehen. Dabei wurden sowohl rockige Titel á la Smashing Pumpkins als auch elektronische Musik mit knackigen und satten Bässen extrem präzise und fast schon chirurgisch genau abgebildet. Hier wirkt der Bricasti sogar fast ein wenig leblos, während der RME durch seinen organischeren Grundsound manchen Titeln sogar schmeichelt, anderen hingegen einen etwas deutlichen, unpassenderen Stempel aufdrückt. Der RME klingt beim genauen Hinhören auch nicht ganz so detailliert und agiert teils auch etwas “kühler”. Und das geht auf Kosten der Transparenz, die ja vor allem im Mastering-Bereich gar nicht hoch genug ausfallen kann. Hier kann der M1 hingegen vollends punkten, zumal man durch die Wahl der passenden Filter auch noch seinen persönlichen Geschmack mit einbringen kann bzw. kompensieren kann.
In Sachen Stereo-Abbildung ist der Bricasti weitehin eine Offenbarung und präsentiert eine deutlich breitere Bühne, was den Sound offener und vor allem nochmals eindeutiger lokalisierbar macht. Erstaunlich ist auch, dass der Bricasti mit einer hörbar tieferen Raumabbildung aufwarten kann, wodurch gerade das Mittensignal differenzierter, vor allem aber „fest wie eine Eins“ erscheint. Das Phasenverhalten zwischen L/R des M1 ist außerdem besonders akkurat, was mir vor allem im Vergleich zu meinem RME auffiel, bei dem ich immer das Gefühl hatte, meinen Kopf leicht zu Gunsten der rechten Speakerseite eindrehen zu müssen. Bei dem Bricasti war dem hingegen überhaupt nicht so! Natürlich ist dieser Eindruck aber auch vom Signal selbst abhängig.
Beachtlich ist auch die pfeilschnelle Transientenwiedergabe des M1, welche vor allem bei perkussiven Instrumenten Eindruck hinterlässt. Nüchterne Single-Mic Signale ohne auffällige Bearbeitungen wirken dabei besonders plastisch und realistisch, sodass nicht selten der Eindruck entsteht, das Instrument stehe direkt vor einem, was vor allem Freunde puristischer, „hand-gemachter“ Musik und Klassik-Konsumenten die Tränen in die Augen treiben dürfte.
Selbstverständlich habe ich mir auch die bereits erwähnte Filtersektion genau angehört, jedoch recht schnell feststellen müssen, dass hier vor allem Unterschiede im Pass-Band, sprich der spezifische Abfall der Höhen vor der Nyquist-Frequenz, maßgeblich den Klang beeinflussen, sodass sich die Unterschiede zu meinem RME bei der Wahl von „Linear 1“ weitestgehend eliminieren und der Klang der beiden nun annähernd identisch ist. Der Bricasti bleibt aber immer noch, vor allem was die Phasentreue von L und R betrifft, souveräner, was sicherlich auch dem Dual-Mono Aufbau geschuldet ist. Nach langem Experimentieren habe ich mich persönlich allerdings auf das Minimum 4 Preset eingeschossen, was auch etwas die Härte der Geithains dämpft – und so ein wirklich atemberaubendes Setup schafft. 
Sicherlich werden die ein oder anderen HiFi-Enthusiasten eine Einschätzung von den DSD-Eigenschaften vermissen, jedoch sollten hier keine Überraschungen, sprich Klangunterschiede auftauchen, zumal die wahren Vorteile von DSD auch nur bei einer Berücksichtig von einer zu 100% mit DSD durchgeführten Aufnahme relevant sind. Spätestens das benutzte Hallgerät wird aber immer PCM basiert sein, sodass hier nur ein Wort meinerseits angebracht ist: Esoterik. Weiterhin habe ich natürlich auch versucht, Unterschiede zwischen dem eingebauten USB-Interface und dem AES-Anschluss zu erhören, welchen ich mit AES vom RME UFX gefüttert hatte. Aber auch hier gab es keinen Unterschied zu vermelden, wenn denn Luftdruck und -feuchte konstant sind.
Der Bricasti macht seine Sache also mehr als gut, und auch die vielen kleinen Details lassen ihn mich schon jetzt vermissen: Die Volume-Taste dient beispielsweise auch als Mute. Mit dem Status-Taster kann man sich wiederum auch die Temperatur des Boards anzeigen lassen, welche mit ca. 40°C molliges Wohlfühlklima versprüht. Weiterhin zeigt der Status-Screen nach dem Starten auch die gewählte Lautstärke – ist diese allerdings auf „0 dB“ eingestellt, weil man noch eine weitere Komponente seines HiFi-Türmchen nachgeschaltet hat, so zeigt der Bricasti beim Start-Up eben den gewählten Eingang anstatt die unnötige 0dB „keine Lautstärkeänderung“-Meldung. Clever.
Da der Bricasti mit seinem Alu-Encoder die Lautstärke ändern kann (LEVEL) bzw. auch über eine optionale Fernbedienung verfügt, geht er also auch als simpler, aber durchaus eleganter Monitorcontroller durch. Die beiden analogen Ausgänge (XLR symmetrisch und Cinch unsymmetrisch) sind allerdings leider nicht umschaltbar, sondern nur permanent aktiv. Im Studio-Kontext dient der Bricasti also nicht unbedingt als Speakerumschalter, hier könnte für meinen Geschmack noch ein kleines Software-Update Abhilfe schaffen. Die Ausgänge sind allerdings voneinander getrennt gepuffert und auch absolut identisch in ihren Ausgangswerten.
Das einzige, „richtige“ Manko des Bricasti ist sicherlich sein hoher Preis. Auch wenn ich grundsätzlich überzeugt bin, dass Pioniergeist nicht mit „normalen Preisen“ verglichen werden sollte, dünkt es mir, dass der Bricasti auch aus Markt-strategischen Gründen ein hohes Preisschild erhielt. Nichtsdestotrotz, es bleibt ein tolles Gerät.

Fazit

Der Bricasti ist ein State-Of-the-Art D/A-Wandler der absoluten Oberklasse. Er zeigt auf, was momentan technisch möglich ist, wenn man denn nur maximalen Aufwand betreibt. Dank seines nicht interagierenden Dual-Mono-Aufbaus liefert er ein äußerst realistisches, weil sehr schnelles, kraftvolles und musikalisches Klangbild, das niemals ermüdend oder gar angestrengt erklingt. Besonders die Phasengleichheit beider Wandler zueinander muss gelobt werden. Darüber hinaus ist die Verarbeitung und Haptik auf einem besonders hohen Niveau, sodass der Bricasti M1 allein seiner Optik wegen den Status eines Industrie-Denkmals verdient. Wer ihn sich leisten kann, und das werden nicht viele sein, macht mit ihm definitiv nichts verkehrt und wertet seinen HiFi-Ashram gebührend auf, aber auch für Mastering Studios bietet sich dieser Wandler grundsätzlich wegen seiner kompromisslosen Neutralität an. Besonders Puristen, die den Vorteil aktiven Monitorings für sich erkannt haben, werden hier einen äußerst treuen Begleiter durch die einsamen Stunden passionierten Musikgenusses finden. Allerdings gibt es unter unseren üblichen Testbedingungen, sprich „Studiogesichtspunkten“, schon den ein oder anderen hausgemachten Nachteil zu vermelden. Dadurch, und vor allem in Anbetracht des äußerst stolzen „Hifi-Preises“, kann der Bricasti M1 leider, trotz seiner hervorragenden Audioeigenschaften, keine volle Punktzahl erreichen.

Pro:
  • Äußerst musikalischer Klang

  • Absolut färbungsfrei und neutral

  • Fantastische Impulstreue und Dynamik

  • Referenz-fähige Stereoabbildungsleistung

  • Hochwertige Verarbeitung und puristisches Design
Contra:
  • Hoher Preis
  • keine Rackohren erhältlich
  • (Ausgänge nicht umschaltbar)
Features:
  • Eingangs-Anschlüsse: AES/EBU, S/PDIF, USB
  • Sample Rates: 44,1kHz, 48kHz, 88,2kHz, 96kHz, 176,4kHz, 192kHz
  • Ausgangs-Anschlüsse: XLR symmetrisch, Impedanz: 40 Ohm, Max. Ausgangslevel: +22dBm, Min. Ausgangslevel: +8dBm; Ausgänge (unsymmetrisch); Cinch unsymmetrisch, Impedanz: 40 Ohm, Ausgangslevel: +8dBm (2V RMS)
  • D/A-Wandlung: 24bit Delta Sigma 8fach Oversampling
  • Frequenzgang @ 44,1kHz: 10Hz-20kHz +0dB/-0.2dB
  • Dynamikumfang: >120dB A-bewertet
  • THD+N @ 1kHz: .0006% @ 0dBFS / .0004% @ -30dBFS
PREIS:
  • Bricasti M1 USB: EUR 8499,- (UVP)
  • Bricasti M1: EUR 7999,- (UVP)
  • Remote Control Upgrade Kit: EUR 489,09 (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Äußerst musikalischer Klang

  • Absolut färbungsfrei und neutral

  • Fantastische Impulstreue und Dynamik

  • Referenz-fähige Stereoabbildungsleistung

  • Hochwertige Verarbeitung und puristisches Design
Contra
  • Hoher Preis
  • keine Rackohren erhältlich
  • (Ausgänge nicht umschaltbar)
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