Covid-19 ist eine Bedrohung für die gesamte Kulturlandschaft. Immer mehr Initiativen formen sich deswegen, um Kunstschaffenden unter die Arme zu greifen. Wenn es nach Evan Greer und über 1.300 weitere Unterstützer und Unterstützerinnen geht, soll nun auch Spotify seinen Teil zur Hilfe Musikschaffender beitragen.
Evan Greer, Musikerin, Aktivistin und Autorin aus Boston, lobt zahlreiche Projekte, die in den letzten Tagen so zügig ins Leben gerufen wurden: Bandcamp überlies Künstlern und Künstlerinnen vergangenen Freitag die kompletten Tageseinnahmen, andere Initiativen ebnen den Weg zur digitalen Konzerterfahrung. Doch wo, fragt sich Evan Greer, bleibt Spotify in diesem Hilfskanon?
Spotify wird seit jeher dafür kritisiert, Künstlern und Künstlerinnen nur einen Bruchteil dessen zu bezahlen, was von vielen als angemessener Gegenwert für die Bereitstellung der Musik auf dem Streamingportal gesehen wird. Dabei könnte das Unternehmen die Situation als Chance nutzen, und beginnen, Musikschaffenden einen höheren Betrag pro Stream auszuschütten. Jetzt, wo die Menschen zuhause sitzen und vielleicht den ganzen Tag Musik hören, könnte Spotify Künstlern und Künstlerinnen so also gehörig unter die Arme greifen.
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Evan Greer nennt ihre Petition Tell Spotify to stop exploiting musicians during the COVID 19 outbreak und fordert darin drei Punkte:
1. Der Betrag pro Stream soll verdreifacht werden. So können Musikschaffende wenigstens einen Teil des finanziellen Verlustes wettmachen, der durch den Ausfall von Konzerten entsteht.
2. Diese Erhöhung soll auch nach der Eindämmung der Corona-Pandemie beibehalten werden. So hätten mehr Musikschaffende die Möglichkeit, von ihrer Musik zu leben. Darüber hinaus wären sie vor allem in der Lage, Rücklagen für andere mögliche Krisenzeiten aufzubauen.
3. 500.000 $ sollen an den Sweet Relief’s Covid-19 Fund gespendet werden, um besonders stark betroffene Musikerinnen, Musiker und Beschäftigte der Musikwirtschaft zu unterstützen.
Auf Nachfrage des Guardians erklärte das Unternehmen, es arbeitete daran, den Betroffenen durch den MusiCare Covid-19 Fond die dringend benötigte Hilfe zu leisten. Bei dem Fond handelt es sich um eine Initiative der Recording Academy, die sonst für die Verleihung der Grammys bekannt ist.
Darüber hinaus teilte Spotify mit, es hätte Regierungen und Wohltätigkeitsorganisation einen Teil seines Anzeigenbestandes zugesprochen, um die Kommunikation wichtiger Informationen zu unterstützen. Außerdem hätte das Unternehmen auch Fonds des Centers for Disease Control and Prevention der USA sowie der Weltgesundheitsorganisation unterstützt.
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Natürlich ist es schön zu sehen, dass Spotify nicht untätig bleibt. Dennoch: eine Erhöhung des Streamingbetrags könnte unbürokratisch Künstlerinnen und Künstlern weltweit helfen und auch andere Streamingportale unter Druck setzten, es dem Unternehmen gleich zu tun. Anstatt eines einmaligen Betrags könnte Spotify so seinen Teil dazu beitragen, die Musikwirtschaft nachhaltig zu unterstützen.
Hier geht es zur Petition.
Alle deutschen Künstlerinnen und Künstler sind darüber hinaus aufgerufen, sich an der Umfrage des Deutschen Musikrats zu beteiligen. Dieser fordert ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1.000€ für alle freiberuflichen Kreativschaffenden. Die Umfrage ist bis zum 31. März 2020 geöffnet.
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