Neben den traditionellen US-Herstellern Gretsch und Ludwig, den deutschen Sonor Drums und natürlich der japanischen Trommelbaukunst von Yamaha haben auch immer wieder Drums aus Großbritannien eine Rolle in der Musikgeschichte gespielt, allen voran sicherlich Premier Drums. Die Legende um Ringo wurde bis zum Abwinken bemüht, aber sie ist und bleibt einfach eine spannende Spekulation unter Drum Nerds: Was wäre mit der Marke Premier passiert, wenn Ringo damals nicht das frisch hingestellte Ludwig Set, sondern sein Premier Set beim Auftritt der Beatles in der Ed Sullivan Show beackert hätte? Wäre der ganze Hype um seine Drums dann an Stelle von Chicago auf die Insel geschwappt?
Allen Wiederbelebungsversuchen zum Trotz musste Premier Drums vor einigen Jahren endgültig die Pforten schließen. Aber einer der Chef-Trommelbauer Keith Keough, der zuletzt für Premier Drums tätig war, ist jetzt im Team der British Drum Company mitverantwortlich dafür, Trommeln aus England in der Welt wieder salonfähig zu machen. Mit geschicktem und sympathischem Marketing-Auftritt und einem stylishen Hardware-Design wurden wir in der Redaktion relativ früh auf die Marke aufmerksam, umso größer war die Vorfreude, jetzt einige Exemplare aus dem bislang noch eher übersichtlichen Portfolio der British Drum Co. auschecken zu können.
Details
Vom deutschen Vertrieb EMD Music wurde uns für diesen Test ein dreiteiliges Lounge Shellset in den aktuell (wieder) angesagten Retro-Größen 22“ x 14“ Bassdrum, 12“ x 08“ Tom und 16“ x 16“ Floortom zur Verfügung gestellt. Dazu bekamen wir eine optional erhältliche, 14“ x 6,5“ messende Lounge Snare. Das dreiteilige Shellset in der Farbe Kensington Crown kostet ohne Snare aktuell knapp 2500 Euro, positioniert sich also klar in der Oberklasse. Dann werfen wir doch zunächst mal einen scharfen Blick auf und in die Kessel.
Direkt ins Auge stechen die schick und ungewöhnlich aussehenden Palladium Doppelspannböckchen, die beim Lounge Set in jeweils zur Trommel passender Größe mittig auf den Kesseln platziert sind. Dieses Center Lug Design wurde unter anderem durch die „Studentenbude“ Ludwig Club Date in den 60er Jahren berühmt. Durch die im Vergleich zu Einzelböckchen „eingesparte“ Hardware sind Trommeln dieser Bauart nicht nur leichter, sondern allgemein auch etwas resonanter. Auf allen Trommeln sind 2,3 Millimeter starke Stahlspannreifen montiert, die, wie auch die restliche Hardware, im Auftrag der Firma in Fernost gefertigt werden. Die einlagigen Ambassador-Felle in beschichteter und klarer Ausführung kommen aus dem Hause Remo USA. Das einzige vorgedämpfte Exemplar findet sich auf der Bassdrum in Form eines klaren Powerstroke 3 Fells. Auf der Resonanzseite der Bassdrum ist ein ungedämpftes Smooth White Ambassador aufgezogen – eine Kombination, die man eher selten bei modernen Drumsets vorfindet.
Von den Fellen befreit, offenbaren sich runde und präzise gefertigte Holzkessel. Die einzelnen Lagen des dünnen, 9-schichtigen Kessels aus Mahagoni- und Birkenholz werden bei British Drum Company kreuzverleimt und dann ohne den Einsatz von Wärme in Form gepresst. Die Kessel sind nur 5,5 Millimeter stark, auf Verstärkungsringe, wie man sie des öfteren bei modernen Retro-Drums findet, wurde verzichtet. Die Kesselgratungen haben eine verrundete Außenkante und eine nach innen abfallende 30-Grad Gratung. Das offenporige, dunkelbraun-matte Finish wirkt gleichzeitig schlicht und edel. Auch die farbig abgesetzten Holzspannreifen der Bassdrum passen sehr schön ins Bild.
Das Zubehör ist überschaubar
Zum Set gehören drei Floortom-Beine nebst passend gestylten Memory Clamps sowie drei „Tom Spring“ Klammern aus Kunststoff, die als Sustain Boost für das 12“ Tom gedacht sind, aber dazu später im Praxisteil mehr. Auf einen klassischen Tom-Halter wurde verzichtet, für den weiteren Test platziere ich das kleine Tom daher einfach auf einem Tama Tom-Ständer aus der Classic Hardware Serie. Die Bassdrum ist schon aus dem Karton heraus mit einem Sticker als Kratzschutz für die Fußmaschine ausgestattet.
Die 14“ x 6,5“ Zoll große Lounge Snare
Optional erhältlich ist die Lounge Snare (577€ Straßenpreis), welche sich von der Konstruktion her nahtlos in die Optik und Bauweise der übrigen Kessel einreiht. Während man bei der Bassdrum auf moderne zehn Spannschrauben pro Seite setzt – das kleine Tom hat oben und unten jeweils sechs Spannschrauben – , gibt es an der Lounge Snare und dem Floortom eine 8er-Teilung. Im Vergleich zu den Custom Snares, wie der Big Softy, gibt es keine aufwendig doppelt unterlegten Bauteile. Die Trommel hat einen 20-spiraligen Teppich, der mit Bändern gehalten wird und eine relativ simple Klappabhebung, wie sie in der Art schon bei meinen alten Pearl Snares aus den 70er Jahren zu finden ist.