Der Markt für Drumsets ist eigentlich schon ziemlich gut gefüllt, auch etablierte Hersteller müssen sich etwas einfallen lassen, um ihre Instrumente an den geneigten Musiker zu bringen. Umso mutiger wirkt da die Entscheidung von Keith Keough – seines Zeichens britischer Trommelbauer mit Renommee – , sich mit einigen Sound-Freunden zusammen zu tun, um mit der Marke British Drum Company einen würdigen Nachfolger für den verblassten Traditionshersteller Premier aus der Taufe zu heben. Statt in Fernost baut man in England in einer eigenen Fabrik. Das kostet natürlich ein bisschen was, daher ist es vermutlich kein Zufall, dass sich in den Reihen der Eigentümer so bekannte Personen wie der Comedian Al Murray und Kasabian Drummer Ian Matthews finden. Drei Snaredrum-Serien gibt es aktuell im BDC-Programm, wobei die heute getesteten Modelle namens Merlin einen klanglichen Mittelweg zwischen der voluminös und durchsetzungsstark ausgerichteten Bluebird Messing-Snare und der auf eher weiche Retroklänge spezialisierten Big Softy einschlagen.
In puncto Kesselmaterial fiel die Wahl der Entwickler auf eine relativ dickwandige Mischkonstruktion (Hybrid) aus insgesamt 20 Lagen Ahorn- und Birkenfurnier. Wer sich ein bisschen mit Hölzern im Trommelbau beschäftigt hat, weiß, dass Ahorn ein sehr ausgewogener Ton nachgesagt wird, Birke hingegen soll eine Art Loudness-Regler mit angehobenen Bässen und Höhen besitzen. Bei beiden handelt es sich um dichte, harte Hölzer, die sehr oft im Trommelbau verwendet werden. Merlin ist übrigens eine Zaubererfigur aus der britischen Mythologie. Das hört sich nach guten Startbedingungen für unsere beiden Test-Snares an.
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Ahorn und Birke wechseln sich ab
Die erste Begegnung mit den beiden Merlins fällt sehr positiv aus. Neben den Trommeln selbst finde ich in den – mit stilisiertem Union Jack bedruckten – Versandkartons noch jeweils einen Stimmschlüssel im zu den Drums passenden Art Deco Stil sowie kleine Holzkärtchen mit der Aufschrift „Handmade“. Die Trommeln selbst wirken hochwertig verarbeitet, ich beginne die nähere Inspektion bei den Kesseln. Zunächst einmal unterscheiden sich beide Modelle nur durch ihre Tiefe, welche 5,5 beziehungsweise 6,5 Zoll beträgt. Aus 20 Lagen Ahorn und Birke bestehen die Kessel, wobei sich die Hölzer „abwechseln“. Als Konstruktionsmethode kommt die gängige Kreuzverleimung zum Einsatz. Mit 10,5 Millimetern Stärke sind die Kessel deutlich dicker als die meisten Holz-Snares, und im Zusammenspiel mit den relativ scharfen 45 Grad-Abkantungen ist ein moderner, durchsetzungsstarker Sound zu erwarten. Die nicht sehr tiefen Snarebeds erstrecken sich über etwa zehn Zentimeter und behalten die Gratungsform bei. Auf der Außenseite ist der Kessel matt schwarz gebeizt; „Black Tulip“ nennt BDC das Finish. Ein Hingucker sind die paarweise angeordneten, umlaufenden Streifen aus hellerem Ahorn, welche den Snares einen sehr edlen, aber unaufdringlichen Look verleihen. Die Innenseiten sind matt versiegelt, ein Aufkleber gibt Auskunft über das Pressverfahren, welches ohne das Zufügen von Hitze geschieht und die klanglichen Qualitäten der Hölzer optimal zur Geltung bringen soll.
Bei der Hardware kommt ein eigenes Design zum Einsatz
Dass man sich im Hause BDC auch zum Thema Hardware Gedanken gemacht hat, zeigt die Arbeit des hauseigenen Designers. Palladium heißt die Kessel-Hardware, die doppelseitigen Böckchen sowie die Abhebung sind im Art Deco Stil gehalten. Gewisse Ähnlichkeiten zu bekannten Designs sind sicherlich nicht ganz ungewollt, tun dem schicken Erscheinungsbild der beiden Zauberer aber keinen Abbruch. Mit Aufsehen erregenden neuen Features können die Anbauteile allerdings nicht aufwarten, Stimmsicherungen oder memorisierende Abhebungen gibt es bei BDC nicht. Dafür ist die – sehr kleine – Ventilationsöffnung aus vollem Aluminium gefräst und innen verschraubt. 2,3 Millimeter Stahlspannreifen und ein 20-spiraliger Teppich mit BDC-Logo runden die Ausstattung ab, an Fellen kommt die oft gewählte Kombination aus Remo Ambassador coated und klarem Resonanzfell zum Einsatz. Insgesamt machen beide Trommeln einen äußerst sorgfältig verarbeiteten Eindruck. Nicht ganz optimal finde ich jedoch die Nylonbänder zur Teppichbefestigung, welche leichtes seitliches Wandern des Teppichs zulassen.