Praxis
Weil sie zwei zentrale Sound- und Modulationsquellen der 200-Serie darstellen, stecken schon viele Elemente des klassischen Buchla-Sounds im 258t und im 281t. Doch ein typischer Bestandteil der „Westcoast“-Synthese fehlt dem Duo noch: Das Low-Pass-Gate (LPG), eine Mischung aus Filter und VCA auf Optokoppler-Basis, das für artikulierte Sequenzen verwendet wird. Ein solches werden Buchla und Tiptop Audio in Form des Vierfach-LPGs 292t ebenfalls auf dem Markt bringen, doch es wird erst im Sommer 2022 soweit sein.
Klassische „Buchla“-Bongos dank Sputnik-LPG
In Ermangelung des Vierfach-LPGs 292t musste ich mich für diesen Test noch mit dem Sputnik Modular Quad VCF/VCA „begnügen“ – in Anführungszeichen deshalb, weil dieses Modul bis dato der beste Eurorack-Nachbau des klassischen Buchla-200-LPGs ist. Das Sputnik-Gerät ist das einzige Modul, was für die folgenden Sounddemos in diesem Test nebst einem Sequenzer noch hinzugenommen wurde – alle Kernsounds stammen also vom 258t, unter Zuhilfenahme des 281t.
Präziser und variabler Sound
Und die beiden Module liefern echt ab! Für seinen verhältnismäßig niedrigen Preis hat der 258t einen satten Sound. Die Sinuswellen beider Oszillatoren sind extrem sauber und morphen subtil in Richtung Sägezahn und Pulswelle. Mit nur leichter Modulation des Waveshapings werden Sequenzen bereits extrem lebendig.
Außerdem wichtig für das Buchla-Paradigma, das ja weniger auf Filter baut als etwa Moog-Synths: Die Oszillatoren klingen prägnant, aber nie übermäßig scharf, was sie ideal für die Verwendung mit schwach filternden Low-Pass-Gates oder auch simplen VCAs macht.
Kein Through-Zero? Kein Problem!
Entsprechend viel Spaß macht dadurch auch die Frequenzmodulation. Weil er seinem Vorbild originalgetreu entspricht, verfügt der Dual-Oszillator nicht über „Through-Zero-FM“, verliert also bei hohen FM-Indizes nach und nach seine Tonstabilität. Aber der lineare FM-Eingang und sein angeschlossener Regler bieten trotzdem genug Spielraum, um elegante, sequenzierbare FM-Sounds zu generieren, bevor es ins atonale Chaos geht. Perfekt für noch mehr timbrale Varianz.
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Endloses Cross-Patching
Für beides, FM und Waveshaping, können sich entweder beide Oszillatoren gegenseitig beeinflussen – oder der Quad-Funktionsgenerator kann mit einbezogen werden. Für artikulierte Mono-Sequenzen muss sich mindestens eine seiner vier Funktionen im triggerbaren AD-Modus befinden, um das LPG oder den VCA zu modulieren. Die anderen drei Segmente können danach frei konfiguriert und verteilt werden. Weil sie wie gesagt als Oszillatoren einsetzbar sind, wird dabei sehr komplexe FM möglich. Mit ein wenig Experimentierfreude fängt es schnell an zu zwitschern:
Multitimbral, perkussiv, dynamisch
Alternativ können die sechs Signale der beiden Module auch im 3:3-Verhältnis aufgeteilt werden und drei Oszillatoren und drei passende Hüllkurven darstellen. Mit etwas Crosspatching – und einem entsprechenden Sequenzer – entstehen multitimbrale, perkussive Patches, die an Minimal Techno erinnern:
Wer das realisiert hat, merkt auch bald: „Hey, der 291t kann doch auch allein als rudimentärer „Dual-Oszillator“ mit Hüllkurve eingesetzt werden.“ Dafür müssen zwei Kanäle als Oszillatoren und zwei als Hüllkurven für den VCA bzw. das Low-Pass-Gate eingerichtet und sequenziert werden. Die Tonhöheninformation geht in den Attack- oder den Decay-CV-Eingang der schwingenden Generatoren. Sie können diese Signale natürlich nicht sauber nach dem 1V/Okt.-Standard interpretieren, einen Versuch ist das aber dennoch wert. Bei mir kam Folgendes raus:
Ziel erreicht: Klingt alles nach Buchla! Ich habe noch einige weitere Experimente mit dem 258t und dem 281t angestellt, die den Rahmen hier aber sprengen würden. Nur so viel vor dem Fazit: Auch nach einigen Tagen intensiven Testens konnten die beiden Module mich immer wieder überraschen – ein klares Qualitätsmerkmal.