Songs wie „Girls & Boys“, „Country House“ oder „Beetlebum“ haben Blur innerhalb von 3 Jahren Mitte der 90er zu internationaler Geltung verholfen – und Frontmann Damon Albarn war mit seinem eigenen virtuellen Band-Projekt Gorillaz sogar noch erfolgreicher. Blur ist eine der Bands, die untrennbar mit dem Britpop-Phänomen der 90er verbunden ist. Alex James hat als Bassist die gesamte Karriere der Band miterlebt: von den Anfängen Ende der 80er über die Hochzeit des Britpop (nebst Fede mit „Nemesis“ Oasis) bis hin zu Neuerfindung, Trennung und schließlich der Wiedervereinigung im Jahre 2008.
Alex kommt eher aus der britischen Mittelschicht als der Arbeiterklasse – In seiner Autobiographie „Bit of a Blur“ beschreibt er den ganzen Weg von den unschuldigen ersten Anfängen im Musikbusiness, über das Kennenlernen des späteren Blur Gitarristen Graham Coxon im College in London 1988 – und wie er eines Abends während eines Schachspiels mit einem Mitstudenten von dem dazu kommenden Graham kurzerhand in die Band verpflichtet wird: „Wir haben unseren anderen Gitarristen und den Bassisten gefeuert – und möchten, dass du Bass spielst“ (ach ja: da ist sie wieder, die gute alte Banddynamik). Kurze Zeit danach treffen sich Damon Albarn, Graham und James in einem Studio, und es macht „klick“: Man versteht sich musikalisch sofort und beginnt gemeinsam zu schreiben. Die spätere Single „She’s so High“ soll bei diesen ersten Sessions entstanden sein.
Etwas über ein Jahr später hat die Band ihren Namen gefunden und einen Vertrag bei einem Label. Sie tourt den Sommer über als Supportband, veröffentlicht die erste Single und findet in Stephen Street (der schon mit den Smiths gearbeitet hatte) den für sie „richtigen“ Produzenten. Das Buch ist sehr persönlich – man bekommt nicht nur einen guten Einblick in die Band-Dynamik, sondern vor allem auch die Seelenwelt des Bassisten: er beschreibt, wie sie mit wachsendem Erfolg sich plötzlich auf Tour in Amerika wiederfinden, um Schulden in Höhe von 60.000 Pfund loszuwerden, wie das Reisen und das surreale Leben eines Popstars ihn einen immer hedonistischeren Lebensstil führen lassen – und er eines Tages erkennen muss, dass er Hardcore-Trinker geworden ist: Alles „bit of a blur“, eben …
Das Buch ist aber keine pessimistische Lebensabrechnung: Alex James hat die Kurve gekriegt, inzwischen eine Pilotenlizenz sowie Frau und Kinder. Und Blur gibt es auch wieder. Das Buch ist mit typisch britischem Witz und Selbstironie garniert, und bietet jede Menge Anekdoten. Ein schöner Lesetipp für alle, die sich für die Protagonisten des Britpop interessieren – und der Beweis, dass Bassisten wohl doch mehr können: 1998 landete er mit dem inoffiziellen Song für den FIFA Worldcup „Vindaloo“ einen Hit, verkaufte mehr Singles als Blur und landete auf Platz 2 der englischen Charts. Mit von der Partie: Damien Hirst, der kontroverse Künstler, der England dieses Jahr gerade eine Skulptur einer halbierten nackten Schwangeren beschert hat… halt “Artsy”, seine Szene. Geschrieben hat er das Buch übrigens vor der Wiedervereinigung seiner Band, es kam 2008 auf den Markt. Leider gibt es das mal wieder nur auf englisch – ist aber gut zu lesen.
INFO
Verlag: Abacus / Little Brown (2007, Auflage 2012)
Taschenbuch, 274 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN: 978-0-349-11993-9
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