Aerosmith ist eine der größten amerikanischen Rockbands – und nicht nur Protoyp für langfristigen Erfolg, sondern auch langfristige Exzesse. Steven Tyler beschreibt in der ihm eigenen Art (der Titel ist schon sehr programmatisch!) sehr amüsant, was ihm zu seiner Vergangenheit so in den Kopf schießt. Man hat manchmal das Gefühl, er würde vor einem sitzen und während des Sprechens seine Gedanken sortieren. Das macht einerseits den Charme dieses Buches aus – ist manchmal aber auch etwas anstrengend zu lesen.
In einer Rezension bei Blabbermouth habe ich als Kritik gelesen, er würde sich dauernd selbst auf die Schulter klopfen und ansonsten nur oberflächliche Anekdoten von Sex, Drugs & Rock’n’Roll präsentieren. Das kann ich nicht bestätigen: Natürlich bleibt er auch in seinen Memoiren Steven Tyler – aber das ist nun mal seit 1969 (spätestens) seine Rolle und sein Leben. Jede Menge Sprüche und „Tylerisms“ serviert er, außerdem unterbricht er den Fluss relativ oft mit Textzitaten aus Aerosmith Songs. Schon die Kapitelnamen sind wie Songtitel: „Falling In Love is Hard on the Knees“ oder „Noise in the Attic (Snow Days)“. Überhaupt gibt es hier und da immer mal herrlich sarkastische Selbsteinsichten.
Er schafft es aber auch, seine Geschichte zu erzählen: von der Jugend in New Hampshire zur Entdeckung der Musik als Schlagzeuger in mehreren Bands, dann der Schritt zum Frontmann der Band „The Chain Reaction“ bis zum Treffen mit Joe Perry und der Gründung von Aerosmith. Von 1970 bis 1980 ist die Band laut Steven Tyler mehr oder minder permanent auf Tour gewesen und hat in den Tourpausen Alben aufgenommen – dazu die ganzen Drogen- und Alkoholexzesse, die an Heftigkeit immer mehr zunahmen. Viele interessante Randnotizen sind im Buch: so haben sie beispielsweise nachgerechnet, dass die Band in der ersten Dekade etwa 140 Millionen Dollar umgesetzt haben müsste – die Band aber nur gut ein Zehntel davon zu sehen bekam. Ooops. Oder wie mit dem zunehmenden wirtschaftlichen Erfolg immer mehr Druck entstand und die ersten Risse in der Band entstanden, was in den 80ern auch mal zum Rauswurf von Joe Perry führte. Natürlich schreibt Steven all das aus seiner Sicht – aber man darf nicht vergessen: er ist der Frontman…und so gibt er ab und zu die Diva. Man bekommt aber einen ziemlich guten Eindruck, wie das Leben um sie herum immer chaotischer wurde – und die Band mitten drin als Goldesel. Es hieß immer “Funktionieren” – denn es ging stets um richtig viel Geld. Krankheit oder Ausfall waren da nicht drin. Man merkt aber auch, wie viel ihm an der Band und vor allem Joe Perry als sein „Toxic Twin“ liegt.
Insofern: definitiv ein Tipp für alle, die einen Einblick in die wilden Jahre des US-amerikanischen Rocks damals wollen…und was Steven Tyler 2010 zu American Idol als Juror brachte. Erstaunlich, dass diese Jungs alle noch unter uns weilen – er fragt sich selbst, warum. Die Bio gibt es momentan nur auf Englisch.
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- Verlag: Ecco, 400 Seiten/Gebunden
- ISBN-10: 0061767891
- Sprache: Englisch
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RoKman sagt:
#1 - 07.12.2011 um 13:24 Uhr
... er ist in Südamerika ja gerade wieder im Badezimmer gestürzt. Heieiei:
http://www.dailymail.co.uk/...