PRAXIS
Auch in der Bedienungsanleitung wird dem BVP eine Spitzenleistung von 550 Watt bescheinigt, ein eher theoretischer Wert, der in der Praxis erfahrungsgemäß aber leider keine große Aussagekraft hat. Nichtsdestotrotz hievt Bugera den Amp mit dieser Werbe-Behauptung in die 500Watt-Basstop-Klasse, in der er sich gegen eine starke Konkurrenz behaupten muss. Ausschlagend bei der Bewertung der Durchsetzungsfähigkeit eines Amps ist nicht nur die nackte Lautstärke, sondern auch die Konstanz des Sounds bei höheren Lautstärken. Und obwohl er die angegebenen 550 Watt in der realen Welt wahrscheinlich nicht ganz erreicht, schneidet der BVP in dieser Disziplin doch recht ordentlich ab. Mit einer optimalen 4-ohmigen Boxenausstattung kann man durchaus mittlere Gigs mit einer kräftig spielenden Band bestreiten, ohne dass dem Amp die Puste ausgeht. Im Flat-Betrieb produziert er ein solides, tragfähiges Low-End und die Mitten sorgen für ausreichend Durchsetzungskraft. Auch bei höheren Laustärken trägt der Sound und ist gut ortbar.
Die Höhenabbildung ist allerdings eher kühl und kann im Rahmen der Bright- und Ultra-Hi-Presets wirklich unangenehm harsch werden. Je lauter der Amp wird desto schriller wird der Sound, hier sollte man also wirklich Vorsicht walten lassen und berücksichtigen, dass zum Beispiel das Ultra-Low-Preset die Höhen bereits boostet. Bisher habe ich den BVP5500 nur mit zugedrehtem Valve-Drive betrieben, die Röhren in der Vorstufe wurden also noch nicht scharf angefahren. Von einem Röhrenpreamp erwartet man in der Regel, grob gesagt, ein gutmütigeres Klangverhalten, der Sound wird leicht komprimiert, fetter und wärmer, die Höhen milder und strahlen im besten Fall samtig. Der Valve Drive-Regler, mit dem beim BVP5500 das Röhren-Gain aufgedreht wird, bewirkt lediglich einen leichten Mittenboost, der den Sound etwas nach vorne schiebt und präsenter macht. Das Klangbild bleibt aber generell eher kühl, und es stellt sich nicht wirklich Röhrenfeeling ein. Extreme Overdrive-Sounds sind auch nicht drin, es handelt sich also eher um eine zusätzliche Klangfarbe, die in der Praxis aber durchaus einsetzbar ist.
Wesentlich effektiver gehen die zahlreichen EQ-Tools des Bugera zu Werke, hier liegt die wirkliche Stärke des Amps. Schon alleine mit den Bass-, Mid-, und Treble-Potis kann man jede Menge Sounds erzeugen, denn der Mittenfrequenz-Rasterregler stellt einen sehr breiten Bereich zur Verfügung. Mit fünf wählbaren Frequenzen zwischen 220 Hz und hohen 3 kHz sind sämtliche Schattierungen abrufbar – angefangen bei mittigen Sounds für Fingerstyle oder Rockbass bis zu gescoopten Slap oder Plektrumeinstellungen.
Zusätzlich stellt der BVP5500 eine Art zweiten Kanal bereit, denn mit dem 9-Band Grafik-EQ kann man den Sound sehr effektiv in eine andere Richtung biegen und dann per Fußschalter aktivieren. Das funktioniert am besten, wenn man den Drehregler-EQ nur zum dezenten Anpassen an den Raumklang oder das Instrument verwendet und mit dem grafischen EQ die extremeren Sounds für Soloeinlagen oder Ähnliches erzeugt und dann eben zuschalten kann.
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