Praxis
Der kleine Brüller bietet zwei anständige Grundsounds. Wie bei fast allen von mir bisher getesteten 5-Watt-Amps ist auch hier der Bassbereich unterhalb von 100 Hz massiv ausgedünnt, sodass der Amp beim Aufdrehen des Bassreglers eher mittig klingt. Im Gegensatz zu den verzerrten Sounds fällt das fehlende Bassfundament im cleanen Bereich nicht wirklich ins Gewicht. Hier bekommt man zwar anständige Sounds hin, aber für Fenderqualitäten mangelt es an einem offenen und klaren Obertonbereich. Stattdessen spielt sich der Sound im obere Mittenbereich ab, was aber auch seinen Reiz hat. Beim Einspielen aller Audios habe ich sowohl den mikrofonierten Gitarrenspeaker als auch den frequenzkorrigierten Ausgang des Verstärkers benutzt. Die beiden Signale wurden gleichzeitig auf zwei separate Spuren aufgenommen und später einzeln gebounced. Da der cleane Kanal mit nur einem Tone-Regler ausgestattet ist, der sich ähnlich verhält wie das Pendant eines üblichen Verzerrers, habe ich zwei Einstellungen ausgewählt, die mir am besten gefallen haben. Im ersten Beispiel hört ihr den Kanal mit dem Toneregler auf 10 Uhr. Die verwendete Gitarre bei den cleanen Soundbeispielen ist eine 77er Stratocaster mit Kloppmann-Singlecoils.
Dreht man den Tone-Regler höher, erhält der Sound mehr Glanz und Sättigung im Obertonbereich. Gleichzeitig werden die Bassanteile leicht ausgedünnt. Mir hat die 13-Uhr-Position in diesem Zusammenhang sehr gut gefallen, auch die leichte Komprimierung des Kanals.
Kommen wir zum verzerrten Kanal des Bugera Infinium G5. Wie ich eingangs schon erwähnte, ist der Amp trotz zahlreicher Regler nicht so vielseitig, wie man vermuten möchte. Die Dreiband-Klangregelung nimmt auf die Zerrstruktur keinen Einfluss, sondern verhält sich wie ein nachgeschalteter EQ. Im folgenden Beispiel habe ich eine gemäßigtere Verzerrung eingestellt, bei der ich den Gainregler auf 9 Uhr gestellt habe. Der Bassregler stand bei allen Einspielungen immer auf Vollgas, weil der Gesamtsound für meinen Geschmack sonst zu schlank war. Treble, Middle und der Morphregler befinden sich in der 12-Uhr-Position, die als Ausgangswert eine gute Figur macht. Die verwendete Gitarre ist eine PRS mit mittelstarken Humbuckern.
Wenn man den Gainregler weiter aufdreht, bleibt der Sound griffig, ohne fuzzig oder verwaschen zu klingen. Man hat sich bemüht, die Zerrstruktur in Richtung Marshall zu tweaken, ohne in Metallbraterei abzudriften. Das Spielgefühl ist jedoch für jemanden, der gut abgehangene Marshall- und Voxamps kennt, etwas gewöhnungsbedürftig. Der Amp reagiert nicht in dem Maße auf Spielnuancen, wie man es von ausgewachsenen Röhrenamps gewohnt ist, sondern erinnert eher an einen Modelling-Amp. Gut, das muss nichts heißen und in Anbetracht des geringen Preises kann man hier nicht die Qualitäten eines Boutique-Amps erwarten, denn für Wohnzimmersessions und Gitarrenneulinge reichen die Qualitäten völlig aus. Hier der Overdrive-Kanal mit dem Gain-Regler in der 15-Uhr-Position.
Der Morphregler beschert dem Overdrivekanal des Bugera Infinium G5 eine gewisse Klangvielfalt, von einer mittig gesättigten, kantigen Verzerrung bis hin zu einem fetteren und im Obertonbereich leicht sirzigen Klang, der mit etwas ausgedünnten Mitten daherkommt. Im folgenden Audiobeispiel hört ihr zuerst die 9-Uhr-Position des Morphreglers, die hier für einen amerikanischen Sound steht. In der Mitte des Soundfiles steht der Regler auf 12 Uhr und im letzten Teil auf 16 Uhr.
Für dich ausgesucht
Zum Schluss stelle ich euch noch den integrierten Hall vor, den man dazu verwenden kann, dem Sound eine gewisse Tiefe zu verleihen. Leider scheppert er, wenn man das Ampsignal über die Speakersimulation aufnimmt. Deshalb würde ich in diesem Fall auf den internen Hall verzichten und bei Aufnahmen einen Halleffekt nachträglich beim Mix zufügen.