Bonedo: Die Geschichte von “Bullet”, wie die Band von Fans kurz genannt wird, beginnt bereits 1999, und wie mich die Band später korrigieren soll, eigentlich sogar noch ein paar Jahre früher.
“Viele Leute glauben, wir wären 2005 als Metal-Castingprodukt aus dem Nichts gekommen und wundern sich dann, wenn wir ihnen erzählen, dass wir damals fast alle schon seit mehr als zehn Jahren zusammen Musik machten.”, erklärt Sänger Matthew ‘Matt’ Tuck gleich zu Beginn des Interviews.
“Wir fingen als Coverband an und spielten Songs von Bands wie Korn, Machine Head oder auch Metallica. Die Zeit brauchten wir, um uns als Musiker und Instrumentalisten zu entwickeln.”, ergänzt Matt weiter. “Bis auf Jay (Jason ‘Jay’ James, Bassist seit 2004) waren wir alle damals schon zusammen. Padge (Michael ‘Padge’ Paget) und ich haben sogar in der Schule schon zusammen Musik gemacht.”
B: Ist es denn immer euer Plan gewesen, später mit eigenen Songs erfolgreich zu werden, oder war ‘Jeff Killed John’ eigentlich nur als Spaßprojekt vorgesehen?
“Nein, wir haben die Coverband immer als Möglichkeit gesehen, uns musikalisch auszuprobieren”, antwortet Matt.
“Na ja, und natürlich, um Mädels kennenzulernen!”, ergänzt Drummer Michael.
B: Die Band ist sehr entspannt an diesem Dienstagnachmittag in der Hamburger Markthalle. Ein verhältnismäßig kleines Konzert auf der aktuellen Tournee der Jungs, habt ihr doch gerade das Download Festival bei Castle Donnington, dem ehemaligen “Monsters Of Rock” Festival, bei eurem vierten Auftritt als Headliner bestritten und auch auf der letzten Tour schon Sporthallen ausverkauft.
“Ja, Download Festival ist für uns immer etwas ganz Besonderes. Hier hat unsere Karriere damals quasi angefangen und in den Jahren sind wir immer weiter im Billing nach oben gerutscht. Dieses Jahr Headliner der zweiten Bühne zu sein, ist eine besondere Ehre für uns.”, erzählt Matt nicht ohne Stolz.
B: Ja, bitte erzählt doch mal ein wenig, wie es zu dieser Show gekommen ist, wie eine Band ohne Plattenvertrag es auf dieses wichtigste Metal-Festival des Landes zu schaffen.
“Wir hatten damals einen Konzertbooker, der übrigens auch heute noch unser Agent ist, der uns unterstützen wollte. Wir sind da fast jedes Wochenende nach London gefahren und haben für verschiedene Plattenfirmen und Fans gespielt. Dieser Agent hat es auch möglich gemacht, dass wir unseren ersten Gig beim Download Festival spielen konnten. Es war zwar die kleinste Bühne des Festivals und wir spielten schon sehr früh, aber es waren immerhin schon ein paar Tausend Leute vor der Bühne – und somit war es auf jeden Fall die größte Show, die wir bis dahin gespielt hatten”, erzählt Matt weiter. “Das war alles ziemlich unwirklich für uns – war ich die Jahre zuvor noch als Gast auf dem Festival, stand ich auf einmal neben all den Stars auf der Bühne”.
“Danach ging es bei uns so richtig los”, ergänzt Michal. “Alles mündete in einem Showcase in London, wo wir auf einmal für zwei oder drei Labels vorspielten. Wir haben diese dann ein wenig gegeneinander ausgespielt, und heute sitzen wir hier, hahahaha.”
B: Ihr habt euch seinerzeit für ein relativ kleines Angebot entschieden, nämlich das von Visible Noise in UK, obwohl auch Firmen wie Roadrunner Records interessiert waren. Habt ihr euch bewusst für ein kleineres Label entschieden, oder war es einfach das beste Angebot?
“Nein, das Ganze hatte keinerlei finanziellen Hintergrund. Es war klar, dass wir den Deal mit Sony machen würden, und haben dann mit ihnen zusammen diverse Lizenzpartner in den einzelnen Ländern gesucht, weil Sony nicht so recht wusste, was sie mit uns anfangen sollten. Sowohl Visual Noise in UK, Trustkill in den USA oder auch G.U.N. in Deutschland haben einfach perfekt zu uns und unserem Sound gepasst”, erklärt Matt die Wahl des richtigen Labelpartners.
B: Erzählt mir doch bitte, wie es zur Zusammenarbeit mit Colin Richardson gekommen ist. Colin ist schließlich ein ‘Altmeister’ des modernen Metalsounds – und ihr geltet als sein Aushängeschild des neuen Jahrtausends!
“Colin hat halt viele der Platten produziert und gemixt, die wir selbst als Musikfans gut fanden: ‘Burn My Eyes’ von Machine Head hatte genau diesen Sound, den wir uns für unser Debüt gewünscht haben. Also haben wir ihn kontaktiert, und nachdem er uns im Proberaum besucht hatte, beschlossen wir, zusammen ‘The Poison’ aufzunehmen”, erzählt Matt weiter.
B: Welchen Einfluss hat Colin denn auf das Songwriting genommen? Oder standen die Songs schon größtenteils, als es dann ins Studio ging?
“Colin ist eben Colin – und eigentlich macht er gar nicht so wirklich viel. Er dreht hier am Knopf und da am Knopf, aber so wirklich Einfluss will er, glaube ich, gar nicht nehmen. Er ist halt ein Meister seines Faches und macht viele Dinge so, dass man sie gar nicht richtig mitbekommt, aber das Ergebnis spricht dann meist für sich. So auch bei unserem Debütalbum”, ergänzt diesmal Leadgitarrist Padge
B: Was habt ihr denn bei der Produktion von ‘Scream Aim Fire’ anders gemacht – man liest ja immer wieder, dass ihr nicht so ganz glücklich gewesen seid mit dem Resultat.
“Ja, leider ist dies der Fall!, meint Jay. Wir haben uns da ganz schön unter Druck setzen lassen, was Abgabefristen beim Label angeht und viele Dinge getan, die wir heute gerne anders gemacht hätten. Aber das wird uns sicher nicht noch einmal passieren”, sagt Matt.
“Es haben uns viele Leute reingeredet in das, was wir als Band machen wollten und wir haben versucht, viele dieser Anforderungen auch zu erfüllen. So war Matts Stimme zum Zeitpunkt der Aufnahmen einfach total angeschlagen vom vielen Touring, und statt ihm eine Pause zu gönnen, haben wir das Ergebnis eher aus ihm rausgepresst”, erklärt Michael.
B: Außerdem scheint die Platte ein wenig ein Statement zu sein wie: “Guckt mal, was wir alles draufhaben!”, fällt mir auf.
“Ja, wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, dann war es das auch. Wir haben sehr viel Mist über uns anhören müssen, viele Leute haben uns mit einer ‘Metal-Boy-Group’ verglichen und wir wollten allen zeigen, dass wir es wirklich draufhaben. Vielleicht sind wir dabei ein wenig über das Ziel hinausgeschossen!”, gibt uns Matt einen tiefen Einblick.
B: Ist dies auch einer der Gründe, warum ihr für das neue Album ‘Fever’ mit Don Gilmore einen neuen Produzenten gewählt habt?
“Nein, wir wollten vor allem beim Gesang das nächste Level für die Band erreichen. Don Gilmore hat einige der besten Vokal-Produktionen aller Zeiten gemacht, wie z.B. Linkin Park”, erklärt Matt weiter.
“Wir haben uns Zeit genommen und zunächst ganz entspannt an dem neuen Material gearbeitet. Wir dachten uns, der Abstand von der Heimat würde helfen und dann eben die gemeinsame Arbeit am Gesang. Don hat nur Kleinigkeiten geändert, aber die hatten eine große Wirkung.”
B: So, ich habe euch jetzt schon ziemlich lange ausgefragt, deswegen nur noch eine abschließende Frage.”, bemerke ich mit einem Auge auf dem Tourmanager, der schon langsam nervös wird, weil das nächste Interview bereits wartet. Mir ist aufgefallen, dass ihr sehr viel Wert auf eine moderne Vermarktung euer Alben legt. Ihr habt das aktuelle Album sogar eine Woche vor Veröffentlichung komplett bei MySpace gestreamt – und auch Computergames, wie Guitar Hero, sind vor Bullet nicht mehr sicher.
“Ich glaube nicht, dass die Kids sich einen schlechten MySpace Stream speichern oder so – wer das Album gratis haben möchte, findet immer seinen Weg. Die Kids möchten gerne wissen, wofür sie ihr Geld ausgeben und wir haben ja nichts zu verstecken. Ich glaube nicht, dass dies unsere Verkaufszahlen negativ beeinflusst – eher andersrum, denke ich”, hat Matt sich offensichtlich ganz genaue Gedanken vor der Aktion gemacht.
“Was Guitar Hero angeht”, erklärt Michael, “ist es toll, dass sich sehr viele Leute, die deine Band vielleicht nicht mal gut finden, sich intensiv mit unseren Songs beschäftigen! – Ja, sogar die Parts lernen!”, ergänzt Jay. “Und sich durch das permanente Beschallen vielleicht doch noch zu Fans entwickeln. Wir spielen selbst gerne die eine oder andere Runde Guitar Hero… – Ja, auch wenn ich nie über den Schwierigkeitsgrad Mittel gekommen bin!”, unterbricht ihn Matt. “Aber die anderen Jungs hier haben das Spiel echt gemeistert …”
B: Vielen Dank für dieses Interview! Ich wünsche euch noch einen coolen Gig heute Abend, aber vor ausverkauftem Haus kann wohl nicht viel falsch laufen, oder?
;o)
Bullet For My Valentine sind definitiv “Down 2 Earth” geblieben, und das, obwohl sie sich nach diversen Goldauszeichnungen, Toppositionen in den Charts und Millionen von verkauften Einheiten wirklich etwas mehr Stargehabe erlauben könnten. Ich bin mir sicher, einen der, wenn nicht sogar den hoffnungsvollsten Nachfolger auf die Metal-Krone getroffen habe – zumindest wenn sich Metallica oder Iron Maiden irgendwann zur Ruhe setzen. Doch gerade die beiden genannten Bands haben Bullet selbst die beste Zukunft prophezeit. Die Zeichen stehen auf Sturm – und im jugendlichen Alter von Anfang Dreißig sollten die Jungs auch noch ordentlich Zeit für den Metal-Olymp mitbringen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.