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Burns Dream Noiseless FCS Test

Die Burns Dream Noiseless FCS im bonedo-Test – Jedes Mal, wenn der Paketbote mit einem neuen Testobjekt vor der Tür steht, steigt die Spannung. In den meisten Fällen ist zwar vorhersehbar, was man aus dem Karton schälen wird, aber von Zeit zu Zeit gibt es doch Überraschungen. In diesem Fall war es zuallererst ein Gitarrenkoffer, der sich meinen Augen in silbernem Krokodilleder-Imitat präsentierte. So weit, so schräg.

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Die Orgie in Gold, die sich mir beim Öffnen des Kroko-Koffers bot, traf mich allerdings noch eine Spur heftiger. Burns ist bekannt für extravagantes Design und toll klingende Instrumente, und optisch ist die Burns Dream Noiseless FCS Gitarre kaum zu toppen. Aber sie ist und bleibt eine Gitarre und deshalb muss auch sie sich den Prüfungen eines bonedo-Tests stellen.

Details

Burns zählt hierzulande nicht unbedingt zu den bekanntesten Marken, aber der Traditionshersteller aus London baut seine Instrumente schon seit den 60ern und kann unter seinen Kunden auf so bekannte Gitarristen verweisen wie beispielsweise Hank Marvin, der für den Trademarksound der legendären Shadows verantwortlich zeichnet. Die Firma wurde nach ihrem Gründer James „Jim“ Ormston Burns benannt und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die ich allerdings hier in der Kürze des Tests nicht weiter ausführen kann. Wer Näheres wissen möchte, sollte sich auf der sehr informativen Herstellerseite umschauen.
Zurück zum Instrument: Unsere Testkandidatin hat von allem ein bisschen mehr, für manche vielleicht sogar zu viel des Guten. Im Koffer finden sich ein Ledergurt, eine Bedienungsanleitung, ein Echtheitszertifikat und eine kleine Tasche mit Einstellwerkzeug. Bei dieser Hochglanzarie darf natürlich auch ein Poliertuch nicht fehlen. Außen ist er mit einer Krokooberfläche verziert, innen ist der Koffer mit blauem Samt ausgeschlagen. Die Gitarre besitzt einen Korpus aus Linde, auf den eine sehr ausgeprägt geriegelte Ahorndecke verleimt ist. Die ist wie der Rest des Korpus mit Polyesterlack in Flame Cherry Sunburst lackiert und sieht einfach super aus. Wer auf andere Farben steht, kann die Gitarre aber auch in Blau, Red Sunburst oder komplett in Gold bekommen. Die Korpusform dürfte wohl jedem bekannt sein, denn hier stand die fendersche Strat Pate, während die dreiteilige Schlagbrettanordnung sie auch von weiten als eine typische Burns ausweist.

Fotostrecke: 3 Bilder Kommt im edlen Koffer: Burns Dream

Drei Rez-o-Matik ENR Noiseless Pickups sind angewinkelt verschraubt und alle sechs Saiten laufen schnurgerade über die Polepieces, genau wie wir das mögen. Ein Fünfwegschalter mit weißer Kappe sitzt gut erreichbar parallel zu den Saiten. Zum Verfeinern des elektrifizierten Sounds stehen ein Volumen- und zwei Tone-Potis bereit. Einer der Tone-Regler ist als Push/Pull-Poti ausgeführt und bietet im herausgezogenen Zustand zwei weitere Tonabnehmerkombinationen zu den bekannten fünf Positionen Steg, Steg-Mitte, Mitte, Mitte-Hals und Hals. Mit herausgezogenem Poti klingen in Position 1 und 5 Hals- und Stegpickup gleichzeitig und auf allen anderen Stellungen alle drei Tonabnehmer zusammen. Klingt unorthodox, wünschen sich aber relativ viele Gitarristen, die in einer Gitarre möglichst viele Sounds vereinigen möchten und sich dafür ihre Schätzchen modifizieren lassen. Leider ist das Push/Pull-Poti sehr leichtgängig, was zwangsläufig die Gefahr in sich birgt, dass man es versehentlich verstellt.Die Klinkenbuchse befindet sich ebenfalls auf der Decke, daher würde ich hier zum Winkelstecker raten.

Fotostrecke: 6 Bilder Pickups: drei Rez-o-Matik ENR Noiseless

Auffälligstes Merkmal ist aber sicherlich das Tremolo. Es nennt sich Rez-o-Tube, ist sehr massig und strahlt in Gold. Und zwar sehr viel Gold. In Kombination mit der intensiv gemaserten Ahorndecke und der ebenfalls goldenen Brücke eine echte optische Herausforderung. Aber dafür liebe ich die Briten, sie machen es einfach, auch wenn es polarisiert. Toll! Über dem Tremoloblock sind zwei ebenfalls goldene Bügel verschraubt, die die rechte Hand daran hindern, das ganze Konstrukt versehentlich herunterzudrücken. Der dazugehörende Tremoloarm ist mit einer Mutter fest verschraubt und in seiner Gängigkeit einstellbar. Bei dem Rez-o-Tube Tremolo handelt es sich im Grunde um eine Platte, auf der die Brücke befestigt ist und sich beim Betätigen mitbewegt. Das System wird von drei Federn gehalten, die sich ebenfalls in ihrem Widerstand einstellen lassen. Sechs Metallröhren (daher auch “Tubes“) führen die Saiten jeweils einzeln durch den Korpus. Der Tremoloarm ist gebogen, ein Konstruktionsmerkmal, das sich Burns tatsächlich hätte sparen können. Es sieht zwar schick aus, steht aber beim Bedienen sämtlicher Potis und Schalter ziemlich beeindruckend im Weg. Es wirkt fast so, als sollte es sein, was ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen kann! Ansonsten arbeitet das System zuverlässig und lässt butterweiches Schimmern zu. Rückseitig gibt es nicht viel zu berichten, eine schwarze Kunststoffplatte dient zur Abdeckung der drei Tremolofedern, und das war es auch schon. Wer an die Elektrik will, muss Schlagbretter abschrauben. So weit der Korpus.
Der Hals ist verschraubt und exakt hier gibt es eine weitere Besonderheit. Hier lässt sich nämlich der Halsstab einstellen, und da hat sich Burns ein eigenes System namens Gear-o-Matic Gearbox einfallen lassen, das mit einem Spezialschlüssel justiert wird. Vor einiger Zeit hatte ich eine Marquee von Burns auf dem Tisch, und bei ihr war die Einstellung ein Kinderspiel, weil der Schlüssel durch ein Loch in der Hals-Abdeckplatte sein Ziel erreicht. Das Loch sucht man hier leider vergebens, und wie bei einigen anderen Instrumenten der Marke muss auch hier die Platte gelöst werden, um an den Einstellstab zu gelangen. Der Hals besteht aus geflammtem, das Griffbrett aus Vogelaugen-Ahorn. Er ist mit einem Perlmutt-Binding versehen, beherbergt 22 Medium-Bünde und trägt im zwölften Bund das Wort “Dream“. Alle anderen Griffbrettmarkierungen sind schwarze Punkte, auch die Halskante besitzt welche. Bis zum zwölften Bund sind sie groß, ab dem 15. klein. Die Mensur beträgt 648mm.

Fotostrecke: 6 Bilder Ahornhals mit D-Profil

Eine weitere Besonderheit der Burns-Gitarre ist der Nullbund. Die Saiten laufen zwar auch über einen 43 mm breiten Kunststoffsattel, der Druck liegt aber auf dem Nullbund. Das hat Vor-, aber auch Nachteile. Ein Vorteil liegt auf der Hand, denn die Saiten klingen leer gespielt genau so wie gegriffen. Außerdem muss kein Sattel gefeilt werden, die Saiten können dementsprechend auch nicht aus den Kerben springen. Andererseits nutzt sich der Nullbund durch den permanenten Druck auch ab und es bilden sich mit der Zeit an den Auflagestellen Vertiefungen. Hier ist bei Bedarf ein Gitarrenbauer gefragt, für den das Erneuern kein Problem darstellen sollte.
Die Kopfplatte ist angewinkelt, um den Saitendruck zu erhöhen, die Saiten selbst enden in ebenfalls goldfarbenen Locking-Mechaniken. Die markante Burns-Schnecke am Ende der Kopfplatte darf natürlich auch nicht fehlen. Abschließend noch die obligatorische Gewichtsangabe, die mit 4,2 kg schon recht stattlich ausfällt, aber bei dem ganzen Metall auch nicht wirklich verwunderlich ist. Alles in allem also ein sehr eigenwilliges Instrument, das optisch ein klares Statement abgibt und in den richtigen Händen mit Sicherheit extrem gut aussieht. Wenden wir uns dem Sound und der Bespielbarkeit zu.

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