Praxis
Hip Hop Hooraay!
Üblicherweise starte ich Soundtests von umschaltbaren Mikrofonen mit Niere – beim CAD Equitek E300S mache ich eine Ausnahme und schalte sofort auf die Acht. Der von mir so geliebte Präsenzboost der „Equitek-Acht“– er ist da! Das Vocalsignal kann sich durchsetzen, ist aber nie scharf und nervig, sondern schön detailliert und ausgewogen. Interessanterweise kenne ich kaum Stimmen, die mit diesem leichten Presence-Support nicht klarkommen. Die Acht ist nach meiner Auffassung sowieso eine unterschätzte Richtcharakteristik, auch, um eine klare Off-Axis und hohe Frequenzkonstanz zu erzielen. Das E300S zeichnet im Frequenzverlauf allerdings ein etwas runderes und allgemeinverträglicheres Bild, was seine Eignung als Instrumentenmikro und Allrounder verstärkt.
Nahbesprechungseffekt nicht wie bei vielen früheren Equiteks
Noch ein wenig verhaltener geht die Niere zu Werke, die ein komplettes, ausgewogenes und weiterhin formbares Vocal-Signal liefert. Der Höhenboost hilft, etwas der Großmembran-Höhenarmut zu nehmen, wie es besonders modernere Mikros gerne tun, der leichte Dip verringert Probleme mit scharfen Konsonanten bei der Sprache und Bissigkeit bei Instrumenten. Aber auch hier: keine Übertreibung! Angenehm breit ist der Sweet-Spot, die bisweilen etwas mittig dröhnend wirkende Bassanhebung durch den Proximity-Effect früherer Equiteks ist beim E300S nicht vorhanden: Der Bass klingt nah und wohlig. Nimmt er pegelmäßig Überhand und wird zu wummerig, hilft das vorsichtige Filter beim Dagegenarbeiten, ohne im Passband die Phasenlage durcheinanderzuwirbeln. Sowieso: Es leben hoch angesetzte Hochpassfilter mit flachem Verlauf bei Mikrofonen!
Kugel fällt etwas ab
Will man ein offenes, frisch und luftig klingendes Signal, sollte die Wahl auf die Kugel fallen. Diese lebt natürlich wie jede Kugel von ihrem Pickup-Pattern selbst, aber auch vom entsprechenden Frequenzgang mit recht linearem Verlauf, aber leichter Höhenanhebung. Bei Vocals klingt das teilweise interessant und passend, als Instrumentenmikrofon oder Room-Mike muss man eingestehen, dass die Off-Axis-Signale gerne etwas verfärbungsfreier sein dürften – gerade die seitlich eintreffenden. Im Omni-Pattern fällt aber auch eine Klangkomponente auf, die mir gar nicht so sehr gefällt, nämlich ein gewisser reibender Charakterzug in den Hochmitten. Niere und Acht erscheinen diesbezüglich etwas verhaltener, aber hat man sich in diesen Sound-Bestandteil einmal eingehört, fällt er auch dort auf. Ob das Absicht ist lässt sich nicht so einfach sagen, aber da gefällt es mir doch besser, wie ein Mojave MA-201FET das macht oder wie ein Neumann U 57 FET agieren würde. Trotzdem: Schlimm und soundbeherrschend ist das nicht.
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Dynamisch in Ordnung
Die Grobdynamik folgt prinzipiell „alter Schule“ und besitzt ein stetig zunehmendes Spektrum an Zerranteilen, keine giftige spontane Zerre beim Überschreiten eines Eingangspegels. Sehr gut! Auch recht leise Signale muss man nicht aus einem See von Rauschen herausfischen, der Dynamikumfang geht damit definitiv mehr als in Ordnung. Und auch jenseits der reinen Quantität: Weil der Noise frei von „bewegten“ Bestandteilen ist und sehr homogen und fein vor sich hin rauscht, würde er erst bei sehr geringem Abstand zum Nutzsignal negativ auffallen. Die Transientendarstellung ist weder hektisch-eckig noch wohlwollend-rund, sondern dazwischen. Das führt nicht zuletzt zu den eingangs genannten Klangeigenschaften und ermöglicht eine ordentliche, aber nicht unbedingt umwerfende Auflösung. Sehr gut ist übrigens die Unempfindlichkeit sowohl gegen Popplaute als auch gegen Trittschall.
Chris sagt:
#1 - 12.05.2017 um 07:34 Uhr
Hi Nick,
testest du das e70 auch noch?
Wäre interresant was das kann und was nicht..LG
Chris
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 13.05.2017 um 08:03 Uhr
Hi Chris,fast: Ein anderer Autor hat das e70 schon im Test gehabt – und der ist im Grunde fertig. Du wirst das also demnächst hier finden!Beste Grüße,
Nick
Antwort auf #1 von Chris
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