Heute geht es in unserem Vintage Drum Special um die kleine, aber renommierte Drum Company Camco Drums, die nur für relativ kurze Zeit am Markt war und dann einen recht tragischen Niedergang erlebte. Genauer gesagt, schauen wir uns das letzte Kapitel der Firmengeschichte mit zwei Snaredrums aus der Los Angeles-Ära an.
Camco Drums haben ihren Reiz aber nicht nur durch das eher rare Erscheinen auf dem Gebrauchtmarkt, sondern vor allem durch ihre Verarbeitungsqualität, die seinerzeit Maßstäbe für US-amerikanische Drums setzte, sowie den damit einhergehenden exzellenten Sound. Ein bekannter Spieler war der Sessiondrummer Jim Gordon, und auch Jeff Porcaro spielte eine Zeit lang Camco Drums. Den richtigen Durchbruch im Rock’n-Roll-Business, wie es Ludwig oder Gretsch gelang, schaffte Camco allerdings nie.
Oak Lawn, Chanute, L.A.- Camco Drums wurden an drei Standorten produziert
Camco Drums gehören auch heute noch – 46 Jahre, nachdem die letzte Trommel gebaut wurde – zu beliebten, aber vor allem auch kostspieligen Sammlerobjekten. Im Gegensatz zu Ludwig’s 3-ply Sets und Snares, die buchstäblich wie Sand am Meer produziert wurden, gab es Camco nur von 1961 bis 1977. Während dieser Zeit wechselte die Firma dreimal den Standort und Besitzer. Eine recht tragische Figur in der Geschichte ist der Trommelbauer, Innovator und Marketing Manager George Way. Er verlor bei einem Shareholder Deal seine eigene Firma George Way Drums, nachdem der Teilhaber John Rochon, dem er zuvor zu der Mehrheit der Anteile verholfen hatte, sich gegen ihn wendete. George Way und seine Frau mussten daraufhin die Firma verlassen und Rochon benannte die Firma in Camco Drums um.
Camco Drums ist für viele Entwicklungen moderner Drums verantwortlich
Camco startete ursprünglich unter John Rochon als reiner Hardware-Hersteller in Oak Lawn, Illinois. Firmen wie Rogers oder George Way Drums wurden von ihm mit Teilen für ihre Schlagzeugproduktion versorgt, so kam es auch zur Zusammenarbeit mit George Way. Ein sehr bekanntes Camco-Hardwareteil, das auch heute noch oft gebraucht anzutreffen ist, ist das Camco 5000 Bassdrumpedal mit rundem Kettenblatt, das der Vorläufer des berühmten DW 5000 Pedals ist. Von George Way Drums wurden neben dem Design der Kessel auch viele seiner vorherigen Erfindungen, wie die runden Turret Lugs, die später bei DW Drums auftauchten, in das Camco-Lineup übernommen.
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Besonderheiten der Los Angeles-Ära
Während der Los Angeles-Ära (ca. 1974 bis 1977), aus der die Aristocrat 14“ x 6,5“ Holzsnare aus unserem Video stammt, sind die Holzkessel deutlich untermaßiger gefertigt. Bis dato nutze Camco Drums für die Kessel der Oak Lawn- und Chanute-Ära Jasper Shells. Bei den L.A. Drums kamen hingegen zum ersten Mal Keller Shells zum Einsatz. Die Ahornkessel waren weiterhin sechslagig, mit sechslagigen Verstärkungsringen, hatten aber eine spezielle Gratungsform mit verrundeter Außenseite und waren auf der Innenseite auch nicht mehr mit weißer Farbe lackiert, wie es bei den vorherigen Modellen der Fall war. In Kombination mit dem untermaßigen Kessel klingen die Camco Los Angeles Trommeln wesentlich paukiger und kraftvoller. Das könnt ihr im Video auch gut hören.
Wer für die Produktion des verchromten Messingkessels zuständig war, konnten wir nicht herausfinden. Im Gegensatz zur Holzsnare hat er ein normales Kesselmaß (ist also nicht untermaßig) und ist mit nur acht Spannböckchen bestückt. Im Video hat Daniel die Trommeln mit einem Aquarian Texture Coated und einem Remo CS Coated bestückt. Beide Snares glänzen durch ein sehr präzises und durchsetzungsfähiges Signal. Besonders der runde und warm-singende Ton der COB macht sie zu einem absoluten Allrounder. Die Aristocrat klingt durch das angesprochene Untermaß deutlich eigenständiger als andere Snares mit Schichtholzkesseln, die ich bisher so gehört habe.
Nur der Strainer ist ein echtes Problem
Das einzige Manko, das auch gar nicht zu den ansonsten perfekt designten Snares passt, ist der Strainer. Daniel hat ihn bei der Aristocrat mit eigens nachgebauten Teilen wieder in Stand gesetzt. Im Urzustand hat er das Problem, dass er die Teppichspannung nicht hält, weshalb viele Camco-Spieler den Strainer gegen ein anderes Modell getauscht haben – so wie es auch bei der COB Snare im Video zu sehen ist.
Das Ende von Camco Drums
1977 verkaufte der damalige Inhaber Tom Beckman die Firmenrechte an Hoshino USA. Drum Workshop (DW Drums), die damals noch eine kleine Zwei-Mann-Firma waren, erwarben das Inventar von Camco und auch einige Patente, wie zum Beispiel das Böckchendesign, das sich bei DW Drums wiederfindet.
Camco LA Snares gebraucht kaufen
Wenn ihr euch für eine gebrauchte Camco Snare interessiert, sind die Chancen auf ein COB-Modell in den Größen 14″ x 5″ oder 14″ x 6,5″ deutlich höher. Hier könnt ihr, je nach Zustand, mit 500 bis 800 Euro rechnen. Die Aristocrat-Holzmodelle gibt es allerdings so gut wie nicht gebraucht zu erwerben, und dann auch nur zu Mondpreisen jenseits der 2500-Euro-Marke.
Als Tipp möchte ich euch noch das Video von Eddie Avakian ans Herz legen, der die Geschichte von Camco Drums im folgenden Video sehr gut aufbereitet hat, so einige Hintergrundinfos für diesen Artikel habe ich aus seinem Video bekommen. Schaut es euch unbedingt an.