DETAILS
Der Alchemy versucht den Spagat zwischen komplexer Synth- Maschine und leichter Bedienung: Wer beim Cameleon 5000 mit den Ohren geschlackert hat, weil dort das “Parametergrab” Additive Synthese wiederbelebt wurde, kann jetzt nur noch mehr schlackern: Zur additiven Synthese sind Spektrale- und Granularsynthese hinzugekommen, alle drei mit der Möglichkeit zur Resynthese. Dazu kommt ein ausgewachsener Sampler und eine virtuell-analoge Maschine.
Pro Klangquelle, beim Alchemy Source genannt, kann man sich drei Synthesearten aussuchen. Und weil der Alchemy vier Sources bietet, sind wir schon gleich am Anfang bei 12 Oszillatoren.
Jede Source durchläuft ihren eigenen Filter, bevor alle Sources zusammen in die beiden Hauptfilter kommen. Nachdem in der Modulations-Sektion die LFOs und Hüllkurven zugeschaltet wurden geht es dann zum Schluss in die Effekte. Dazu gibt es noch eine gehörige Portion Sequenzer und einen mächtigen Arpeggiator.Um mal ein paar Zahlen zu nennen: die Sources können jeweils 3 Filter haben, bei den Hauptfiltern kann man aus 50 Stück wählen und in der Effekt-Sektion lassen sich weitere 13 Effekte bis zu fünffach stapeln. Installation
Um Alchemy zu installieren, müssen zunächst 1,4 GB Daten von camelaudio.com geladen werden. Da der Alchemy leider keine Stand-Alone besitzt, muss noch ein VST-Host her. Dafür darf das Programm mit einer Lizenz auf mehreren Computern installiert werden, sofern man der Besitzer der Computer ist.
Die Oberfläche
Die Oberfläche des Alchemy ist in sechs Teile geteilt und ganz schön grau. Dafür können Werte auf unterschiedlichste Art eingegeben werden: so kann man einstellen, ob man die Knöpfe horizontal, vertikal oder im Kreis bewegen will, es gibt Kontextmenüs und die Werte werden sowohl im Klartext, als auch durch einen Zeiger auf dem Knopf sowie einen blauen oder gelben Ring um den Knopf herum, gezeigt. Herz, was willst Du mehr?
Die Sources
Die Sources können entweder alle gleichzeitig oder einzeln mit allen Einstellmöglichkeiten angezeigt werden.
Alchemys Soundmaschine besteht aus vier identischen Stimmen, die jeweils bis zu drei Synthesearten gleichzeitig zur Verfügung stellen können:
Für dich ausgesucht
- Additive Synthese / Virtuell Analoge (VA) Synthese
- Spektralsynthese / Noise / Filtered Noise
- Granularsynthese / Sampler
Die Oberfläche der Sources ist in zwei Reihen geteilt. Die obere Reihe bleibt immer gleich, die untere wechselt je nach gewählter Syntheseart.
Wir sehen die üblichen Regler wie Tonhöhe, Panorama etc. Alle Drehregler können auch Modulationsziele sein, man kann so z.B. das Vor- und Zurückfahren in Samples automatisieren. Der Klick auf das Drop-Down-Menu, das sich hinter dem Klangnamen (hier: Tuba) verbirgt, offenbart einen Blick in die vielfältigen Möglichkeiten: Wir sehen viele verschiedene Optionen, z.B. zum Laden von Wave-Files, zum Laden der VA-Maschine, zum Importieren von Klängen etc
Das Bild oben zeigt die schöne, mitgelieferte Sample-Bibliothek, sauber in Unterordner aufgeteilt. Auch wer keine Lust zum Sampeln hat, wird hier fündig – keine Sorge!
Alchemy versieht jedes Sample automatisch mit fünf Markern für Attack, Sustain und Loop-Phasen, was einem viel Mühe abnimmt.
Im unteren Teil des Source-Fensters befinden sich die Einstellungen für die verschiedenen Synthesemöglichkeiten und die Source-Filter.
Additive Synthese
Bei der Additiven Synthese wird ein Klang aus seinen Grundbausteinen, den Sinustönen, aufgebaut. Die Lautstärke der einzelnen Sinustöne und vor allem deren Modulation bestimmen maßgeblich die Klangfarbe.
Durch das Ändern der Lautstärke einzelner Sinustöne wird das Morphen von einer Klangfarbe in eine andere, z.B. von Babygeschrei zur Trompete, zum Kinderspiel. Theoretisch. Praktisch ist das eine Qual, weil es Hunderte Parameter zu beherrschen gilt. Alchemy bietet zwar auch die Möglichkeit, von “null” anzufangen, schneller geht es aber mit einem Sample als Ausgangspunkts, das im Editor weiter bearbeitet werden kann.
Der Wave-Editor im Additive Modus bietet eine ähnliche Oberfläche wie beim Cameleon 5000, hat aber einiges mehr auf der Pfanne. So kann jetzt z.B. jeder Oberton einzeln ins Panorama gestellt werden.
Virtuelle analoge Synthese
Hinter der virtuell analogen Synthese versteckt sich nichts anderes als die subtraktive Synthese, wie man sie von den alten analogen Synthesizern kennt: Wellenformen wie Rechteck, Dreieck, Sägezahn und Co. stehen am Anfang der Kette und werden von Envelopes und Filter im Klang verändert.
Spektrale Synthese
Spektrale Synthese ist ähnlich wie Additive Synthese, allerdings werden hier die einzelnen (Sinus)-Teiltöne in Frequenzbänder zusammengefasst. Man spricht dann auch nicht mehr von den Lautstärken der einzelnen Sinustöne, sondern von der Energie, die in einem Frequenzband vorherrscht. Schließlich gibt es auch noch den Editor für Spektrales, der sieht dann so aus:
So eine Spektralanalyse sieht immer aus wie ein Bild und ja: der Alchemy importiert auch Bilder im .png-Format. Man kann aber auch selbst künstlerisch tätig werden, wie man oben sehen kann.
Granulare Synthese
Bei der Granularen Synthese wird eine Audiodatei horizontal in ganz kleine Stückchen geschnitten, also in kleinste Audioteilchen von ein paar Millisekunden Länge. Würde man diese Audioteilchen wieder ganz normal aneinanderreihen, hätten wir das ursprüngliche Sample zurück.
Aber man kann natürlich noch ganz andere Sachen machen: Die Audioteilchen durcheinanderwirbeln, sie langsamer oder schneller abspielen, durch sie hindurch fahren oder sogar im Klang stehenbleiben. Dabei wird einfach das letzte gespielte Audioteilchen immer wieder geloopt – weil es aber so klein ist, merkt man nicht, dass da was geloopt wird. Das Ganze hört sich wie ein stehender Klang an. Ein entscheidender Vorteil der Granularsynthese ist im Übrigen der, dass man Audiomaterial in der Geschwindigkeit, ohne Einfluss auf die Tonhöhe, bzw. andersherum, bearbeiten kann.
Sampler
Zusammen mit den Controllern im oberen Teil der Source-Fenster (Loop, Pan, Tune, Position, Stretch etc.) und dem Wave-Editor bietet Alchemy einen voll ausgewachsenen Sampler, der einem das Importieren und Bearbeiten der Samples so leicht wie möglich macht. Wie beim Nord Wave werden die Samples dann durch den üblichen, subtraktiven Wolf gedreht.
Source Filter
Pro Source stehen drei Multimode-Filter zur Verfügung, die parallel oder seriell gefahren werden können.
Morph
Der Cameleon 5000 war berühmt für seine Morphing-Qualitäten und der Alchemy steht dem natürlich in nichts nach. Rechts neben den Sources ist das eher unscheinbare Morphfenster angesiedelt.
Gemorpht wird in der Synthesizer-Welt ja ziemlich viel, sei es, dass ein Regler, viele Regler bewegt (Clavia), von einem Patch zum anderen gemorpht wird (NI) oder dass einfach nur die Lautstärken ein- und ausgeblendet werden; Crossfades sozusagen. Die Möglichkeiten Alchemys gehen aber weit darüber hinaus, weil hier mit Hilfe von additiver und granularer Synthese gemorpht werden kann.
Filter
Nachdem alle Klänge der Sources gebündelt wurden, geht es in die beiden Hauptfilter. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt! 50 Filter stehen zur Auswahl und auch die Module von CamelPhat und CamelCrusher finden sich hier.
Modulation
Auch Alchemys Modulationsmöglichkeiten sind riesig: komplett editierbare LFOs, ADHSR-Envelopes, ein MSEG (das ist ein Envelope mit beliebig vielen Segmenten), 128 Step Sequencer, Modulation Maps und der vom Cameleon bekannte XY-MSEG, der die vier verschiedenen Soundsources zum Tanzen bringt – das alles gibt es 16-mal und mit allen erdenklichen Einstellungen.
Arpeggiator und Effekte
Der Arpeggiator ist komplett ausgestattet und bietet intern auch noch spezielle Arpeggiatorsequenzer.
Schließlich wären da noch die Effekte. Zur Verfügung stehen Hall, Delay, Distortion, Equalizer, Multimodefilter, Bass Enhancer, Kompressor, Gain und Panorama in gewohnter CamelAudio-Qualität. Hervorzuheben ist hier besonders der neue und hervorragende AcousticReverb.