Praxis
Klangfarben (Tones)
Mit 600 Klangfarben, bei Casio traditionell „Tones“ genannt, trägt das CT-X700 ziemlich dick auf. In dem riesigen Angebot wird nichts ausgelassen. Von Pianos, E-Pianos und Orgeln über sämtliche Orchesterinstrumente, viele Gitarren und Bässe bis hin zu etlichen Synthesizer-Sounds und Klängen der Weltmusik kann man hier aus dem Vollen schöpfen. Die neue Klangerzeugung hört auf den Namen „AiX“ und stellt insgesamt eine klare Verbesserung gegenüber früheren Casio-Keyboards dieser Preisklasse dar. So gibt es deutlich mehr Stereo-Klänge als bei den Vorgängern, und viele Sounds verfügen über mehrere Velocity-Stufen, sodass die Anschlagstärke nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Klangfarbe beeinflusst. Zum Beispiel kann man bei einigen Gitarren- und Bläsersounds durch starken Anschlag Effekte wie „Slides“ oder „Bends“ hervorbringen.
Wenn man die Entwicklung der Casio-Keyboards in den letzten Jahren verfolgt hat, dann fällt auf, dass das CT-X700 viele neue Samples enthält. Insbesondere die Bereiche Piano (mit den neuen Stereo-Sounds „Stage Piano“ und „Grand Piano“), Gitarren, Streicher, Blasinstrumente und Synthesizer konnten davon profitieren. Deutlich verbessert haben sich die E-Gitarren-Klänge und die Drums, was sich auch in vielen Rhythmen positiv bemerkbar macht. Und wer eher in modernen Dance-Stilen zu Hause ist, findet im CT-X700 etliche aktuelle Synthesizer-Sounds, die einen klaren Fortschritt gegenüber den Vorgängermodellen darstellen. Auch wenn natürlich klar sein sollte, dass das CT-X700 immer noch ein Keyboard in der Einsteiger-Klasse ist und klanglich nicht an Profi-Instrumente heranreicht, muss ich Casio hier ein Lob aussprechen: Mit dem CT-X700 wurde die Klangqualität der Casio-Keyboards dieser Klasse zum ersten Mal seit geraumer Zeit wieder spürbar verbessert.
Die Effektsektion wurde ebenfalls überarbeitet. Der Halleffekt bietet 20 verschiedene Typen von kleinen Räumen bis hin zur Kathedrale, die sich über das Funktionsmenü auswählen lassen. Der Chorus-Effekt verfügt über zehn Settings. Wie auch den Sounds muss man den Effekten eine deutliche klangliche Verbesserung gegenüber früheren Casio-Keyboards attestieren. Zwar gibt es keinerlei erweiterte Regelmöglichkeiten, aber man kann viele Klänge damit effektiv verfeinern.
Split und Layer
Das CT-X700 besitzt Split- und Layer-Funktionen, die sich auch gleichzeitig einsetzen lassen. So kann man bis zu drei Klangfarben über die Tastatur spielen – zwei übereinander geschichtete in der rechten und eine weitere in der linken Hand. Der Splitpunkt lässt sich verändern und mit Registrierungen speichern. Auch die Oktave kann für jeden Part getrennt eingestellt werden. Leider ist jedoch das Lautstärkeverhältnis der drei Parts nicht regelbar, und die Effektanteile können auch nur global justiert werden. Beides war bei früheren Modellen schon einmal möglich, weshalb das Fehlen dieser Funktionen etwas verwundert.
Automatische Harmonisierung und Arpeggiator
Mit dem Button „A.Har/Arpeg“ erreicht man die Funktion zur automatischen Harmonisierung der Melodiestimme. Das Keyboard kann der gespielten Melodie in Abhängigkeit von den Akkorden in der linken Hand automatisch weitere Stimmen hinzufügen, bis hin zum mehrstimmigen Satz. Derselbe Knopf ruft auch den Arpeggiator auf, wobei man ihn dafür erst entsprechend konfigurieren muss. Der Arpeggiator erzeugt aus gespielten Noten und Akkorden rhythmische Patterns. Bei den 100 vorprogrammierten Patterns ist von klassischen Synthesizer-Arpeggios bis hin zu Gitarren- und Klavierfiguren und Basslines alles dabei. Vor allem Freunde der elektronischen Musik dürften sich über diese Funktion freuen!
Rhythmen
Unter den 195 Rhythmen des CT-X700 sind etliche, die mir bisher unbekannt waren und anscheinend für die CT-X Serie neu programmiert wurden. Viele andere sind aus früheren Casio-Keyboards bekannt, klingen durch die neuen Sounds jetzt aber besser und lebendiger. Das Angebot reicht von Styles aus der aktuellen Pop- und Rockmusik über Soul, Funk, Oldies, Jazz und Latin bis hin zu überraschend vielen Rhythmen aus dem Bereich der Weltmusik. Auch gibt es eine Reihe von sogenannten „Piano-Rhythmen“; das sind einfach gehaltene Begleitungen mit einem Schwerpunkt auf Piano-Klängen. Wer den einen oder anderen Rhythmus vermisst, findet im CT-X700 zehn Speicherplätze für User-Rhythmen vor, die sich mit der Data-Manager-Software über die USB-Verbindung mit zusätzlichen Rhythmen füllen lassen.
Alle Rhythmen verfügen über zwei Variationen mit Fill-Ins sowie je ein Intro und ein Ending. Außerdem gibt es zu jedem Rhythmus ein „One Touch Preset“, mit dem automatisch ein passendes Tempo sowie eine passende Klangfarbe eingestellt wird. Für diese wichtige Funktion fehlt aus unerfindlichen Gründen leider der Aufdruck auf dem Bedienfeld, sodass man sie leider nur findet, wenn man die Anleitung liest.
Im Sound der Begleitautomatik spiegelt sich die deutlich verbesserte Qualität der Klänge wieder. Verglichen mit früheren Casio-Keyboards dieser Klasse klingt der Arranger viel druckvoller und authentischer. Vor allem die große Auswahl von Drumsounds und die neuen Gitarren und Bässe fallen positiv auf. Die neuen Rhythmen sind musikalisch und detailreich programmiert. Manche Rhythmen erinnern recht unverhohlen an aktuelle und ältere Hits, die sich damit sehr authentisch darbieten lassen. Für andere Songs sind sie dann allerdings eher weniger geeignet.
Nach meinem Empfinden neigt die Begleitautomatik im Vergleich mit der Konkurrenz etwas stärker zum „Stolpern“ bzw. zum abrupten, rhythmisch nicht ganz sauberen Einsetzen von Elementen wie Bläsern oder Pads, wenn man mal ein Fill nicht ganz genau trifft. Auch sind einige Intros und Endings für meinen Geschmack musikalisch etwas übertrieben ausschweifend geraten. Insgesamt ist das aber kein großes Problem und der Arranger macht seinen Job sehr gut.
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Songs und Übungsfunktionen
Mit 160 Songs bringt das CT-X700 eine umfangreiche Musikbibliothek mit. Die Songs unterteilen sich in die Bereiche „World“ (traditionelle Lieder aus aller Welt), „Event“ (Weihnachtslieder) und „Piano Classics“ (Klavier-Klassiker). Außerdem gibt es im Bereich „Exercise“ 50 spezielle Übungsstücke. Mit den integrierten Übungsfunktionen kann man die Songs erlernen. Im „Easy Mode“ wartet das Keyboard mit der Songwiedergabe, bis man die richtige Note gespielt hat, die zur Orientierung im Display angezeigt wird. Außerdem gibt es eine dreistufige Übungsfunktion mit den Lektionen „Listen“ (Song anhören), „Watch“ (die Noten werden im Display angezeigt und das Keyboard wartet mit der Begleitung) und „Remember“ (ohne Display-Anzeige der Noten). Am Ende jeder Lektion beurteilt das Keyboard den Übungsfortschritt. Die rechte und linke Hand lassen sich in allen Lektionen separat oder gemeinsam üben. Außerdem kann man den Song in einzelne Phrasen unterteilen, um bestimmte Stellen gezielt zu üben. Man kann davon ausgehen, dass Casio für das CT-X700 wieder ein Liederbuch mit den integrierten Songs zum Download anbieten wird, wie es auch für die Keyboards der CTK-Reihe verfügbar ist. Zum Testzeitpunkt war das aber noch nicht der Fall.
Recorder
Das CT-X700 verfügt über einen integrierten MIDI-Recorder mit sechs Spuren. Eine davon zeichnet die Begleitautomatik auf, während die übrigen fünf für Keyboard-Parts und Overdubs zur Verfügung stehen. Im Speicher ist Platz für fünf Songs. Ein sechster Speicherplatz steht für das Spielen zu einem der integrierten Songs zur Verfügung. Die Gesamtkapazität beträgt 40.000 Noten. Mit der Data-Manager-Software lassen sich aufgenommene Songs auf einem Computer archivieren, um den internen Speicher für weitere Aufnahmen frei zu räumen.
Registrierungsspeicher
Was Einsteiger-Keyboards häufig vermissen lassen oder nur in sehr rudimentärer Form anbieten, ist eine Speichermöglichkeit für eigene Einstellungen. Das CT-X700 wartet mit einem Registrierungsspeicher auf, in dem man bis zu 32 Settings sichern kann. Gespeichert wird die komplette Einstellung des Keyboards, also Klangfarben, Rhythmus, Effekteinstellungen, Tempo, Transposition, Splitpunkt, etc.
Praktisch ist die Freeze-Funktion, mit der bestimmte Elemente ausgenommen werden können, wenn man die Registrierung wechselt. So kann man zum Beispiel sicherstellen, dass sich beim Wechsel von einem Setting zum nächsten das Tempo oder die Transposition nicht ändern. Allerdings sind die Einstellungen für diese Funktion nur über einen recht langen Weg durch das Funktionsmenü zu erreichen, weshalb man sie nur schwerlich spontan während des Spielens konfigurieren kann.