ANZEIGE

Casio CTK-2200 Test

Praxis

Tones
Mit insgesamt 400 Klangfarben hat das Casio CTK-2200 gegenüber dem Yamaha PSR-E233 knapp die Nase vorn. Wie erwartet, decken die Klänge ein breites Spektrum ab. Von Pianos über Orgeln, Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser bis hin zu allerhand Synth-Sounds ist hier für jeden etwas dabei. Insbesondere fällt auf, dass das CTK-2200 eine große Auswahl von orientalischen und asiatischen Klängen an Bord hat – deutlich mehr als das Yamaha-Modell. Bei genauer Betrachtung stellt man jedoch fest: Die stolz präsentierte Anzahl von 400 Tones ist etwas gemogelt. Auf den Speicherplätzen 267-394 befinden sich gebündelt die 128 Klänge des GM-Standards, wodurch sich etliche Sounds wiederholen. Sei’s drum – genügend Tones sind jedenfalls definitiv drin. Auf einen Split- oder Layer-Modus, mit dem sich zwei Klänge gleichzeitig spielen ließen, muss man bei diesem Modell aber leider verzichten.
Im direkten Vergleich mit der Konkurrenz von Yamaha fallen die Sounds des CTK-2200 leider etwas ab. Für den günstigen Preis des CTK-2200 geht die Qualität der meisten Klänge aber dennoch in Ordnung. Klar, in höherpreisigen Keyboards findet man heutzutage deutlich realistischere Sounds, aber hier gibt es ein breites Angebot zu einem sehr günstigen Preis. Wirklich gruselig sind nur die verzerrten Gitarren, die aber auch kein anderes günstiges Keyboard anständig hinbekommt. Schade ist auch, dass nur sechs Drumkits enthalten sind, und darunter keines ist, das halbwegs aktuelle Dance- bzw. Hip-Hop-Drums beinhaltet.
Dass der Sound des Keyboards trotz der Klangfülle immer etwas leblos bleibt, liegt in erster Linie an der fehlenden Anschlagdynamik. Auch Anfänger werden schnell feststellen, dass die Ausdrucksmöglichkeiten dadurch sehr begrenzt sind. Hinzu kommt, dass die Tastatur zwar gut aussieht, aber ein etwas merkwürdiges Spielgefühl vermittelt. Der Ton wird irgendwo in der Mitte des Tastenwegs ausgelöst, was sich nur schwer kontrollieren lässt. Ich empfehle jedem ambitionierten Einsteiger, gleich in ein nur wenig teureres Modell mit Anschlagdynamik zu investieren. Es lohnt sich!
Leider besitzt das CTK-2200 abgesehen von einem in der Intensität regelbaren Halleffekt auch keine weiteren Möglichkeiten, die Klänge noch zu verändern oder dem eigenen Geschmack anzupassen. Hier zieht das Modell den Kürzeren gegenüber dem PSR-E233, dass mit mehreren Halltypen und einigen Chorus-Effekten punkten kann.
In den folgenden Klangbeispielen sind einige Tones zu hören. Die wichtigsten Klänge habe ich bei allen Keyboards in diesem Testmarathon mit ähnlichen Figuren aufgenommen, damit man sie gut vergleichen kann. 

Audio Samples
0:00
Grand Piano E-Pianos Rock Organ Pfeifenorgeln Steel Guitar Overdrive Guitar Strings / Wide Strings Tenor Sax / Alt Sax Trompete Old Tape Pad Drumkits

Rhythmen
150 verschiedene Rhythmen bietet das CTK-2200. Das sind anderthalb mal so viele wie beim Yamaha PSR-E233. Wie auch bei den Tones ist hier das volle Programm vertreten, von Pop und Rock über Dance, Soul, Latin und Jazz bis hin zu etlichen Standardtänzen. Nur die aktuellen Hip-Hop- und Dance-Stile kommen etwas zu kurz. Im Gegensatz zum Yamaha-Modell besitzt das CTK-2200 auch eine große Auswahl an orientalischen und asiatischen Rhythmen. Schon mal was von JiangNan, DongBeiY, Miaozu oder Kroncong gehört? Macht nichts, mit diesem Keyboard kann man das alles spielen! Außerdem bietet das Keyboard eine Reihe von Piano-Rhythmen, die eine Klavierbegleitung erzeugen.
Die Rhythmen verfügen über zwei Variationen mit unterschiedlicher Intensität. Außerdem gibt es jeweils ein Intro, ein Ending und zwei Fill-Ins. Eine “One Touch Preset”-Funktion wählt auf Wunsch einen passenden Tone und ein Tempo aus. Etwas unpraktisch ist, dass man für den Wechsel der Variation mit gleichzeitigem Fill immer zwei Tasten drücken muss: Fill und die jeweils andere Variation. Keines der beiden günstigsten Keyboards in diesem Testmarathon hat hier eine überzeugende Lösung parat. Das Yamaha kann kein Fill ohne Wechsel der Variation erzeugen. Das beherrscht das Casio zwar, scheitert dafür aber am Variationswechsel mit gleichzeitigem, automatischen Fill-In…
Die Rhythmen des Casio CTK-2200 haben mich nicht vollends überzeugen können. Zwar sind sie durchaus lebendig und einfallsreich programmiert, aber der Gesamtsound der Begleitautomatik ist weniger ausgewogen und auch weniger druckvoll als bei der Konkurrenz. Zudem sind viele Rhythmen fast schon etwas zu verspielt, um in der Praxis gut zu verschiedenen Songs zu passen. Die Intros und Endings sind oft recht lang und nicht immer ganz stilsicher. Hier hört ihr einige Rhythmen – bisweilen auch mit dem per “One Touch Preset” eingestellten Tone und Tempo.

Audio Samples
0:00
16 Beat Shuffle 60s Soul 60s 8 Beat Rock Ballad Trance Disco Soul Modern RnB Bluegrass Piano Rock’n’Roll

Die folgenden Rhythmen habe ich, soweit möglich, mit allen Testkandidaten aufgenommen, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen:

Audio Samples
0:00
8 Beat 16 Beat Straight Rock Soul Disco Pop Big Band Fast Bossa Samba Reggae Cha Cha Polka Wiener Walzer

Songs und Lernfunktion
Die 110 Songs, die im CTK-2200 integriert sind, reichen von Gassenhauern wie “Greensleeves”, “House Of The Rising Sun” und “Little Brown Jug” über die Weihnachtshitparade bis hin zu Klassikern der einfachen Klavierliteratur (Menuett in G, Mondscheinsonate, Gymnopédie No.1…). Ja, auch “Für Elise” ist dabei! Die Ausstattung mit Songs deckt sich mit dem Inhalt des mitgelieferten Songbooks. Man kann die Songs anhören und dazu spielen, wobei Noten und Fingersatz im Display angezeigt werden. Außerdem gibt es eine mehrstufige Unterrichtsfunktion, die in mehreren Lektionen schrittweise an den Song heranführt. Dazu wird der Titel in Phrasen aufgeteilt, die man nacheinander übt. Zögert man zu lange, flüstert einem eine freundliche Frauenstimme den richtigen Finger zu. Wenn man die Phrase korrekt und einigermaßen flüssig gespielt hat, belohnt einen das Display mit einem aufmunternden “Bravo!”, und es geht zur nächsten Phrase. Am Ende ist man in der Lage, den Song in voller Länge zu spielen. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Anfänger an dieser Funktion Spaß haben und schnell zu Ergebnissen kommen. Natürlich lernt man mit solch einer virtuellen Lehrerin nicht wirklich Klavier spielen, aber wer das möchte, kauft sowieso (hoffentlich) ein anderes Instrument. Im folgenden Beispiel versuche ich mich an der Melodie von “When The Saints Go Marching In”:

Audio Samples
0:00
Lernfunktion

Sampling-Funktion
Die integrierte Sampling-Funktion ermöglicht es, Tonsignale über den Audio-Eingang aufzunehmen und auf der Tastatur oder den Voice-Pads zu spielen. Das bietet meines Wissens kein anderes Keyboard in dieser Preisklasse. Leider ist die Aufnahmezeit mit maximal einer Sekunde mehr als begrenzt, und auch die Aufnahmequalität lässt zu wünschen übrig. Trotzdem eröffnet sich hier eine große Spielwiese!
Der erste Modus, “Vollsampling” genannt, nimmt eine Sekunde lang auf, sobald am Eingang ein bestimmter Pegel überschritten wird. Leider gibt es keine Einstellmöglichkeit für die Eingangsempfindlichkeit, sodass man die Aufnahmelautstärke am jeweils verwendeten Abspielgerät justieren muss. Anschließend kann man den gesampelten Sound auf der Tastatur und den Voice-Pads spielen, wobei die unterschiedlichen Voice-Pads verschiedene Effekte hervorrufen, die je nach Ausgangsmaterial von lustig bis völlig bescheuert reichen. Genau kontrollieren oder einstellen lassen sie sich leider nicht.
Schade, dass das Keyboard weder ein eingebautes Mikrofon noch einen Mikrofoneingang hat! Das würde die direkte Aufnahme von Gesang oder Sprache ermöglichen, was den Spaßfaktor noch erheblich steigern würde. So ist man leider auf Signalquellen wie Audioplayer oder andere Keyboards beschränkt, die sich an den Eingang anschließen lassen. Im nächsten Beispiel habe ich mit einem Sprachsample experimentiert.

Audio Samples
0:00
Sampling Sprache

Im “Kurzsampling”-Modus stehen drei Samples von je gut 0,3 Sekunden Länge zur Verfügung. Das ist sehr kurz, reicht aber für viele Drumsounds. Die Voice-Pads 1-3 lassen sich so mit drei verschiedenen, sehr kurzen Klängen belegen. Der Clou dabei ist, dass sich diese Samples dann auch in den eingebauten Rhythmen verwenden lassen. Ist die “Drum Assign”-Funktion aktiviert, werden Bassdrum, Snare und auf Wunsch auch weitere Elemente des eingestellten Rhythmus durch die aufgenommenen Samples ersetzt. In der Praxis gestaltet sich das nicht ganz einfach, weil man weder die Lautstärke der Samples nachträglich ändern kann (man muss also schon bei der Aufnahme auf eine angemessene Lautstärke achten), noch genauen Einfluss darauf hat, welches Sample wo verwendet wird. Auch die verbesserungswürdige Sample-Qualität fällt bei der Verwendung von Samples in den Rhythmen auf. Trotzdem ist das eine tolle Funktion, die das Casio CTK-2200 in dieser Preisklasse von der Konkurrenz abhebt. Im nächsten Beispiel habe ich versucht, die Kickdrum eines Rhythmus durch ein eigenes Sample zu ersetzen. Zunächst ist der Original-Rhythmus zu hören, und dann die Version mit der selbst aufgenommenen Kick.

Audio Samples
0:00
Sampling Drums

Sehr schade ist, dass sich die Samples nicht dauerhaft im Gerät speichern lassen. Beim Ausschalten ist alles weg, und man muss beim nächsten Mal von vorne anfangen. Auch die schlechte Aufnahmequalität und die fehlende Möglichkeit, die Samples nachträglich zu bearbeiten und in der Lautstärke zu ändern, machen die Sampling-Funktion letztlich zur Spielerei. Aber Spaß macht das schon! 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.