Praxis
Tones
Die 400 Tones des CTK-3200 sind mit denen des kleinen Bruders identisch. Allerdings lassen sie sich hier dank Anschlagdynamik und Pitchbend-Rad wesentlich ausdrucksstärker spielen, wodurch sie gleich viel besser wirken. Das Angebot reicht von Pianos und anderen Tasteninstrumenten über reichlich Orchesterklänge, Gitarren und Bässe bis hin zu Synth-Sounds und einer überraschend großen Auswahl von orientalischen und asiatischen Klängen. Leider bietet das CTK-3200 keine Möglichkeit, zwei Tones zu kombinieren, wenn man von einigen festgelegten Kombinationen wie Piano+Streicher einmal absieht. Es gibt weder einen Split- noch einen Layer-Modus. Die Qualität der Sounds haut mich nicht vom Hocker, aber für ein so günstiges Keyboard kann man sich wirklich nicht beschweren. Nur das Fehlen von brauchbaren Drumkits ist etwas schade. Vor allem aktuelle Drums für Hip Hop und Dance sind Mangelware. Bei insgesamt 400 Tones erscheinen die fünf enthaltenen Drumkits schon etwas mickrig.
Das CTK-3200 ist ein reiner Preset-Player. Es gibt keine Möglichkeit, die Klänge zu verändern und dem eigenen Geschmack anzupassen. Mit Ausnahme des in 10 Stufen regelbaren Halleffekts (der aber klanglich etwas dürftig ist und immer auf das gesamte Keyboard wirkt) gibt es auch keine Effekte. Wer Lust hat, an Sounds kreativ herumzubasteln, wird sich deshalb in einer höheren Preisklasse umsehen müssen.
Hier hört ihr einige Klangbeispiele der Tones des CTK-3200. Die wichtigsten Instrumente habe ich bei allen Kandidaten dieses Testmarathons mit ähnlichen Phrasen aufgenommen, damit ein direkter Vergleich möglich ist.
Rhythmen
Auch die 150 Rhythmen des CTK-3200 entsprechen dem Angebot des günstigeren CTK-2200. Die Palette reicht von Pop- und Rock-Stilen über Oldies, Schlager, Standardtänze, Latin und Jazz bis hin zu zahlreichen exotischen Stilen, die für europäische Ohren ungewohnt klingen. Auch eine Reihe von “Piano Rhythms”, die eine Klavierbegleitung erzeugen, sind dabei.
Die Begleitautomatik verfügt über zwei Variationen pro Rhythmus, sowie jeweils zwei Fill-Ins, ein Intro und ein Ending. Etwas störend ist, dass es nicht möglich ist, mit einem Fill automatisch zur jeweils anderen Variation zu wechseln. Man muss immer zwei Knöpfe drücken: Einen für das Fill und einen weiteren für den Variationswechsel. Ansonsten schlägt sich die Automatik aber gut und erkennt zuverlässig auch kompliziertere Akkorde. Eine One Touch Preset genannte Funktion stellt auf Wunsch das Tempo und den Tone passend zum Rhythmus ein. Leider lässt sich der Splitpunkt, also der Tastaturbereich, der für die Begleitautomatik zuständig ist, nicht einstellen – das Yamaha PSR-E233 kann das.
Die Rhythmen selbst sind “kreativ” programmiert, wobei das leider durchaus nicht nur positiv gemeint ist. Es ist eine Gratwanderung, eine automatische Begleitung so zu programmieren, dass sie zu möglichst vielen Songs passt. Weder darf sie langweilig klingen, noch sich durch zu viele verspielte Details in den Vordergrund spielen. Bei diesem Keyboard schlägt das Pendel wie bei seinem kleinen Bruder leider gelegentlich etwas in Richtung “too much” aus. Auch ist der Gesamtsound oftmals nicht wirklich stimmig und ausgewogen. Schon beim sehr günstigen Yamaha PSR-E233 klingt die Begleitautomatik insgesamt runder und druckvoller und gleichzeitig stilsicherer und universeller einsetzbar. Trotzdem bietet das CTK-3200 eine Fülle von Rhythmen, unter denen für fast jeden Song etwas dabei sein dürfte.
Da die Rhythmen des CTK-3200 vollständig identisch mit denen des “kleineren” CTK-2200 sind, könnt ihr euch auch die Klangbeispiele im Testbericht dazu anhören. Hier folgen noch einmal die Wichtigsten:
Und hier noch ein paar weitere Rhythmen, die auf dem CTK-3200 aufgenommen wurden:
Songs und Lernfunktion
Die Liste der 110 Songs des CTK-3200 beinhaltet die üblichen Klassiker wie Entertainer, Für Elise, Amazing Grace, Auld Lang Syne und Waltzing Matilda. Auch typische Klavierunterrichtsstücke wie die Mondscheinsonate und der Türkische Marsch sind dabei, genauso wie die beliebtesten Weihnachtshits. Beim Abspielen der Songs werden die zu spielenden Noten im Display grafisch in der Notendarstellung und auf der Minitastatur angezeigt, sodass man mitspielen kann. Gleichzeitig zeigt das Keyboard den zu verwendenden Fingersatz in einer speziellen Grafik an. Alternativ dazu kann man das mitgelieferte Songbook aufschlagen, das alle im Keyboard installierten Songs in gedruckter Form enthält.
Zusätzlich bietet das CTK-3200 eine Unterrichts-Funktion mit mehreren, aufeinander aufbauenden Lektionen. Dafür werden die Songs in einzelne Phrasen unterteilt, die man nacheinander üben kann. Man hat die Möglichkeit sich Schritt für Schritt an den ganzen Song “heranzutasten”, wobei eine Frauenstimme weiterhilft und den richtigen Finger ansagt, wenn man zu lange zögert. Hat man eine Phrase erfolgreich gemeistert, wird man vom Keyboard mit einem euphorischen “Bravo!” belohnt. Die Funktion macht Spaß und ermöglicht es tatsächlich, die mitgelieferten Songs Schritt für Schritt zu erlernen. Die technischen Feinheiten des Klavierspiels lernt man so natürlich nicht, aber dafür ist so ein Keyboard ja auch nicht gedacht. Hier bin ich zu hören, wie ich mit Hilfe der virtuellen Lehrerin versuche, endlich “Sur le pont d’Avignon” spielen zu lernen.
Sampling-Funktion
Eine Möglichkeit, selbst Sounds zu sampeln, die sich dann auf der Tastatur spielen lassen, ist in einem so günstigen Keyboard eine Rarität. Mit dem CTK-3200 kann man eine Sekunde Tonsignale vom Audio-Eingang aufnehmen und diese dann auf der Tastatur oder den Voice-Pads spielen. Dabei steht eine Reihe von ulkigen Effekten zur Verfügung, die das Sample verfremden. Eine Sekunde Samplingzeit ist natürlich nicht besonders viel, aber man kann schon allerhand damit anstellen. Eher wird der Nutzen der Funktion vom fehlenden Mikrofoneingang (oder eingebautem Mikrofon) geschmälert. So ist es leider nicht möglich, mal eben etwas zu sprechen oder zu singen und sich dabei selbst aufzunehmen. Das geht nur über den Umweg über einen externen Recorder. Schade – so eine Möglichkeit wäre für viele kreative Experimente gut gewesen. Auch ist die Aufnahmequalität recht dürftig. Trotzdem kann man mit der Sampling-Funktion eine Menge anstellen. Hier hört ihr ein Klangbeispiel mit einem Sprachsample:
Für dich ausgesucht
Neben der Möglichkeit, eine volle Sekunde zu sampeln, lässt sich die Sampling-Zeit auch in drei Abschnitte zu jeweils gut 0,3 Sekunden unterteilen. So kann man zum Beispiel drei verschiedene Schlagzeugsounds sampeln. Toll ist dabei, dass sich diese mittels der Drum Assign-Funktion dann auch in den eingebauten Rhythmen verwenden lassen. Zwar sind auch hier die Möglichkeiten recht eingeschränkt, aber das Ganze geht dennoch weit über das hinaus, was ich von einem Keyboard zu diesem Preis erwartet hätte. Im nächsten Klangbeispiel ersetze ich die Kickdrum eines Rhythmus durch einen selbst gesampelten Sound:
Leider kann man die Samples nicht dauerhaft im Keyboard speichern – beim Ausschalten werden sie gelöscht. Das ist schade und bedeutet, dass die Sampling-Funktion insgesamt doch nur eine nette Spielerei bleibt. Den Spaßfaktor erhöht sie jedoch definitiv!
Weisssilber sagt:
#1 - 13.04.2017 um 18:29 Uhr
Also für 10 Euro hätte ich das Gerät auch gerne ;)