Praxis
Bedienung
Nach dem Druck auf den Ein/Aus-Taster fährt das Casio MZ-X500 in ungefähr 15 Sekunden hoch. Zum Ausschalten des Keyboards muss man den Power-Taster länger drücken. Nach vier Stunden ohne Bedienung wird das Gerät automatisch ausgeschaltet. Diese Funktion kann deaktiviert werden.
Als erstes erscheint nach dem Einschalten ein Fenster, in dem alle wichtigen Menüs auf zwei Seiten aufgelistet sind. Das Touch-Display hat auf der rechten Seite eine senkrechte schwarze Leiste, die immer sichtbar bleibt und drei wichtige Touch-Funktionen enthält. Berührt man diese “Schnellpalette” oben (MENU), so erreicht man den eben erwähnten Menü-Bildschirm, der auch beim Einschalten erscheint, Ein Tippen auf die Mitte (MAIN) führt zum Hauptfenster, in dem alle wichtigen Grundeinstellungen des Keyboards dargestellt sind und geändert werden können. Berührt man die Schnellpalette unten (EXIT), so schaltet das Gerät zum vorherigen Bildschirm zurück. Dieser Navigationsbereich ist recht schmal – man muss schon genau tippen und manchmal geht´s auch daneben. Das Display könnte generell einfach gern noch etwas größer sein. Ansonsten geht das Navigieren in den Menüs aber recht flüssig von der Hand und das Display reagiert schnell. Die meisten Funktionen hat man schnell herausgefunden und man kommt intuitiv zum Ziel.
Die Struktur des Bedienfeldes ist klar und logisch. Die Taster sind zwar zum Teil recht klein, aber griffig und mit klarem Druckpunkt. Die größeren Taster und die Pads zeigen ihre Aktivität durch blau beleuchtete Ränder an.
Lautsprecher
Das eingebaute Lautsprechersystem mit 2x 20 Watt erzeugt bei moderaten Lautstärken einen ausgewogenen Klang. Ich hatte den Lautstärkeregler nur selten zu mehr als 30 Prozent aufgedreht, mehr ist für den Hausgebrauch nicht nötig. Bei hohen Lautstärken beginnen die Speaker dann auch doch ein wenig zu verzerren.
Tones
Mit 1100 Tones ist das Casio MZ-X500 üppig ausgestattet. Das 128-stimmig polyphone Keyboard hat vier live spielbare Parts: Upper 1/2 und Lower 1/2. Die Zuordnung zu den Tastaturzonen ist aber frei wählbar, sodass bei Bedarf auch alle vier Parts übereinander gelegt werden können. Werden dann noch jeweils sogenannte Hex-Layer-Tones gewählt, die ihrerseits aus bis zu sechs gelayerten Sounds bestehen können, so ergibt sich tatsächlich eine maximal mögliche Zahl von 24 geschichteten Klängen. Diese aus dem XW-P1 Synthesizer und dem PX-5S Stagepiano bekannten Hex-Layer-Tones sind ein wichtiger Bestandteil der Klangerzeugung des MZ-X500, wie sich bald herausstellen wird.
Hören wir uns aber zunächst die “normalen” Klänge des MZ-X500 an. Leider stellt sich bald heraus, dass das Casio-Keyboard klanglich in dieser Klasse nicht rundum überzeugen kann. Die akustischen Pianos sind recht dünn. Da hätte man sich ein etwas aufwändigeres Sample gewünscht, zumal Casio gerade im Bereich Digitalpianos zuletzt viel Know-how und Prestige hinzu gewinnen konnte. In Verbindung mit Effekten und unterlegt mit Hex-Layer-Pads entsteht aber eine interessante Schichtung. E-Pianos stehen in unglaublicher Anzahl zur Verfügung, doch auch hier ist die Qualität eher durchschnittlich.
Bei den Orgeln steht neben gesampelten Sounds auch eine Drawbar-Simulation mitsamt Leslie-Effekt zur Verfügung. Mit den neun kleinen Schiebereglern kann man den Klang wie bei einer Zugriegelorgel verstellen, links daneben findet man Buttons für den Rotary-Effekt und die Percussion. Im entsprechenden Menü lässt sich der Sound in vielen Details einstellen. Obwohl die sehr kurzen Fader kaum richtiges Drawbar-Feeling aufkommen lassen und es natürlich noch viel authentischere Simulationen gibt, klingt die Zugriegelsimulation für ein Arranger-Keyboard der unteren Mittelklasse gar nicht mal so übel:
Die übrigen akustischen Sounds des MZ-X500, wie Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser können allerdings höchstens als durchschnittlich bezeichnet werden. Die Klangqualität reicht in vielen Bereichen nicht an das Niveau heran, das man in diesem Preisbereich von der Konkurrenz inzwischen gewohnt ist, und erinnert für mein Empfinden etwas zu sehr an die günstigeren Casio-Keyboards.
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Synth Sounds und Hex Layer
Während die akustischen Klänge also etwas enttäuschen, kann das MZ-X500 bei den Synthesizer-Sounds umso mehr überzeugen. Schon viele Tones, die nur aus einzelnen Wellenformen bestehen, sind recht brauchbar:
Eine Untergruppe der Synthesizer-Kategorie beheimatet beim MZ-X500 die schon erwähnten Hex-Layer-Klänge, die es beim kleineren MZ-X300 nicht gibt. Hex-Layer ermöglicht das Schichten von bis zu sechs Elementen, die entweder simple Synthesizer-Wellenformen oder PCM-Samples sein können und sich mit einer kompletten Synthesizer-Engine mit Filtern, Envelopes und LFOs bearbeiten lassen. Dadurch entstehen vielschichtige, druckvolle Synth-Sounds aber auch ausdrucksstarke, komplexe Flächen. Auch die Tones der letzten Untergruppe “Synth-Bass” besteht aus Hex-Layern, wobei bei diesen Presets oft einfach dieselbe Wellenform mehrfach übereinandergelegt wurde, um den Sound fetter und druckvoller zu machen. Wählt man beim Spielen einen Tone an, so kann die Schichtung mit Hilfe der kleinen Schieberegler gemixt werden. Bei den ersten beiden der folgenden Klangbeispiele habe ich das gemacht, sodass die einzelnen Layer hörbar werden.
Rhythms
Wie jedes Arranger Keyboard besitzt das MZ-X500 viele Styles, von Casio “Rhythms” genannt. Das MZ-X500 wartet mit 330 Rhythms auf, beim kleinen Bruder MZ-X300 sind es 280. Jeder Rhythm besteht aus bis zu acht Instrumenten-Parts (Drums, Percussion, Bass und Akkord 1 bis 5) sowie 12 Begleitungsmustern (Intro 1 und 2, Variation 1 – 4, Fill 1 – 4 sowie Ending 1 und 2 ). Bei den folgenden Audio-Beispielen habe ich jeweils die mittels der ONE TOUCH-Funktion vorgeschlagenen Tones gespielt.
Ich war beim Anspielen der Rhythms nicht gerade begeistert, hier kann Casio im Vergleich zur Konkurrenz nicht wirklich überzeugen. Die meisten Rhythms klingen recht statisch und sind nicht sonderlich einfallsreich programmiert. Im Vergleich wirken die Styles der Konkurrenzmodelle von Yamaha und Korg wesentlich lebendiger und musikalischer. Die Taste “Break” erzeugt beim MZ-X500 übrigens einfach einen Takt absoluter Stille, wie im Audiobeispiel “ModernBallad” deutlich zu hören. Das ist symptomatisch für die etwas lieblose und wenig inspirierende Programmierung des Arrangers.
Allerdings lassen sich Rhythmen bearbeiten, wodurch man noch einiges aus dem Arranger herausholen kann. Für die Editierung der Begleitspuren ist ein komfortabler Pattern-Sequenzer an Bord. Die vorhandenen Rhythms lassen sich recht schnell an den persönlichen Geschmack anpassen. So kann man beispielsweise aus einem unbefriedigenden Rock-Style in wenigen Schritten einen gut klingenden Electro-Rhythm basteln. Die guten Electro-Drums und Synth-Sounds machen’s möglich! Es gibt sogar die Möglichkeit, MIDI-Files zu importieren und als Elemente von User-Rhythmen zu verwenden. Mit ein bisschen Geschick und Geduld kann man sich auf diese Weise also eigene Begleit-Styles basteln.
Pads und Sampling
Es fällt auf, dass die 16 anschladynamischen Pads einen Großteil des Bedienfelds ausmachen. Das zeigt, dass diesem Bereich eine große Bedeutung im Gesamtkonzept des MZ-X500 zukommt. Die Möglichkeiten, diese Pads einzusetzen, sind ausgesprochen vielfältig: Man kann sie mit Samples, MIDI-Phrasen und/oder Akkord-Informationen für den Arranger belegen. Es sind auch Kombinationen dieser drei Funktionen möglich. Samples können über den LINE IN – bzw. MIC IN – Eingang in das Instrument gespielt werden und werden auf User-Speicherplätzen abgelegt. Bei der Sampling-Zeit unterscheidet das Keyboard zwischen langen Samples von maximal neun Sekunden Länge (hiervon lassen sich intern vier speichern) und bis zu 32 kurzen Samples von je drei Sekunden Länge. Damit ist die Sampling-Kapazität überschaubar, reicht aber für das Experimentieren mit ein paar Loops und One-Shot-Samples aus. Bei Bedarf lassen sich aufgenommene Samples und Pad-Settings auf einem USB-Stick sichern und von dort wieder laden (jedoch nicht direkt vom USB-Stick abspielen).
Größter Schwachpunkt der Sampling-Funktion ist aber, dass man leider keine Samples im WAV-Format einladen kann. Es funktioniert nur der Weg über den analogen Line-In-Eingang, es muß also immer “von Hand” gesampelt werden. Die Samples können einfach abgespielt oder geloopt werden, wobei viele Parameter zur Steuerung dieser Funktion zur Verfügung stehen. Im folgenden Beispiel habe ich mit einem kleinen Headset-Mikrofon recht unkompliziert vier Sprachsamples aufgenommen und auf verschiedene Pads gelegt. Man könnte die Samples synchron zum Arranger einstarten, ich habe sie manuell “eingeflogen”.
Die CHORD-Funktion ist praktisch für Anwender, die Musik machen möchten, ohne über das harmonische Grundwissen zu verfügen. Bei entsprechender Einstellung kann man die Akkordwechsel des Arrangers über die 16 Pads steuern. Auch komplette Akkordfolgen können auf ein Pad gelegt werden. Es gibt einen großen Fundus an Werks-Presets, es kann aber auch frei programmiert werden. In Kombination mit der Möglichkeit, Melodie-Phrasen auf die Pads zu legen, die dann von den gewählten Live-Parts abgespielt werden, sind der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt. Eine solch flexible Pattern-orientierte Möglichkeit der Komposition oder Live-Performance sucht man bei anderen Arranger-Workstations bislang vergebens. Ein Vergleich mit Ableton Live ist naheliegend – natürlich bietet die DAW insgesamt viel mehr Funktionen, aber das Prinzip ist vergleichbar.
Dem Testgerät war ein USB-Stick beigelegt, der ein Installations-Pack enthielt, das man problemlos in den internen Speicher überspielen konnte. Ich vermute, dass dieser Stick jedem Neugerät beiliegt und die Möglichkeiten veranschaulichen soll, die im Keyboard stecken. Dabei wird deutlich, dass die Stärken des MZ-X500 vor allem im Bereich Electro-Beats und Synthesizer-Sounds liegen. Programmiert wurden die Registrierungen vom Keyboarder Ralph Maten, der für Casio tätig ist. Bei den folgenden Beispielen wurden drei verschiedene Kompletteinstellungen angewählt und jeweils durch spontanes Benutzen der Pads, des Arrangers und der Tastatur improvisiert.
Registrierungen und Music Presets
Im Registrierungsspeicher können Komplett-Setups (Klangfarben, Rhythm, Pads usw.) gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden. Intern stehen 12 Bänke mit jeweils acht Registrierungen, also insgesamt 96 Speicherplätze zur Verfügung. Auch hier kann der Speicherinhalt bei Bedarf auf einem USB-Stick archiviert werden. Sehr wertvoll für den Live-Betrieb ist die Möglichkeit, eine vorher programmierte sogenannte Registrierungs-Abfolge per Fußpedal nacheinander umzuschalten. Das ist praktisch, wenn man die Hände beim Spielen auf der Klaviatur lassen muss und nicht über die Taster umschalten kann.
Ähnlich der Music Finder Datenbank bei Yamaha gibt es beim MZ-X500 eine Funktion namens MUSIC PRESET, mit der Einstellungen für Klangfarbe, Style und sogar Akkordfolge optimiert auf bestimmte Genres und Songs gespeichert werden können. Einige Music Presets sind bereits werksseitig vorprogrammiert, bis zu 100 User-Presets kann man sebst erstellen.
MIDI- und Audio-Recorder
Der recht üppig ausgestattete MIDI-Recorder des MZ-X500 kann bis zu 100 Songs zu je 17 Spuren verwalten und bietet damit genügend Kapazität für umfangreiche Aufnahme- und Produktions-Sessions. Audio-Aufnahmen lassen sich direkt auf einem USB-Stick durchführen, hier liegt die maximale Kapazität bei 100 Dateien bis zu einer Länge von je 90 Minuten (je nach Kapazität des USB-Sticks). Aufnahmen werden im WAV-Format mit 16 bit und 44,1 kHz gemacht. Alle Hörbeispiele in diesem Test wurden auf diese Weise aufgenommen.
Christiane Held sagt:
#1 - 29.06.2016 um 17:38 Uhr
Vielleicht sollte man noch erwähnen das Yamaha Styles importiert werden können
und erstaunlich gut klingen.
Im Juli gibt es ein Update. Dann können Samples geladen und auch der Tastatur
zugewiesen werden. Dazu gibt es Software.
Dann kann sich jeder seine "Lieblingstrompete" selber samplen
Das das Piano dünn klingt kann ich so nicht bestätigen, ganz im Gegenteil.
Ich habe im Moment das MZ-X 500 und Das Korg PA-900 und da klingt
das Casio Piano wesentlich voller und runder.Gruß
andi sagt:
#1.1 - 24.07.2016 um 22:27 Uhr
Das angekündigte Firmware Update ist noch nicht erschienen. Die Möglichkeit des Imports von Yamaha Styles wird in den User Manuals nicht erwähnt. Ich habe ein japanisches Youtube Video gefunden, in dem tatsächlich gezeigt wird, wie es funktioniert. Ich habe das hier einmal mit 3 Styles aus dem Tyros 5 ausprobiert. Wie man hören kann, klingen die Styles im Casio nur mäßig. Yamaha benutzt in den Styles viele spezielle Mega-Voices, die nicht einfach ersetzt werden können.https://soundcloud.com/user...
Antwort auf #1 von Christiane Held
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChristiane Held sagt:
#1.1.1 - 25.07.2016 um 10:03 Uhr
ja, ganz wie ein Tyros 5 klingt das Casio natürlich nicht, muß es aber auch nicht.
Ich finde aber die Möglichkeit, die Styles zu laden schon gut und mit ein wenig Nacharbeit bekommt man aus meiner Sicht sehr gut klingende Styles, vor Allem wenn man die Preisklasse berücksichtigt.
Antwort auf #1.1 von andi
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenLinux Tuxfriend sagt:
#2 - 25.12.2016 um 12:30 Uhr
Ich finde, man sollte den Test aktualisieren, da nun schon Firmware 1.40 mit zahlreichen Verbesserungen verfügbar ist.
editor sagt:
#3 - 02.10.2018 um 05:05 Uhr
Besser man testet selber!
Jusuf sagt:
#4 - 09.02.2019 um 20:40 Uhr
Finde den Test nicht gut, das Gerät ist spitze!
Kevin sagt:
#5 - 15.02.2019 um 23:02 Uhr
Hallo
Wie kann ich das Keyboard auf Deutsch umstellen?
Lg
Andreas sagt:
#6 - 08.05.2024 um 17:00 Uhr
Es ist nun 2024 und das Casio leider nicht mehr erhältlich. Ich habe eines der letzten in 2020 abgegriffen und finde es hat unheimlich viele Möglichkeiten und meist sehr gute Sounds. Kkavier E-Piano und Orgel sind hervorragend. Orchester und Naturinstrumente sind eher meh., aber einem Aleinunterhalter Keyboard angemessen. Diese Leute spielen nunmal eh eher Schlagerkäse von Goldlöckchen H.F. Ansonsten erinnert es mich von den Möglichkeiten an meine Fantom G Workstation mit Arranger statt Studio Mode. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist die Tastatur, welche auf Dauer keine Freude aufkommen lässt, aber mit etwas Geschick kann man einen dickeren Streifen Dämmstoff einlegen und das aufkommende Klappern eleminieren. Wer das Teil gebraucht unter 600 Euro findet hat ein Schnäpchen gemacht. Updates und Software kann man mit Google immer noch bei Casio im Archiv finden. Schade das CASIO das Bedienkonzept nun wieder wie die Konkurenz mit billigen Displays von 1990 eingeschrumpft hat. Das MZ-X500 ist nun schon wieder Zukunft statt Vergangenheit.